Kapitel 17

746 43 16
                                    

Roman

Seit ungefähr einem Monat sind Hanna und ich mehr oder weniger zusammen! Es wurde zwar nie ausgesprochen das wir eine Beziehung führen, aber wir verbringen täglich Zeit zusammen, gehen aus und verbringen unsere Nächte miteinander. Es ist schön morgens nicht alleine aufzuwachen und einen Körper an mir zu spüren! Es läuft eigentlich alles gut, Hanna hat meine Eltern kennengelernt und sie verstehen sich. Es ist geplant gemeinsam nach Weihnachten ein paar Tage in den Bergen zu verbringen und Urlaub zu machen. Manuel und Melli hängen dauernd bei uns und manchmal kommen Jule und Sarah auch vorbei. Wie ich schon einmal gedacht habe, ist dieses Pärchending so überhaupt nicht meins! Natürlich ist es auch mal schön was mit anderen zu unternehmen, aber muss das andauernd sein? Ich mache ihr zuliebe mit und weil die anderen total drauf abfahren. Aber ich habe nicht wirklich Lust die Jungs den ganzen Tag im Training und an Spieltagen zu sehen und dann noch später bei irgendwen zuhause. Ich hatte schon einmal eine Diskussion mit Hanna aus diesem Grund, aber sie meinte nur „sie sind die einzigen Freunde und Familie die sie hier hat und das sie Melli viel zu verdanken hat!"

Es stimm, Melli hat ihr viel geholfen und hat ihr die Hand gereicht als Hanna mit ihrem Ex Schluss machte. Sie haben einen Job gefunden, eine Wohnung und beim Umzug geholfen! Aber wieweit geht so eine Dankbarkeit? Muss man seine komplette Freizeit opfern um andere nicht zu kränken, weil sie gerne was mit uns unternehmen? Ich verstehe die Logik nicht und das werde ich wohl auch nie!

Trotzdem genieße ich unser Ding, egal was es auch sein mag, unsere Zweisamkeit, die Gespräche, das gemeinsame lachen, zusammen kuscheln und Fernsehen, Kleinigkeiten die den Alltag bereichern! Auch gefällt mir das andere nicht mehr versuchen mich zu verkuppeln und mir sagen, das ich endlich mal in die Pötte kommen soll und mich langsam binden müsste. Ich soll an meine Zukunft denken, ich werde ja auch nicht jünger, schließlich brauch ich ja unbedingt eine Frau und Kinder. Wo ist das geschrieben das ich all das brauche und nur dadurch ein vollkommener Mann bin, nur weil alle anderen das so handhaben, muss ich doch nicht mitziehen. Ich muss auch gestehen, natürlich wünsche ich mir mal eine eigene Familie, eine tolle liebenswerte Frau, einen Sohn , zwei Töchter, ein Hund in einem großen Haus mit Garten. So ist mein Plan und ob ich das so umsetzen lässt ist wieder eine andere Sache, da muss erst einmal die perfekte Frau her.

Man ist ja mit jemanden zusammen, weil man denkt sie ist es, die eine für immer, aber dieses Gefühl konnte ich noch nicht bei Hanna entwickeln! Es ist eher so ein, wir verbringen Zeit zusammen um nicht alleine zu sein, ab und zu Befriedigung beschaffen, mal schauen wo uns der Weg hinführt Ding! Es ist gemein so zu denken, Frauen sind ja eher so gestrickt, das sie sofort den Mann in einem sehen, die einen irgendwann befruchtet und für immer bei einem bleibt, ein Haus  kauft und sie auf Händen trägt. Nicht jede Frau, aber viele! Ich hätte zumindest kein Problem damit, nur darf sie mir nicht das Gefühl geben, das sie darauf aus ist. Jetzt denke ich wieder kompliziert und das ist einer meiner Probleme!

Heute habe ich einen der wenigen freien Tage im Dezember, normalerweise sind gerade vor Saisonpause und Weihnachten immer viele Termine und Spiele angesagt. Hanna und ich wollen die Zeit nutzen und nach Düsseldorf fahren um Geschenke zukaufen und etwas zu bummeln, zum Glück sind wir heute mal alleine. Ich hatte schon Angst, einer der Kletten würde sich mit einladen und unseren einzigen freien Tag nicht gönnen. Aber so wie es aussieht haben alle anderen auch ihren Tag schon verplant. Nach dem wir ausgeschlafen und gefrühstückt haben, fahren wir gegen Mittag nach Düsseldorf. Der Tag ist schön trocken kalt und genau richtig um durch die Stadt zulaufen. Wir gehen von einem Laden in den anderen Laden und Überall wird was anprobiert und gekauft. Hanna ist ziemlich zurückhaltend was Geld ausgeben betrifft, sie überlegt sich erst zehn mal ob sie was kaufen möchte oder nicht, ob sie es gebrauchen kann oder nicht, ob sie es überhaupt anziehen würde oder nicht. Jeder von uns bezahlt seine Sachen selber, sie gibt mir auch nicht den Anschein, das sie irgendwas von mir erwartet oder das ich es übernehme. In der Hinsicht bin ich mir sicher, das sie nicht auf mein Geld aus ist. Wir kommen auch oft in Situationen, da zeigt sie mir ihre Grenzen und ihr meist gesagter Satz, mein Ex der idiot hätte jetzt das gemacht oder ich konnte das an ihm nie leiden... da weiß ich sofort auf was ich achten muss und manchmal denke ich mir, sagt sie das nur weil ich vorsichtig sein sollte oder weil es einfach nur schrecklich war und sie es dadurch verarbeitet. Es vergeht kein Tag das sie irgendwas von ihm nicht erwähnt, sei es der Apfel, der immer geschält sein musste bevor ihr Ex es überhaupt gegessen hat. Erschreckend zu wissen was für Macken und Eigenheiten er hatte, ohne ihn jemals begegnet zu sein.

