Kapitel 63

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Roman

Es ist ziemlich merkwürdig wieder zuhause zu sein, alleine, irgendwie als wäre ich nie weg gewesen. Nur die Tatsache das sich einiges an Terminen, Papierkram gehäuft haben, erinnert mich gerade daran, das ich tatsächlich weg war und die grösste Tatsache ist, das ich mich gerade total alleine fühle. Wenn man drei Wochenlang, 24 Stunden jemanden um sich herum hatte, ist es nicht einfach damit umzugehen, das diese Menschen plötzlich ganz wo anders sind und nicht bei mir. Mich tröstet nur der Gedanke dass ich sie spätestens in zwei Tagen wiedersehen werde, morgen Mittag kommen meine Eltern, bleiben eine Nacht und dann werde ich nach unserem Test von der Mannschaft, gegen Abend zu Ihnen fahren. Bis dahin kann Tilla ihre Sachen erledigen und ich komm ihr nicht in die Quere, wenn alle die, die sie nach so langer Zeit erst einmal begrüßen wollen, bei ihr sein werden. Ich packe erst einmal meine Tasche aus, um danach zu duschen und mich auf die Couch zu legen. Während ich meine Sachen verteile, muss ich durch die Wohnung und mir fallen Sachen auf, die mir vorher nicht bewusst waren. Ich habe soviel herumstehen, Sachen die runtergeschmissen werden können, oder auf kleine Jungs fallen können, wenn sie erst einmal anfangen zu krabbeln oder ihre ersten Laufversuche machen. Ist meine Wohnung überhaupt kindersicher, natürlich muss ich mir anfangen darüber Gedanken zu machen, auch wenn es noch zu früh ist, bestimmt werden Tilla und Ben öfter bei mir schlafen, oder ihre Zeit hier bei mir verbringen wollen, wo soll dann Ben schlafen, wo ist sein Platz? Ob ich mein Fitnessraum auflösen und für ihn Platz schaffen sollte? Ich möchte unbedingt das sich beide von Anfang an hier wohlfühlen und Tilla soll sich bloß keine Gedanken machen müssen. Irrsinnig wie man seine Denkweise plötzlich ändert und vieles wichtiger oder aber auch eher unnützer  sich anfühlt, nur weil man ein Teil von einem kleinen Jungen geworden ist. Ob ich für ihn Spielsachen besorgen darf, oder möchte Tilla lieber die eigenen Sachen mitbringen? Wenn ich hier Anfange alles zu ändern und meine Freunde oder Kollegen mich besuchen, wie soll ich Ihnen das alles erklären, wenn wir überhaupt noch nicht soweit sind es offen zuzugeben? Für heute versuche ich die Gedanken auszuschalten und beschließe es mit Tilla zu besprechen, wenn es soweit ist. Wer weiß wann sie überhaupt das erste mal hierher kommen würden.

Die Nacht wache ich automatisch zweimal auf, Ben ist immer nachts zweimal wach geworden weil er Hunger hatte, das muss mich irgendwie geprägt haben. Mein erster Tag ohne sie ist ziemlich stressig, tausend Termine und Erledigung die ich hinter mich bringen muss, am Abend bin ich erleichtert das ich zuhause bin und endlich in Ruhe mit Tilla und Ben telefonieren kann. Gerade als ich mein Handy in die Hand nehme um mit ihnen zu skypen, klingelt es an der Tür. Ich bin ziemlich verwundert, wer könnte das sein? Vielleicht ein Nachbar der irgendwas für mich angenommen hat, aber habe ich überhaupt was bestellt, das kann es also nicht sein! Ich öffne die Tür und kann es nicht glauben wer vor mir steht, in einem Sommerkleid, Sandalen und die Haare hochgesteckt, ihr Parfüm kommt mir entgegen, was ich schon immer ziemlich zu blumig fand, steht Hanna vor mir „hey" begrüßt sie mich und ich stehe vor ihr und kann nichts sagen, was will sie hier, wir haben doch nichts mehr was uns verbindet, was kann es sein, das sie plötzlich hier unangemeldet auftaucht. „Darf ich kurz rein, ich würde gerne mit dir reden" sagt sie und ich bin so überrascht, das ich ein Schritt zur Seite mache und ihr mit der Hand andeute, dass sie rein kommen soll. Sie läuft an mir vorbei, geht Richtung Wohnzimmer und ich bemerke wie sie die Wohnung mustert, ihre Blicke streifen in jede Ecke und ich verstehe nicht was das jetzt soll. „Es hat sich nichts verändert!" stellt sie fest, „was sollte sich auch verändert haben?" frag ich sie. Sie läuft Richtung Couch und blickt drauf „setzt dich bitte" sag ich ihr, nur damit sie einfach sagt, was sie mir Zusagen hat und dann geht. Sie nimmt auf der Couch Platz und ich setzte mich mit viel Abstand ihr gegenüber. Sie bemerkt natürlich sofort die Distanz, sie zupft an ihrem Zopf „ich fresse dich schon nicht" sagt sie mit einem gewissen Unterton, den ich noch nie leiden konnte. „Ich fühl mich wohl auf meinem Platz!" gebe ich ihr zu verstehen, damit sie weiß das ich merke, was für eine Ironie hinter ihrer Feststellung ist.  Hanna schaut erst auf den Boden und dann schaut sie mich an

Hold my hand Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt