Seit einigen Tagen sind wir mittlerweile in Schweden, dieses Land ist viel schöner als ich es erwartet habe. Meine Vorstellungen und die Bilder die man kennt, sind viel beeindruckender als man glaubt! Die Natur ist unglaublich einprägend und auf diesem Stückchen Erde liegt soviel Ruhe und Kraft, da hat man keine andere Möglichkeit als zur Ruhe zu kommen. Ich merke auch täglich wie Roman Kraft tankt und er ein ganz anderer Mensch wird. Natürlich hat das sicher auch was damit zu tun, das es zwischen uns eine klare Linie gibt und er genau weiß wo dran er bei uns ist. Wie vereinbart lernen wir uns irgendwie neu kennen, ich merke selber das er gelöst wirkt, das es Seiten an ihm gibt, die ich vorher nie so wahrgenommen habe. Wir beide haben uns die letzten Jahre weiterentwickelt, wir wissen jetzt mehr denn je was uns wichtig ist und was uns gut tut. Vielleicht waren wir vorher noch nicht reif genug oder uns war nicht genau im Klaren, was eine Beziehung ausmacht, was nötig ist um auf den anderen einzugehen. Vielleicht sind wir auch daran gescheitert, weil was nicht ausreichend genug war und ich nach was anderem gestrebt habe. Vielleicht war ich es auch die nicht gemerkt hat, was ich eigentlich will, aber doch, ich habe das bekommen was ich wollte, meine Veränderung um das zu sein, was ich jetzt bin. Die letzten Tage haben wir uns sehr intensiv unterhalten, über das was war und das was wir nicht wahrgenommen haben und sogar er sagt, er musste lernen Zeichen besser zu deuten. Man sollte immer und ehrlich miteinander sein, man sollte immer über alles reden können, aber manchmal sollte man auch ohne reden, den anderen verstehen können. Denn ist es nicht oft so, das es einem nicht gut geht und man weiß selber nicht woran es liegt, dann ist es doch im Vorteil wenn der gegenüber merkt, das was nicht stimmt. Sollte man dann nicht gemeinsam eine Lösung oder den Grund finden? So lernt man sich besser kennen und man hat das Gefühl, wahrgenommen zu werden. Roman sagt er habe irgendwann resigniert, weil er nicht wusste wie er an mich rankommen kann und mir das Gefühl geben kann, eigentlich haben wir doch alles was wir brauchen. Ich habe ihm erklärt, er hätte sagen können was er wollte, der Drang von einer anderen Tilla war größer und ich wurde immer unzufriedener mit mir selber, ich wollte ihn nicht in meine Unzufriedenheit mit runterziehen. Wir wollen jetzt alles anders machen, in erster Linie uns verstehen, indem wir miteinander reden! Wir wollen unsere Freiheiten füreinander, wir wollen eifersüchtig sein dürfen, ohne das gleich Missverständnisse aufkommen, wir wollen Auszeiten für uns beide, wir wollen uns in die Augen schauen und wissen was wir aneinander haben. Roman meinte eher nach seiner Meinung scherzhaft, wir wollen ganz viel Liebe machen, das wäre in der Schweiz Pflicht, gerade beim zweiten Versuch. Ich bin mir da nicht ganz so sicher, ob er das wirklich so scherzhaft meinte, nach seinem merkwürdigen Zwinkern, als er es aussprach. Dann schaut er mich immer an und sagt, „ich will dich" ein Satz was mehr anrichtet, als tausend andere Worte zuvor. Wenn ein Mann dich so ansieht, mit diesem besonderen Blick und diese drei Worte sagt, dann meint er das auch so. Wir genießen uns und wir genießen unsere Berührungen, ich liebe es das er nach jedem Kuss lächelt, ich liebe es das er Gänsehaut bekommt, wenn ich mit seinen Haaren spiele, ich liebe es das er nach jeder noch so einfachen Berührung mich anhimmelt und vor allem liebe ich es wie er mit Ben umgeht. Es gibt allerdings auch noch keine Liebesbekundungen, keine Spitznamen oder irgendwelche Kosewörter füreinander, das finde ich sehr angenehm und noch viel zu früh, das ist es was das langsam angehen für mich auch bedeutet, man wird nicht unter Druck gesetzt. Mir ist nun klar das viele Dinge dazu gehören, um genau dort zu sein wo man gerade steht, nur wer sein gestern und heute akzeptiert, kann sein Morgen frei gestalten, nur wer loslässt, hat freie Hände die Zukunft zu ergreifen.
