Roman
„Komm schon Roman, versuch es doch einfach mal, melde dich bei ihr" nervt mich mein Bruder, bevor er endgültig seine Koffer packt und nach Hause fahren möchte. „Sie kann doch nur nett sein! Manuel kennt sie, sie kommt aus der Schweiz! Zu deinem Glück wohnt und arbeitet sie um die Ecke!", er hat ja recht und vielleicht überlege ich es mir wirklich mich bei ihr zu melden „Komm Marco, fahr du mal nachhause und ich überlege mir, was ich machen werde" versuche ich ihm zu beruhigen. Natürlich kann er es nicht lassen und plappert auf mich ein, bis ich ihm sanft aus der Wohnungstür drücke und ein „Tschüss bis zum nächsten Besuch" rufe, während ich die Tür hinter ihm schließe.
Puh die Ruhe tut endlich gut, ich bin es einfach nicht gewohnt das ich den ganzen Tag vollgelabbert werde und endlich kann ich mich entspannt zurücklehnen und einfach die Stille genießen. Leider geht es irgendwie nicht, das ich mich entspannen kann, die Worte von Marco schallen und donnern in meinem Kopf, ich kann es nicht einfach abschalten. Ich reiße meine geschlossenen Augen auf um mich auf was anderes zu fokussieren und mich abzulenken, Funktioniert aber leider nicht.
Also setzte ich mich damit auseinander. Was spricht dafür dass ich mich bei ihr melde
- sie ist Single
- sie ist nett und sieht gut aus
- sie kommt aus der Schweiz
- sie spricht meine Sprache
- sie wohnt und arbeitet hierWas spricht dagegen
- Manuel hätte sein Willen erreichtOkay, es spricht mehr dafür als dagegen und eigentlich ist das was dagegen spricht nicht wirklich relevant! Vielleicht sollte ich uns eine Chance geben und um sie kennenzulernen,vielleicht hat sie ja auch kein Interesse und wurde genauso von Manuel und Melli überrumpelt wie ich. Ich Google die Firma wo sie arbeitet um die Telefonnummer herauszufinden, leider weiß ich ihren Nachnamen nicht, mal sehen ob ich einfach nach Hanna fragen. Ich Wähl die Nummer und ein Mann geht dran, ich erkläre ihm das ich Hanna gerne sprechen würde und leider ihren Nachnamen nicht weiß. Der Typ am andern Ende lacht etwas und sagt mir, ich muss schauen ob Hanna Zeit hat. Nach ein paar Minuten höre ich nur, eine Frauenstimme „Huber" sagen.
Roman: hallo Hanna ich bin's Roman.
Hanna: was für eine nette Überraschung!
Wie geht es dir?Roman: ganz gut, ich dachte ich ruf dich mal an, ich hatte ja keine Nummer von dir und musste es so probieren!
Hanna: du hättest Melli fragen können!
Roman: das wollte ich irgendwie nicht.
Hanna: ich verstehe! Warum hast du mich den angerufen?
Roman: ich würde dich gerne zum Essen einladen, hast du Lust und Zeit?
Hanna: gerne, komm mich um sieben hier auf der Arbeit abholen. Meine Wohnung ist genau nebenan.
Roman: also gut um sieben, bis später.
Oh das ging aber doch schneller als ich gedacht habe, kurz Nummer herausgefunden, angerufen und sie möchte heute Abend direkt ausgehen. Ich dachte nicht das wir heute schon essen gehen, sie fast so aus als ob sie auf mein Anruf gewartet hätte, also gut, dann ist es eben schon heute Abend. Ich schau auf meine Uhr, bis sieben Uhr habe ich noch Ewigkeiten Zeit und kann noch etwas fernsehen. Ich schaue etwas Sport, Basketball aus der Region läuft im Fernseher, eigentlich ist es sehr spannend, trotzdem schlaf ich auf der Couch ein. Ich wache total erschrocken auf und schaue auf die Uhr, es ist schon halb sechs und es wird langsam Zeit mich fertig zu machen. Schnell unter die Dusche, fertig machen und los geht's zu meinem Date. Ich bin doch schon langsam sehr nervös, das ist nicht so ein Date zum kennenlernen, für einmal ins Bett hüpfen und das war's. Das ist ein, mal schauen ob sich da was entwickeln könnte Date. Eine Bettgeschichte darf es nicht sein, Manuel würde mir mein Kopf abreißen, also lass ich mich einfach mal drauf ein. Ich fahre viertel vor sieben los, ich müsste nur zehn Minuten fahren. Ich möchte nicht zu spät kommen, wie ich die Frauen kenne, werden sie sicher einen warten lassen, aber das warten gehört dazu! Aber zu meiner Verwunderung, obwohl ich wirklich früher als gedacht dort ankomme, steht sie schon dort und wartet auf mich. Ich bin überrascht, was ist mit dem, nie pünktlich auftauchen beim ersten, zweiten oder sogar dritten Date Regel. Tilla war immer grundsätzlich mindesten zehn Minuten zu spät, auch nach dem wir zusammen waren, sie sagte mir damals „ich möchte nicht das Gefühl übermitteln, dass ich es kaum abwarten kann. Auch wenn es so ist!". Einmal waren wir zum Mittagessen verabredet, da waren wir schon ein Jahr zusammen, sie kam pünktlich und parkte ihr Auto, ich konnte es genau beobachten wie sie auf ihre Uhr schaute und nach fünf Minuten ausstiegt. Natürlich fragte ich, was sie noch im Auto gemacht hat, sie grinste mich an, beugte sich zu mir und gab mir ein Kuss. Sie wollte mich einfach nur warten lasen, so wie immer und ich wusste sie konnte es kaum abwarten mich zu sehen, so wie immer.
