Kapitel 16

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Da ist er mein kleiner Junge, gerade mal einige Minuten alt und sofort hat man das Gefühl, von ewiger bedingungsloser Liebe. Ich betrachte ihn mit voller Ehrfurcht und Dankbarkeit, das er sein Weg zu uns gefunden hat. Alex ist immer noch ziemlich ergriffen und weint, was ist mir mir, keine einzige Träne des Glückes! Keine Frage ich bin sehr glücklich,  aber warum weine ich nicht? Immer höre ich von anderen Müttern das sie weinen müssen, in jedem Film sieht man die Frauen weinen nach der Geburt ihres Kindes, und ich verliere keine einzige Träne der Erleichterung und das Bild von Tränen des Glückes! Muss man eigentlich immer weinen oder ist es auch normal nich zu weinen? Bin ich überhaupt normal oder stimmt was nicht mit mir? Ich wundere mich über mich selber, ich bin ergriffen, aber nicht den Tränen nah!

Unser Kind macht merkwürdige Bewegungen im Gesicht und ich muss Lächeln „es ist perfekt!" sag ich meinem Freund „oh ja, mehr als nur perfekt!" stellt auch mein Freund fest. „Er sieht aus wie du!" sag ich ihm, er schaut mich an und dann noch mal genauer unserem Sohn „genauso verknautsch wie ich!" sagt er lächelnd. Ich streiche über sein noch verschmiertes Köpfchen und fühle ziemlich intensiv seine Wärme in meinen Fingern „wie heißt der kleine Mann?" fragt uns Uschi. Alex und ich schauen uns an und sagen fast gleichzeitig „Ben, das ist unser kleiner Ben".

Wir waren uns ziemlich schnell einig bei der Auswahl des Namens, lange wurde nicht diskutieren und überlegt, ganz einfach und klar ist es ein Ben. Er sieht auch noch aus wie ein Ben, keine Ahnung wie ein Ben eigentlich aussieht, aber genauso muss er aussehen! Sein Name passt einfach zu ihm und ich bin glücklich über unsere Entscheidung! Alex küsst mich und dann unseren Sohn, der gerade sich streckt und sein Finger in Papas Auge rammt, er ist auf der Welt und zeigt schon wo es lang geht, mein kleiner Spatz. Uschi lässt uns einige Minuten als Familie alleine um unsere Zeit zu genieße, bis sie dann irgendwann wieder zu uns kommt und sagt, sie hat alles vorbereitet um Ben sauber zumachen und zu kontrollieren ob alles soweit okay ist. Alex hat natürlich schon längst alle seine Finger und Zehen gezählt und geschaut ob alles komplett ist! Alex und Uschi verschwinden mit Ben im Bad und ich liege ganz alleine in meinem Bett, vor kurzem lag ich hie noch mit schmerzen, verzweifelt und kraftlos und jetzt habe ich das Gefühl zu platzen, weil ich diese wuchtartige intensive Gefühle nicht richtig einordnen kann! Man hat plötzlich das Gefühl anders zu sein, nie wieder ohne dieses Wesen sein zu wollen, obwohl man ihn erst ein paar Minuten kennt. Man hat das Gefühl noch nie ist was schöneres im Leben passiert, als dieses Baby im Arm zu halten, nichts kann dieses Gefühl topen, nichts auf der Welt möchte man eintauschen für diese Macht des Wahnsinns. Es ist unglaublich und unrealistisch, was macht so ein Wesen mit einem, es nimmt einen  für immer ein und man weiß es ist endlos ohne Beschränkung und bedingungslos. Man möchte es beschützen und lieben, bis zum letzten Atemzug! Wann habe ich jemals ansatzweise solch eine Liebe gespürt, vielleicht ein Bruchteil von Liebe, von solch einer Liebe! Sowas kann man nur empfinden, wenn man eine Mutter ist, sein eigenes Fleisch und Blut sieht und spürt, er ist das Beste was mir je passiert ist!