Als wir gerade beschließen etwas Essen zu gehen, höre ich ein grelles und quietschendes „Rooommmann" aus dem Hintergrund und ich muss sofort lachen, weil ich natürlich diese Stimme sofort erkenne, ich drehe mich in die Richtung des Rufens und hinter mir steht plötzlich Ellen. Ellen drückt und knutscht mich sofort ab, so wie ihre Art halt ist und diese erfrischende Art mochte ich schon immer. Als sie mich endlich atemlos loslässt, schaut sie mich lächelnd an. „schön dich wiederzusehen" sagt sie und begrüßt danach Hanna.

Roman: mich freut es auch dich hier zutreffen! Machst du gerade Weihnachtseinkäufe?

Ellen: nicht ganz, ich habe noch schnell ein Geschenk besorgt für unseren Sonnenschein.

Roman: Sonnenschein?

Ellen: ja für Ben, er ist heute genau ein Monat alt! Tilla ihr Sohn!

Roman: oh sie hat ein Sohn?

Ellen: und was für ein Sohn, er ist so süß!

Roman: das freut mich für sie! Wie geht es ihr, wie macht sie sich als Mama?

Ellen: sehr gut, obwohl sie viel Arbeit mit ihm hat und kaum schläft meistert sie ihre Sache richtig gut! Wenn ich sie immer besuche hat sie zwar immer Augenringe bis zum Kinn, in ihren Locken hängt immer was von Ben, ihre Oberteile sind immer dreckig und mit allerlei Schmierungen von ihm, aber sie ist glücklich. Ben ist so süß und total goldig. Er pinkelt  zwar jeden an und markiert sein Revier sobald er gewickelt wird, aber es ist egal, er macht uns eine Riesen Freude und mit seinem Lächeln und strahlen, lässt er alles andere vergessen.

Roman: das hört sich doch süß an.

Ellen: ist es auch! Möchtest du mal ein Bild von ihm sehen

Gerade als sie es sagt, bereut sie es auch direkt, weil sie Hanna unsicher anschaut.

Ellen: ich hätte lieber nicht fragen sollen, es war sehr unpassend von mir, Entschuldigung.

Hanna: mir macht das nichts aus!

Roman: vielleicht würde Tilla das nicht wollen!

Ellen: ach Quatsch, sie hätte sicher nichts dagegen.

Kaum gesagt, holt Ellen ihr Handy raus und sucht nach einem Bild was sie unter meine Nase hält. Sie zeigt mir ein Bild nach dem anderen, Ben ist wirklich total süß und ein Baby was  mit seinen braunen Augen strahlt. Auf einem der Bilder sind Ben und Tilla zu sehen, wie sie auf dem Bett liegen und ein Selfi machen. Tilla sieht sehr entspannt und glücklich aus, diese andere Ausstrahlung als Mutter steht ihr gut. Ihre Augen leuchten und man sieht ihr weder eine Müdigkeit oder Erschöpfung an. Ellen macht  Ihr Handy wieder aus und steckt es in ihre Tasche.

Ellen: ich fahre jetzt zu Ihnen, schließlich muss doch die Patentante zeigen, das sie die beste Auswahl für ihn ist.

Roman: du bist die Patentante?

Ellen: noch hat mich keiner gefragt, aber wer könnte es sein, außer ich?

Roman: das stimmt, niemand kennt Tilla so gut wie du und du wirst die meiste Zeit mit Ihnen verbringen.

Ellen: so schaut es aus! Ich fahr dann mal meinem kleinen Spatz knuddeln und ihm sein Geschenk überreichen. Es war schön dich zusehen, ich wünsche euch schöne Feiertage. Vielleicht bis zu einem anderen zufälligen Wiedersehen!

Roman: das wünschen wir dir auch, schöne Grüße an Tilla.

Ellen: das richte ich ihr gerne aus.

Ellen drückt mich wieder und unsere Verabschiedung ist sehr herzlich, sie gibt Hanna die Hand und verschwindet. Hanna sagt an diesem Tag nichts zur Begegnung mit Ellen, auch nichts dazu das ich Tilla Grüße ausgerichtet habe. Den restlichen Tag musste ich noch oft an Tilla und ihren Sohn denken, es war schön sie und Ben zusehen, was mir aber auch direkt aufgefallen ist, das Ben aussieht wie Alex, nur die Grübchen beim Lächeln hat er von ihr.

Auf dem Weg nach Hause hören wir Radio und der Moderator sagt plötzlich „in zehn Tagen ist Weihnachten, habt ihr schon alle  eure Geschenke?" und dann fällt mir ein Groschen, hatte Ellen nicht vorhin gesagt, Ben ist genau heute ein Monat alt, das bedeutet dann
er ist am 14 November auf die Welt gekommen, an meinem Geburtstag!

Hold my hand Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt