Kapitel 15

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Ich habe einige Bücher die letzten Wochen gelesen, irgendwie musste ich mich ja vorbereiten. Auch wenn ich eine Hebamme habe und in so ein Geburtsvorbereitungskurs war, wo ich eher geschwänzt habe, als es regelmäßig zu besuchen. Ich dachte soviel Frauen auf dieser Welt haben noch nie so ein Kurs besucht, warum muss ich das machen, sie haben es auch geschafft ihre Kinder zubekommen. Alex war nie begeistert davon
das ich so denke, „du möchte unbedingt eine Hausgeburt, also sollte du dich mich besser drauf vorbereiten", sagte er. Das habe ich dann auch gemacht, in dem ich Bücher gelesen habe. Ich weiß zumindest das bei anfänglichen Wehen nicht gleich die Geburt losgeht, es kann Stunden sogar Tage dauern, also brauch ich jetzt keine Panik schieben und Alex wecken.

Mein Freund liegt immer noch auf der Couch und schläft, also lass ich ihn schlafen. Ich warte ab bis es wirklich ernst wird, aber das ist mein erstes Kind, wann weiß ich wann es ernst wird? Vielleicht bin ich nicht so Schmerzempfinden wie andere und merke zu spät, das ich schon mittendrin stecke und was ist dann? Alex würde mich verfluchen, wenn es plötzlich schnell losgeht und keine Zeit mehr ist um meine Hebamme anzurufen. Meine Hebamme Uschi schläft sicher auch tief und fest, ich würde sie vielleicht unnötig wecken und Alex würde unnötig in Panik geraten. Ich stell ihn mir schon förmlich vor, wie er sich die Haare rauft aus Angst, ich sehe schon sein Panik erfülltes Gesicht vor mir, das möchte ich mir jetzt noch ersparen, bis ich mir wirklich sicher bin das es kein Fehlalarm meinerseits ist! Ich beschließe durch die Wohnung zu laufen, das Gewitter zu beobachten und ein Wassereis zu essen. Nach und nach ist das ziehen schon ziemlich intensiv, ich kann mir bald nicht mehr eingestehen, das es nicht losgeht und ich Hilfe brauche. Ich wünschte es wäre nicht heute soweit, nicht an Roman seinem Geburtstag, das ist es eigentlich was mich beschäftigt. Ich möchte nicht das mein Kind, am Geburtstag meines Exfreundes auf die Welt kommt und sie eine Verbindung miteinander haben, den gleichen Tag der Geburt!

Als es dann nach zwei Stunden soweit ist, das ich mich vor Schmerz am Stuhl festhalten muss, ist eines klar, ich muss endlich Alex wecken, ich möchte bestimmt nicht das Kind bekommen und es ihm vor die Nase halten, das würde er mir natürlich nie verzeihen. Ich laufe ganz langsam zu ihm, ich habe ja Zeit, also warum beeilen,
Immer noch habe ich die Hoffnung, das es nicht soweit ist. Ich stell mich an die Couch und sehe einen zusammengekauerten Alex vor mir liegen, er sieht so entspannt und süß aus, aber gleich wird er aus seinem Träumen gerissen und wird alles andere als entspannt sein. Ich streichle Alex über sein weiches Haar, er glaubt wohl es ist wie immer die nächtliche Gefühlsatake die mich überkommt und ich ihn einfach nur streichle. Mein Alex lächelt ganz sanft und versinkt noch tiefer in die Couch, das bringt wohl nichts, er fühlt sich gerade mehr als nur wohl und das heißt, er schläft noch tiefer als vorher. Diesmal halte ich ihn an der Schulter fest und schüttelt ihn nicht sehr sanft, das wirkt und Alex öffnet seine Augen, diese sind total schläfrig und rot überlaufen, er schaut mich sehr verwirrt an. „Schatz bitte bekomm keine Panik, reg dich nicht auf, steh langsam auf, aber ich glaube das Baby kommt" versuche ich ihm vorsichtig die Neuigkeit zu übermitteln. Er setzt sich sofort auf, reißt seine Augen auf und ich bekomme Angst vor diesen großen aufgerissen Augen „wie du glaubst es könnte soweit sein?" fragt er mich hektisch. „Naja ich bin mir eigentlich ziemlich sicher das es soweit ist! Ich habe auf die Uhr geschaut, alle 15 Minuten habe ich eine Wehe", „15 Minuten sind nichts, warum hast du mich nicht eher geweckt, ich muss doch Uschi Bescheid geben, Sie muss doch kommen!" total unkontrolliert versucht Alex aufzustehen, verheddert sich an der Decke und macht fast ein Abflug, er kann sich gerade noch so festhalten und ich verfalle in ein Lachflash. Als ich mich einigermaßen beruhigt habe und für ein paar Sekunden mein Schmerz verdrängt ist, schau ich Alex an, der verzweifelt sich hochrafft. „Ganz langsam, wir rufen Uschi jetzt an, bis dahin bist du für mich da", „Schatz hast du mal rausgesehen? Es stürmt, sie wird Zuspätkommen, wie soll sie das schaffen?"
„Alex wir schaffen das"' versuche ich ihn zu beruhigen. „Nein Tilla, das war nicht so abgemacht" und ich widerspreche ihm gleich „Alex ich habe noch Zeit und Uschi schafft es! Versprochen!" dann küsse ich ihn ganz zärtlich, er lächelt nach dem Kuss „es ist soweit, wir werden Eltern und wir schaffen es gemeinsam!"
sagt er voller überzeugen. Natürlich schaffen wir das, warum sollten wir es auch nicht schaffen, außerdem glaube ich kaum das Uschi zu spät kommen würde, er schiebt einfach unnötig Panik, aber auch nur weil er uns liebt!

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