Okay Hanna ist halt eine andere Frau, ihre Regeln sind anders und vielleicht hasst sie einfach Unpünktlichkeit und hält sich an die verabredete Zeit! Hanna hat eine Jeans und ein schwarzes Oberteil aus, ihr Haare sehen glänzend und nach hinten geföhnt aus, bei kurzen Haaren gibt es sicher nicht viel Auswahl was zu kreieren. Als sie mich schon angefahren sieht, winkt sie mir zu und ich heb mein Zeigefinger vom Lenkrad und das ist mein Zeichen von hallo. Ich halte vor ihr, sie öffnet die Tür und steigt ein, sie strahlt mich an und mit einem großen Lächeln fragt sie mich, wohin es geht, „was hälst du von Italienisch?" sie nickt und ich starte los, zum edel Italiener um die Ecke.
Es wird ein schöner Abend, nicht nur weil Hanna sehr interessant und geheimnisvoll wirkt, sondern weil ich mich sehr wohl in ihrer Gegenwart fühle. Wir haben viele Themen die uns interessieren und über wir diskutieren, über das Gefühl von Heimweh und das allein sein, was es mit einem macht. Das Thema allein sein, verändert plötzlich die Stimmung, ich frag sie, wie lange sie schon Single ist und als sie mir Antwort „sechs Monate" kann ich es irgendwie nicht fassen, erst sechs Monate, bei unserem Gespräch dachte ich fast, es wären Jahre. Plötzlich erzählt sie mir, das ihr Freund sie betrogen hat und sie ihm nicht verzeihen konnte, auch wollte sie es überhaupt nicht probieren ihm zu verzeihen und sie sich nach vier Jahren Beziehung von ihm getrennt hat. Betrügen ist scheisse, egal wie es passiert ist oder aus welchem Grund, das man aber es nicht wenigstens versucht zu verarbeiten, ist mir Verständnislos, eine vierjährige Beziehung aufgeben ohne zu kämpfen, ist wirklich schade. Aber wer weiß wie ich reagiert hätte, sowas kann schon sehr verletzten.
Was mich dann aber relativ nervt, das sie über nichts anderes mehr redet, als über ihren Ex. Entweder hasst sie ihn oder ist noch nicht über ihn hinweg! Ich versuche das Gespräch immer wieder in eine andere Richtung zu lenken, aber leider bringt es nichts mehr, bis sie mich plötzlich fragt
Hanna: wie lange bist du eigentlich Single?
Roman: zweieinhalb Jahre!
Hanna: so lange schon?
Roman: findest du das lange? Man sollte doch mit der alten Beziehung erst innerlich abschließen! Manche brauchen länger Zeit und manche eher weniger. Ich hatte kein Bedürfnis eine neue Beziehung einzugehen.
Hanna: und jetzt hat sich dein Bedürfnis geändert?
Roman: nein, wenn es passiert das ich Interesse an jemanden haben könnte, ist es schön und wenn nicht, macht es mir nichts aus.
Hanna: ich verstehe! Warum habt ihr euch getrennt, wenn ich fragen darf?
Roman: wir haben uns auseinander gelebt.
Hanna: mehr nicht?
Roman: warum muss den immer was schlimmes passieren wenn man sich trennt? Manche sind sogar noch befreundet nach ihrer Beziehung.
Hanna: Seid ihr befreundet?
Roman: wir haben kein Kontakt, aber wenn wir uns sehen, ist es ein schönes respektvolles Wiedersehen. So sollte es auch sein, schließlich war sie mal ein wichtiger Teil meines Lebens.
Hanna: ich könnte das nicht!
Roman: wie gesagt, es kommt auf die Art an wie man sich trennt und wir beide haben es gemeinsam entschieden.
Nach dem Essen bleiben wir noch eine Weile sitzen und unterhalten uns lange, irgendwann fahre ich sie nach Hause und beim rausgehen drückt sie mir eine Visitenkarte von ihr in die Hand, auf der ihre Nummer steht.
„damit du nicht wieder auf der Arbeit anrufen musst! Schlaf gut Roman" sagt sie und drückt mich. Sie verschwindet in der Dunkelheit und ich fahre nach Hause. Was soll ich von dem Abend halten? Es war sehr schön mit ihr, ich kann sie gut leiden, ich könnte mir ein weiteres Treffen mit ihr vorstellen, aber die Tatsache das sie zu viel über ihren Ex gesprochen hat, war irgendwie abschreckend. Ich halte ihre Visitenkarte in der Hand „Hanna Huber" mal schauen wo mich das alles hinführt....
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Hold my hand
FanfictionMan weiß nie wo sich unsere Wege hinführen, nicht wie weit wir gehen können! Man glaubt glücklich zu sein, dass nichts mehr schief gehen kann, aber manchmal ist nichts wie es aussieht! Manchmal verändert sich alles von einer auf die andere Sekunde...