Nach einigen Minuten kommt Alex mit Ben im Arm zu mir, Ben ist am motzen und Alex am stahlen, bei ihm wirkt sein Lächeln als wäre es für immer befestigt  und würde sich nie wieder lösen. Meine beiden Jungs legen sich zu mir und als Ben wieder auf meiner Brust liegt, hört er auf zu weinen. Alex beobachtet uns beide und ein „hach" kommt von seinen Lippen, ich richte mein Blick zu ihm und spitze meine Lippen, er folgt meiner Einladung und wir küssen uns „Danke Alex für dieses wunderbare Geschenk" flüstere ich ihm zu. Alex wicht meine Haare nach hinten, die ziemlich durcheinander und Kraus sind, „ich liebe dich und ehrlich, das haben wir beide richtig gut hinbekommen" sagt er lachend. Eine Weile bleiben wir noch so gekuschelt liegen, bis Alex Ben seine Wiege aus seinem Zimmer holt und wir ihn hineinlegen. Uschi kontrolliert mich, ich gehe etwas schwummrig ins Bad um mich abzuduschen, Alex macht unser Bett frisch und Uschi verabschiedet sich irgendwann von uns. Alex bekommt etwas Panik jetzt mit unserem Baby nach diesen Stunden alleine zu sein und ich im Gegensatz bin froh endlich mit meiner kleinen Familie alleine sein zu können. Uschi kommt in ein paar Stunden wieder und schaut nach dem rechten, verspricht sie. Kaum ist Uschi aus der Wohnung leg ich mich ins Bett, ich bin unendlich müde und erschöpft, Alex schiebt die Wiege mit unserem schlafenden Sohn ganz nah an unser Bett und kuschelt sich dann an mich. „Schatz sollten wir nicht irgendwem Bescheid geben?" ich drehe mich leicht zu ihm und sag einfach nur noch erschöpft „später, ich brauche jetzt erst einmal Ruhe und die würden wir nicht bekommen, wenn es einer erfährt" Alex nickt mir zustimmende zu, „Wie soll ich bloß jetzt schlafen?" flüstert er mir ins Ohr, ich drück sein Arm näher um mich und schließe meine Augen, lange dauert es nicht bis ich einschlafe. Zwei Stunden später meldet sich unser Ben, es ist merkwürdig sein wimmern zu hören, plötzlich ist ein ganz andere Lebendigkeit in unserer Wohnung. Alex springt sofort auf  nachdem er Ben hört, holt ihn raus und legt ihn zu mir. Er fragt mich „was jetzt?", man sieht deutlich Ben seine Lippen vibrieren und seine Zunge sucht was „er hat Hunger" stell ich fest und schaue Alex an. Unsere Blicke sind wie von zwei Anfängern, was wir auch eigentlich sind! Vor diesem Moment hatte ich immer irgendwie Angst, wie funktioniert das, bekomme ich es überhaupt hin, wie muss ich mich anstellen? Verrückt diese ganze Sache, ein Wunder der Natur dass eine Mutter sofort nach der Geburt bereit ist, um ihr Säugling zu sättigen. Ich hebe mein Oberteil hoch und drücke Ben an meine Brust, mein Sohn fängt sofort an zu saugen, er weiß direkt was zu machen ist. Alex hat sein Handy auf uns gerichtet und filmt uns bei unseren ersten Schritten. Ich streiche über Ben sein Köpfchen und spüre was richtig merkwürdiges in mir, so unbeschreiblich das ich es nicht erklären kann, diese Verbindung  die durch das stillen sich entwickelt, ist nicht in Worte zu fassen. Während wir da so zu dritt liegen und unsere gemeinsame Zeit die erst vor einigen Stunden begonnen hat genießen, küsst Alex mein Hals „ich Danke dir, das wir das so geniessen können! Du hattest immer recht, so eine Hausgeburt ist schon was besonderes, diesen Moment zuhause zu erleben ist viel intensiver und jetzt liegen wir hier und keiner stört!"

Manchmal muss man einfach sein Ding durchziehen, wenn man von was überzeugt ist sollte man es auch machen! Egal ob man Angst davor hat oder es sich nicht richtig anhört! Es kann nur richtig sein wenn man davon überzeugt ist, niemals kann es falsch sein wenn man es fühlt! Wie oft macht man Sachen die sicher scheinen, aber nicht unbedingt Sicherheit bedeuteten. Diesen Moment kann uns niemand mehr nehmen und Alex hat recht, das war eine gute Entscheidung mit der Hausgeburt! Nun wird es auch langsam Zeit unseren Familien und Freunden die freudige Nachricht mitzuteilen. Ich ruf meine Mutter an und sag ihr das wir einen perfekten kleinen Jungen haben, ihre Frage in „welchem Krankenhaus seid ihr", kommt prompt! Ein hin und her diskutieren und erklären das wir zuhause sind und ihre verblüffte Frage, „wie, wann ist der Kleine auf die Welt gekommen und wann durftet ihr nachhause und warum habt ihr uns nicht vorher angerufen?" bis sie es irgendwann verstanden hat, das Ben zuhause in unserem Bett das Licht der Welt erblickt hat, dauerte es eine Ewigkeit. Alex ruft seine Familie an und teilt Ihnen die Nachricht von unserem Sohn mit. Ellen schreib ich eine Nachricht inclusive Foto und eine kurz und knappe Antwort kommt „ich komme"

Alls die Mitteilungsflut erledigt ist, sind wir beide wirklich froh, das wir es nicht eher gemacht haben! Wie soll es sein, alle haben sich angekündigt um unser neues Familienmitglied zu bewundern. Alex und ich entschließen zu frühstücken und er möchte Brötchen besorgen, als er die Haustür öffnet, hängt eine Tasche dran, aus diesem schaut ein Teddybär raus und es riecht nach frischen Brötchen. Alex nimmt die Tasche und zeigt sie mir, ich freu mich total, unsere Gisela hat wohl alles mitbekommen und möchte hiermit uns zeigen, wie froh die darüber ist. Alex schaut mich fragend an und ich weiß was er denkt, ich nicke ihm zu und er stellt sich in den Flur und ruft „Gisela komm frühstücken"....

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