Meine zwei Jungs und ich sind im Moment richtig glücklich, gäbe es nicht da eine Sache, die Roman ziemlich verunsichert. Ben hat ein großes Problem damit, dass Roman und ich uns küssen, näher kommen, er schaut immer grimmig, er möchte dazwischen gehen, sogar fängt er manchmal an zu weinen. Roman verzweifelt schon richtig und nimmt sogar Rücksicht auf ihn und küsst mich nur, wenn der kleine Zwerg es nicht mitbekommt. Aber das ist die falsche Lösung, er muss wissen das er mich küssen darf und das es nichts verändert was ihn betrifft. Ben ist eifersüchtig und möchte seine Mama nicht teilen, ich habe Roman versucht zu erklären, das Ben immer nur mich hatte, dass er weiß das es was intensives ist und nicht möchte das Mama noch so eine Bindung hat. Ben aber muss lernen das Roman nichts verändert, sondern eher gut für Mama ist. Ich weiß er ist noch klein und kann es noch nicht verstehen, aber er wird schnell merken das es was gutes ist. Ben liebt Roman und sucht immer seine Nähe, sie spielen miteinander, Roman kümmert sich um ihn, er füttert ihn, wickelt ihn und sogar liest er ihm abends eine Geschichte vor, Ben könnte auf ihn nicht verzichten, genauso wenig wie ich.
Wir wissen beide, dass unsere Reise nicht mehr lange dauert, gerade weil Roman seine Saison bald anfängt und er sich auch vorbereiten muss, weil Ben und ich schon ziemlich lange abgetaucht sind und unsere Familien langsam ungeduldig werden und weil ich auch nicht die Gutmütigkeit unserer Nachbarn ausnutzen möchte und noch länger ihr Wohnwagen in Beschlag nehmen kann. Obwohl sie mir vergewissert haben, ich kann solange wegbleiben und Kilometer fahren wie mir danach ist, trotzdem habe ich langsam kein gutes Gefühl dabei. Wir sind auf dem Weg nach Stockholm, da wollen wir zwei Tage bleiben und dann uns auf den Rückweg machen, das dauert auch zwei bis drei Tage wenn wir gut durchkommen würden. Heute steht ein Besuch in einem Tierpark an, wo hauptsächlich Elche zu besichtigen sind. Roman ist schon total aufgeregt, weil er unbedingt Ben sein erforschtes Wissen weitergeben möchte, obwohl Ben sicher nur auf die Tiere achten wird und von Roman seinen Erklärungen kein Wort verstehen kann.
Roman hat sich geweigert den Kinderwagen mitzunehmen, „so sieht er doch kaum was" war sein Protest, also bedeutet es das er Ben die ganze Zeit tragen muss, zur Sicherheit habe ich sein Trage mitgenommen, sicher ist sicher. Wir laufen durch den Park, ich weiß nicht wer aufgeregter bei dem Anblick von den mächtigen Elchen ist, Roman oder Ben. Der große von beiden zeigt dauernd auf die Tiere, der kleine folgt mit seinem Köpfchen dem ausgestreckten Arm des Erwachsenen hinterher und ist manchmal so überfordert, das er einfach sein Kopf ablegt und nur schlafen möchte. Es kommt wie es kommen muss, es wird langsam anstrengend Ben durch den ganzen Park zu tragen, Roman möchte es nicht zugeben und zum Glück kann ich ihn überzeugen, das mein Sohn den Rest des Spazierganges in der Trage schlafen sollte, so zumindest bekomme ich auch mal die volle Aufmerksamkeit von ihm. Wir laufen nebeneinander durch den Park, bis ich unbewusst einfach seine Hand nehme und wir Händchen haltend laufen, er bleibt kurz stehen, schaut auf unsere Hände, lächelt und mir wird selber bewusst, das wir das erste mal so miteinander laufen seit unserer Trennung und es fühlt sich verdammt nochmal gut an, einfach geborgen!
Wir machen eine kurze Pause auf einer Bank, trinken unser mitgebrachtes, Ben schläft tief und fest in der Trage auf Romans Oberkörper und ich setzte mich hinter Roman und umklammere ihn mit meinen Armen. Noch am Anfang unserer Reise hätte ich niemals gedacht, das ich an diesem Punkt ankomme, verarbeite, gehenlasse, zulasse und mich treibenlasse für was Neues, aber es ist gut so wie es gekommen ist, ich würde als im Bewusstsein erweiterte Person zurück kehren. Wir sind ja nun einige Wochen unterwegs, manchmal habe ich mich wie ein Zigeuner gefühlt, ein Mensch ohne zuhause, obwohl ich ein zuhause habe und einfach dort hin zurückkehren müsste. Aber mir ist auch in all der Zeit bewusst geworden, unser zuhause ist nicht da wo unsere Möbel stehen, wo die Post ankommt, wo der ganze Schnickschnack von Luxusgütern auf uns wartet. Unser zuhause ist da wo wir sind, wo unsere Herzen sich treffen, wo Geborgenheit, Mitgefühl, Zuneigung, Bedingungslose Liebe herrscht, ohne Raum und Zeit, da wo mein Ben und ich sind. Jetzt gibt es noch einen der zu uns gehört und der unser zuhause mit viel Liebe und Wärme füllt, jetzt sind wir endlich vollkommen angekommen, in einem zuhause irgendwo auf der Welt, da wo uns nichts mehr im Herzen fehlt!
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Hold my hand
FanfictionMan weiß nie wo sich unsere Wege hinführen, nicht wie weit wir gehen können! Man glaubt glücklich zu sein, dass nichts mehr schief gehen kann, aber manchmal ist nichts wie es aussieht! Manchmal verändert sich alles von einer auf die andere Sekunde...