Als ich mich umdrehe sehe ich wie Roman, Ben in die Luft hält und ihn genau betrachtet, Ben lässt eine kleine Sabberspur auf Romans Pullover fließen, was aber Roman nichts auszumachen scheint . Mein erster Gedanke ist, Roman wird mutiger, die letzten Male wusste er nicht richtig wie er ihn halten soll und jetzt schwebt mein Sohn in der Luft und mein zweiter Gedanke ist, warum schaut er ihn so musternd an. Roman geht etwas mit seinen Armen zurück, so das Ben seinem Gesicht näher kommen kann, „und wo ist jetzt dein Zahn?" fragt er Ben, der schon längst aufgehört hat zu weinen, weil er Hunger hat, „wo ist dieser miese Zahn, der dich quält und Mama es nicht gemerkt hat?" verwundert über seine Aussage und mit einem kleinen Stich im Herzen schaue ich Roman an, der immer noch versucht Bens Zahn zu entdecken. „Weißt du Ben, als ich mein erstes Auto hatte und ich monatelang damit ohne Probleme fuhr, fing er nicht mehr an richtig zu ziehen, keine Ahnung warum, aber ich habe es ignoriert oder mir war es nicht so bewusst, tagelang ging das so, bis mein Motor anfing zu riechen und ich erst dann mein Vater gefragt habe, was es sein könnte. Er wusste sofort was zu machen ist, aber ich konnte es nicht wissen, weil es meine erste Erfahrung mit einem eigenen Auto war. Jetzt weiß ich was ich beachten muss, mir passiert sowas nicht mehr" bei jedem Wort was er sagt schaut er Ben an und dann dreht er sich zu mir „man kann nicht alles wissen, man lernt immer dazu und beim nächsten mal weiß man was zu tun ist!" ich lächle ihn dankbar an und er dreht sich zu Ben der ein aufkreischen von sich gibt und plötzlich ruft Roman „ahhhh ich habe ihn gesehen, da ist was spitzes weißes!" ich guck Ben an, der von Roman in meine Richtung gedreht wird, damit ich es mir auch anschauen kann, obwohl ich es ja schon gesehen habe. „So dein Fläschchen ist fertig" sag ich zu Ben und schüttele sie vor seiner Nase. „Darf ich" fragt mich Roman ganz vorsichtig, ich reich ihm die Flasche und beide verschwinden im Wohnzimmer. Ich verspüre plötzlich auch ein Hunger, während die zwei Jungs im Wohnzimmer sind, mache ich etwas Käse, Wurst, Gemüse, Trauben und etwas Brot auf ein Tablett und gehe mit diesem ins Wohnzimmer, wo Roman gerade Ben über seiner Schulter hält und ihm auf seinem Rücken streichelt. Ben bedankt sich mit einem Bäuerchen und Roman erschreckt sich „hhuuuii" sagt er und ich muss lachen, ich leg das Tablett auf dem Tisch ab und nehme ein Stück Käse wo ich reinbeiße und bemerke wie Roman mich dabei beobachtet, den restlichen Käse schieb ich in sein Mund, während er kaut sagt er „ich dachte schon ich muss mir auch ein Fläschchen machen" Mit einem breiten Grinsen schaue er mich an „Spinner!" bekommt er als Antwort und ich komme beiden etwas näher um Ben einen Kuss auf seinen Nacken zu geben, weil sein Nacken so verführerisch zum küssen einlädt, Ben kitzelt es etwas, so das er sein Schulter hochzieht um mich abzuwimmeln.
Ben schläft auf der Schulter von Roman ein, wir essen gemeinsam und ich muss ihm quasi immer alles reichen, weil er der Meinung ist, er dürfte sich nicht bewegen damit Ben nicht wach wird. Meine Vermutung ist es eher, er genießt es Ben zu halten und ihm gefällt es, das ich ihn versorgen muss. Während Ben auf seiner Schulter schläft und wir essen, erzähle ich Roman von Alex, was er vor seinem Tod alles gemacht hat, das er alles aufgenommen hat, über die Lebensversicherung und diese vielen Kleinigkeiten, die ein Anzeichen für seine Vorahnung hatte. Ich erzähle ihm, das ich Angst habe in sein Arbeitszimmer zu gehen, das ich nicht weiß wie ich damit umgehen soll und über den einem Karton, von dem ich an seinem letzten Tag von Alex erfahren habe, was er noch ausräumen wollte und nie dazu kam. Ich erzähle ihm davon, das ich seine Eltern nicht gerne sehe, weil ihre Traurigkeit mich noch mehr runterzieht, aber ich nichts dagegen unternehmen kann, weil sie gerne Ben sehen möchten und er der einzige ist, was die Trauer über ihren Sohn Lindern lässt. Roman schlägt mir vor, das sie ihn einmal die Woche für ein paar Stunden nehmen sollen, dann hätten sie was von Ben, ich müsste mich nicht mit Ihnen beschäftigen und ich hätte mal Zeit für mich, um irgendwas zu erledigen oder einfach nur was für mich zumachen. Diese Idee gefällt mir, aber erst muss ich mir das genau durch den Kopf gehen lassen, ob ich das auch wirklich möchte. Er gesteht mit das er unsere Gespräche vermisst hat, auch wenn dieses Gespräch heute nicht unbedingt was schönes ist und das Thema eher traurig als erfreulich ist. Er bedankt sich bei mir das ich ihm meinen vertrauen geschenkt habe und mich ihm, mit meinen Gefühlen offenbart habe und das er in meinen Augen sehen konnte, wie mich einige Aussagen von ihm zum nachdenken gebracht haben. Er sagt soviel, soviel aus über mich, er weiß die richtigen Worte, er weiß wie weit er gehen kann und seine Stimme beruhigt mich unglaublich. Er kennt mich immer noch, nach all den vielen Jahren der Trennung und obwohl ich mich verändert habe und nicht mehr unbedingt die gleiche bin, habe ich das Gefühl anders sein zu dürfen und er mich immer noch verstehen kann. Mit einem guten Gefühl und einem Lächeln, verabschiede ich mich von ihm und er fährt nachhause. Ben schläft diese Nacht durch und das erste mal kann ich ihn nicht zu mir ins Bett holen und kann nicht die leere schließen, die ich Nachts empfinde.
