Kapitel 53

867 51 21
                                    

„Nun erzähl schon, wo kommst du her?" frag ich Roman mit vollem Mund während ich mein Essen runterschlucke. Roman kaut zu Ende und nimmt ein Schluck von seinem Saft „ich war in Teneriffa" überrascht schau ich ihn an. „Wie meinst du das genau? Du warst dort alleine und dein Urlaub in der Sonne ist vorbei und du wusstest nicht wohin und bist dann hierher gekommen?" frag ich ihn neugierig, weil ich mir eigentlich sicher bin, das er noch mindestens drei Wochen Urlaub hat und er eigentlich sonst länger im warmen bleibt! „Ich war mit den Jungs da und habe es abgebrochen weil ich lieber bei euch sein wollte" als ich seine Worte höre, verschlucke ich mich an meinem Wasser und Roman klopft mir sanft auf den Rücken.

Tilla: du kannst doch nicht einfach dein Urlaub abbrechen und hierher kommen um uns zu suchen?

Roman: warum nicht?

Tilla: wir hätten sonst wo sein können!

Roman: seid ihr aber nicht und ich hatte einfach mal Glück!

Tilla: aber die Zeit mit deinen Freunden war Dir doch immer sehr wichtig!

Roman: ihr seid mir wichtiger und ich bin lieber bei euch, mit euch unterwegs!

Tilla: du bist lieber in einem engen Wohnwagen unterwegs, als in einem fünf Sterne Hotel in Teneriffa?

Roman: ja das bin ich! Es geht nicht um fünf Sterne oder ein Wohnwagen! Es geht um Luxus was ich für mich definiere! Luxus ist für mich, mit euch zusammen zusein, Luxus ist für mich von Ben angelächelt zu werden, Luxus ist für mich wertvolle Zeit mit euch zu verbringen und Luxus ist für mich dich mit Remoulade an den Lippen zu sehen!

Was hat er gerade gesagt, mit Remoulade an den Lippen , habe ich in etwa Remoulade an der Lippe? Hektisch versuche ich meine Lippen abzuwischen, unter Beobachtung von einem frech grinsenden Roman, der mich einfach mal machen lässt und dann es sich aber nicht mehr ansehen kann und mit einem Finger die Remoulade weg macht und es dann ableckt. Ein undeutliches nuscheln mit „Danke" kommt gerade so heraus, als ich seine strahlenden Augen bemerke „bitte hör einfach auf damit! Es ist meine Entscheidung und ich bin nirgends lieber als bei euch! Ausser du möchtest mich nicht mehr dabei haben?" sagt er etwas strenger „ich hätte niemanden lieber als dich dabei" antworte ich ihm, erst reagiert er etwas schüchtern drauf, er schaut auf den Boden und dann versucht er sein schelmisches grinsen zu verstecken „diesen Blick kenn ich! So wie früher!" Roman hebt sein Kopf ruckartig hoch „was wie früher? Was meinst du denn jetzt damit?" fragt er mich, während ich lachend zum Wohnwagen zurück laufe „Stopp Tilla, Erläuterung bitte!" ich drehe mich um „du weißt genau was ich meine und wenn nicht, finde es heraus!" An der Tür spüre ich seine Hand auf meiner Schulter und er dreht mich zu sich „sag es mir" sagt er während er sich an mich drückt und meine Hände festhält „finde es heraus!" wiederhole ich mich „sag es oder ich.." seine Augen wirken wild und neugierig „oder was?" frag ich ihn diesmal, seine Lippen zucken kurz und dann lässt er mich los „nichts" ist seine Antwort und er schaut kurz in den Wohnungen rein, um nachzuschauen ob Ben noch schläft, aber ich glaube er möchte einfach flüchten.

Ich sitze auf der Bank beim Parkplatz und beobachte das Meer, als Roman wieder zurück kommt nachdem er nach Ben geschaut hat „er schläft noch" sagt er und setzt sich zu mir. Ganz still beobachten wir wie die Wellen gegen die Felsen auf der anderen Seite schlagen „du hast früher nicht gerne über deine Gefühle gesprochen, zumindest nicht am Anfang unserer Beziehung. Mit der Zeit wurde es anders, dann hast du dauernd über Gefühle gesprochen und zum Ende unserer Beziehung hast du nie wieder darüber gesprochen! Ich wusste aber schon alleine durch deine Blicke und deine Mimik wie du dich fühlst! Du wolltest es immer verstecken, aber es ist Dir nicht gelungen Roman! Das ist immer noch so, du möchtest deine Gefühle nicht zeigen, du hast Angst das du deine Gefühle mit deiner Körpersprache widerspiegelst! Du sagst mir das du gerne bei uns bist, das es nichts wichtigeres für dich gibt, weil du ein guter Freund sein möchtest. Dein Blick eben, du hast dich über meine Worte gefreut, aber du wolltest nicht das ich sehe, wie sehr! Warum nicht?"  Roman schaut mich an „weil ich Angst habe die Distanz nicht bewahren zu können!", „was für eine Distanz Roman? Du bist doch schon hier und wirst mit uns in dem kleinen Wohnwagen reisen und wir sind 24 Stunden zusammen, wie möchtest du eine Distanz bewahren und für was?" frag ich ihn und er schaut auf den Boden „ich habe Angst danach nicht mehr ohne euch sein zu können, aber ich möchte unbedingt bei euch sein und das hier erleben!" ich nehme seine Hand „lass uns schauen was passiert! Vielleicht ist alles ganz anders als es scheint" Roman schaut mich an und lächelt „was hättest du gemacht wenn du uns nicht gefunden hättest? frag ich ihn „keine Ahnung, es gab kein Plan B!" sagt er „ich glaube du bist der Verrückte von uns beiden" lach ich und er lacht auch, während er über sein Bart streicht.