Am nächsten morgen klingelt es wie verrückt an der Tür und wir beide werden dadurch geweckt, ich öffne sofort die Tür, es könnte ja ein Notfall sein oder sogar Gisela, vielleicht geht es ihr nicht gut. Als ich die Tür öffne, kommt Ellen mit Brötchen in der Hand „sag bloß ihr schläft noch?" fragt sie mich verwundert, ich Reibe mein Augen „nö jetzt nicht mehr!" Murre ich vor mich hin und Lauf schon Richtung Ben der sich beschwert, dass er geweckt wurde. Ellen überholt mich und beugt sich zu ihm runter und wie immer sagt sie kleiner Stinker zu ihm. Ben hört sofort auf zu weinen, ich glaube er hat es sich bei ihrem Anblick anders überleg sich zu beschweren und freut sich über seine Tante Ellen. „Ben zeig ihr mal dein Zähnchen" sage ich zum ihm und Ellen beugt sich noch tiefer ins Bett „mein Stinker hat ein Zähnchen? Er wird so schnell groß! Das heißt wohl Tante Ellen muss ein Begrüßungsgeschenk für dein Zahn besorgen" Ellen ihr Kopf ist vollkommen im Bett verschwunden, ich höre nur ein freudiges kreischen von Ihnen und ein quicken von Ellen. „Ich gehe kurz ins Bad und dann mach ich uns Frühstück und du machst bitte Ben fertig" ruf ich Ihnen entgegen als ich schon im Bad verschwinde.
Während Ellen auf ihr Brötchen beißt und nach Ihrem Kaffe greift, spricht sie mit vollem Mund „konntest du heute Nacht wieder nicht schlafen, oder warum habt ihr beide so lange geschlafen?" fragt sie mich verwundert, ich bin eher verwundert das Ben solange geschlafen hat und warum sie glaubt acht Uhr wäre lange schlafen. „Wir hatten gestern lange Besuch und Ben hat heute das erste mal durchgeschlafen. Keine Ahnung woran es lag" sie hört auf an Ihrem Kaffe zu nippen und schaut mich vom Tassenrand fragend aus an, bevor sie fragen kann, antworte ich ihr „Roman war hier und ich habe mit ihm über alles geredet!" Ellen legt ihre Tasse ab „wirklich über alles?" fragt sie mich. „Über alles was mich die letzten Wochen beschäftigt hat und über Alex und meine Ängste!" Ellen schaut mich intensiv an „ja wie du schon immer gesagt hast, es hat mir gut getan. Gestern war halt der richtige Zeitpunkt" „warum gerade gestern, ist was passiert" fragt sie mich und ich erzähle ihr von der Lebensversicherung und vom Friedhof und meine Gefühle bei Bens ersten Zahn. Nach dem Frühstück muss Ellen dann sofort gehen, weil sie arbeiten muss und beim Abschied drückt sie mich ganz feste „es wird alles gut" sagt sie während sie meine Haare streichelt und irgendwie habe ich das Gefühl, sie wirkt erleichtert, als hätte sie eine Verantwortung abgegeben oder geteilt. Ich habe die ganze Zeit überhaupt nicht gemerkt, wie sehr sie sich sorgen gemacht hat und jetzt wirkt sie erlöst und eine Leichtigkeit die sie die ganze Zeit vorgemacht hat wirkt echt!
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Hold my hand
FanfictionMan weiß nie wo sich unsere Wege hinführen, nicht wie weit wir gehen können! Man glaubt glücklich zu sein, dass nichts mehr schief gehen kann, aber manchmal ist nichts wie es aussieht! Manchmal verändert sich alles von einer auf die andere Sekunde...