Ich erzähl ihm von unserer Reise und all den Dingen die wir erlebt haben. Von Piere und Lorena, von ihrem Hof und den Tieren, von Ben seiner Begeisterung dort und von den Kochkünsten die ich beigebracht bekommen habe, von der Marmelade die er unbedingt probieren muss und meinen erweiterten Sprachkenntnissen, wo ich erst dran verzweifelte. Er hört mir aufmerksam zu und schüttelt immer wieder sein Kopf dabei „wir müssen unbedingt mal gemeinsam zu Piere und Lorena, du musst sie kennenlernen" sag ich ihm und er verspricht mir „das machen wir!"

Gerade als Ben am aufwachen ist, kommen wir zurück zum Wohnwagen und er schaut uns mit seinen verschlafenen, roten Augen an, als er Roman hinter mir entdeckt, strahlt er wie ein Honigkuchen und versucht sich zu drehen und dabei die Hand zu heben, das Roman zu ihm kommen soll. Roman geht zu ihm und er kuschelt mit Ben, während ich sein Mittagessen fertig mache. Nachdem Ben versorgt ist, entscheiden wir Roman sein Mietwagen in der Stadt abzugeben und dann eine Runde shoppen zu gehen, da Roman nicht wirklich viel Sachen dabei hat um die nächsten Wochen auszukommen.

Es wird eine erfolgreiche Shoppingtour und nicht nur Roman bekommt was, er kann es nicht lassen und Ben bekommt irgendwelche Sachen gekauft, die Roman süß findet. Irgendwelche Superman Oberteile, Hosen die überall irgendwelche Risse und Schattierungen haben, Mützen die er nie auflassen würde, Spielsachen die im Wohnwagen kaum Platz haben. Nach einem Bällchen Eis und einen begeisterten Roman, der Ben beim Eis verschlingen beobachtet und ihm sein Mund sauber gemacht hat, fahren wir an ein ziemlich ruhigen Strandabschnitt um uns an diesem warmen Tag abzukühlen. Ich liege auf unserer Decke, während Roman Ben nimmt und zum Meer läuft. Ich sehe die Freude in beider Gesichter und das strahlen von meinem Kind. Roman geht ganz langsam ins Wasser, während es Ben nicht schnell genug geht und er wild mit seiner einen Hand an Roman seinen Haaren spielt und ich nur beobachte wie Roman Ben küsst. Roman gleitet ganz langsam mit Ben übers Wasser, mein Sohn liebt es und seine Augen leuchten.

So müsste es sich also anfühlen, wenn man als Familie Urlaub macht. Während Ben mit seinem Papa seine Zeit genießen würde, könnte Mama ihre Sonne geniessen und Vater und Sohn anschmachten. Ich würde dahin schmelzen und mir wäre bewusst das es mir nicht besser hätte ergehen können, ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden. Aber wir sind nicht hier als Familie, nicht Alex ist hier und kann sein Sohn bespassen, die Zeit mit ihm genießen, sondern Roman der soviel mehr für ihn geworden ist als nur ein guter Freund für Ihn! In meine Gedanken versunken bin ich wohl kurz eingenickt als ich Tropfen auf meinem Körper spüre, als ich meine Augen langsam öffne und versuche durch die Sonnenstrahlen zu schauen, sehe ich zwei Schatten über mir, ein Schatten schüttelt sein Haar um alles extra auf mich abzutropfen und der andere kleine Umriss zwickt die Augen zusammen. Währe es jetzt wirklich meine kleine Familie, würde ich sagen „ich liebe euch". Ben möchte unbedingt zu mir, ich nehme ihn und wickele ihn in sein Handtuch und Roman legt sich so nass wie er ist neben uns und lässt sich von der Sonne trocknen. Währe es jetzt mein Mann der neben mir liegen würde, würde ich jeden einzelnen Tropfen Wasser beobachten der über sein braungebrannten Körper heruntergleitet, mir wäre heiss und ich würde mich herunter beugen um ihn zu küssen. „Alles gut?" fragt er mich mit einem Lächeln, „ja alles gut!" antworte ich ihm und fühl mich irgendwie ertappt, obwohl meine Gedanken nicht ihm galten, aber es war sein Körper den ich anstarrte.

Wir fahren auf eine abgelegene Gegend um dort zu übernachten, von weitem kann man aufs Meer schauen, das Rauschen ist leicht wahrzunehmen, die frische Brise ist aber noch spürbar. Ben schläft schon, Roman und ich sitzen noch lange draußen und genießen den Frieden der über uns herrscht. Als ich gähne, nimmt Roman meine Hand „komm lass uns schlafen gehen, war ein langer Tag!" während ich ihm lautlos folge sagt er weiter „wie lösen wir das jetzt mit dem schlafen, es wird doch eng?" „nicht eng, kuschelig!" antworte ich ihm.

Er muss sich nach hinten in die Ecke legen, ich lege mich neben ihn und Ben kommt nach vorne, für ihn haben wir ein Schutz gebaut, damit er nicht runterrollt. Morgen müssen wir uns eine andere Lösung einfallen lassen. Ich zieh Roman sein Arm zu mir, das er sich von hinten an mich Klammern kann, obwohl es warm im Wohnwagen ist, möchte ich die Hitze seines Körpers an mir spüren, weil ich solch eine Hitze vermisst habe und weil ich wieder die Gedanken habe, so wäre es wenn mein Mann neben mir liegen würde.

Hold my hand Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt