Roman
Tilla und ich packen den letzten Karton zusammen und stellen ihn in die Ecke zu den anderen Kartons. Am Anfang lief es noch ziemlich zögerlich, Tilla hat mir viel über Alex erzählt, nicht nur über ihre Beziehung, sondern über Alex als Person. Was er schaffte, liebte, anstrebte und all seine Hobbys, die Liebe für seinem Job und sein Club, sein Verhältnis zu seiner Familie und der Umgang mit Freunden und seinen Mitmenschen. Ich bin jetzt noch mehr beeindruckt von ihm, über das was er leistete und das was er bei Tilla bewirkte. Merkwürdigerweise denke ich daran, das ich mich mit ihm richtig gut verstanden hätte, er wäre der Typ Freund, mit dem ich spass gehabt hätte. Ich bewundere ihn für das was er aus Tilla gemacht hat, denn ein stückweit ist diese noch reifere Frau die ich liebe, ein Teil des ganzen. Tilla ist durch die Erfahrung die sie mit ihm gemacht hat, zu dieser Frau geworden die ich jetzt noch mehr bewundere, auch dank ihm, weiß sie jetzt noch viel mehr über sie, was ihr wichtig ist und wo ihr Weg hinführt. Natürlich bin ich ihm auch für Ben dankbar, nur durch ihn haben wir den kleinen lebensfreudigen Jungen an unserer Seite. Mit meinem Gedanken bin ich bei ihm, dankbar und erleichtert, das ich die Möglichkeit habe, mit ihnen mein weiteres Leben zu führen. Ich verspreche ihm, es wird ihnen an nichts fehlen, sie werden nicht nur das nicht wichtige Materielle missen müssen, sondern ich möchte sie mit Liebe, Zuneigung, Gefühl und Respekt behandeln, dass was sie verdienen und dass was wir alle brauchen, viel mehr als alles andere. Ich möchte eine Art Ersatz Vater für Ben sein, ich möchte nicht das er irgendwann sagt, ich bin ohne Vater groß geworden, ich habe ein Vater vermisst. Ich werde niemals ein Unterschied machen, sollten wir mal eigene Kinder bekommen. Irgendwie merkwürdig, schon so früh im Voraus so zu denken, obwohl wir nur einige Wochen vereint sind. Aber irgendwie bin ich mir sicher das unsere Einheit für immer ist, nicht nur ich, auch Tilla weiß genau was wir einander haben und das wir das nicht mehr aufs Spiel setzten werden!
Als ich zu Tilla schaue, sehe ich in ein erleichtertes, friedlich lächelndes Gesicht, ihre Augen strahlen zufrieden und befreit „wie wäre es jetzt mit einem Kaffee?" fragt sie mich, während sie eine Locke von ihrem Gesicht wegpustet, ich nicke Ihr zustimmend zu und reiche ihr meine Hand. Wir gehen gemeinsam in die Küche, sie stellt die Kaffeemaschine an und holt Tassen aus dem Schrank. Heute wäre die Gelegenheit sie zu fragen, ob sie eventuell kommen würde, wenn meine Eltern und meine Großmutter mich besuchen. „Du Tilla, in ein paar Tagen kommen meine Eltern und meine Großmutter zu Besuch, sie würden dich und Ben gerne sehen. Sie wollen doch Ben endlich kennenlernen, weil ich soviel von ihm erzähle. Wärst du schon bereit, auch sie zu sehen?" frage ich sie ganz vorsichtig. Tilla stellt eine Tasse in die Kaffeemaschine, drückt einen Knopf, man hört die Bohnen mahlen und dann dreht sie sich zu mir „klar wieso nicht" sagt sie zu meiner Verwunderung ganz locker. „Klar? Ganz einfach? Und ich mache mir die ganze Zeit Gedanken, wie ich dich fragen kann!" Tilla nimmt die Tasse, stellt sie vor mich und beugt sich zu mir „warum denn auch nicht, das wäre der nächste Schritt! Du machst die ganzen Schritte für uns, jetzt sind wir an der Reihe! Außerdem würde ich sie auch gerne wiedersehen!" Tilla drück mir, auf mein zufrieden lächelnden Mund einen Kuss drauf und dann dreht sie sich wieder um und widmet sich ihrer Tasse. Das war so leicht, warum habe ich bloß so Panik geschoben? Es ging so einfach und das nur weil meine Freundin einfach perfekt ist und ich ein glücklicher Mann bin! Wir trinken unseren Kaffe unterhalten uns über alles mögliche, nur nicht über Alex, über Fußball, über angebliche Freunde und auch nicht über die Familie. Wir unterhalten uns über das Wetter, die Politik, die Umwelt, über das Meer, über die Philosophie des Lebens und unserer Vorstellung von der Zukunft. Am Ende stellt sich heraus, wir sind uns nicht immer einig, aber in den Grundwerten, den Mauern des Lebens und die Wichtigkeit von Zufriedenheit, mit dem wesentlichen sind wir eins und da sind die Grundsteine gelegt und müssen nur aufeinander gestapelt werden! Die Zeit vergeht im Flug, während wir uns unterhalten kochen wir gemeinsam, essen wir gemeinsam, räumen die Küche gemeinsam auf und plötzlich klingelt es an der Tür und Tilla ruft „mein Ben ist zurück!".
Ich verstecke mich in Alex sein Zimmer, wir wollen nicht gleich mit allem herausrücken und die Steine langsam aufeinander stapeln, es geht nicht ohne Sinn und Verstand. Das ist ein Thema was langsam angegangen werden muss! Ich stelle mich hinter seine Tür, ein kleinen Spalt lass ich auf, weil mich die Neugier packt, vielleicht bekomme ich einen Eindruck von Alex seinen Eltern. Zuerst höre ich Ben wie er jubelt als er seine Mama sieht und dann folgen ein paar Schmatzer auf seine Wange und Tilla ihre Quietschende Stimme, die sichtlich glücklich ist ihren Sohn wieder zuhaben. Nach einer kurzen Unterhaltung wie der Tag so ablief und mit viel Lob für Ben, der sich wohl sehr vorbildlich verhalten haben muss, höre ich Alex sein Vater mit etwas ernster Stimme sagen „Tilla wir würden gerne mit dir über was wichtiges reden" Tilla ihre überschwängliche Stimmlage verändert sich aprupt in eine besorgte, nachdenkliche Stimme. „Natürlich, lasst uns setzten" höre ich sie sagen. Ich lehne mich näher an die Tür, um etwas von der Unterhaltung mitzubekommen, obwohl es mich sicher nichts angeht. Aber ich glaube, umso mehr ich jetzt was mitbekomme, umso besser kann ich Tilla unterstützen, egal bei was immer und ich glaube Irgendwie das sie mich bestimmt braucht.
Ich höre wie Alex sein Vater erzählt, dass sie Post vom Staatsanwalt erhalten haben, es geht um Alex sein Unfall und das Verfahren was gerade läuft. Er sagt, er wollte es Tilla erst nicht erzählen, um sie nicht zu belasten oder Erinnerungen hervorrufen, da es ihr gerade besser geht, sollte es sie nicht zurückwerfen! Aber dann haben sie am Ende doch entschieden, es ihr zu sagen, weil Tilla und Ben ein Recht drauf haben. Ich weiß von Tilla, das sie sich mit diesem Unfall und alles was dazugehört incl. Täter nichts wissen wollte, sie hat es von sich weggeschoben, um sich selber zu schützen. Sie redet nicht mehr darüber, einmal haben wir ausführlich darüber gesprochen und da hat sie mir deutlich gesagt, dass sie nicht mehr darüber reden wird und ich fand ihre Einstellung richtig und wichtig. Es ist unnötig immer wieder das aufzuwärmen, was einen umgeworfen hat, den Boden unter den Füßen gerissen hat. Man merkt wie schwer es den Eltern fällt darüber zu reden, die Stimme von Alex Mutter ist etwas zittrig, als sie Tilla erzählt, das der Täter wohl ein epileptischen Anfall hatte und aus diesem Grund diesen Unfall verursachte. Der Täter ist Ende vierzig und ein Familienvater mit zwei Töchtern, er hat ein Brief an die Eltern und ein Brief an Tilla und Ben geschickt und um Verzeihung gebeten. Tilla möchte diesen Brief nicht sehen, meine Freundin wirkt ziemlich ruhig, stellt keine großen Fragen, hört einfach zu und antwortet nur wenn sie gefragt wird. Sie scheint wo anders mit ihren Gedanken zusein, irgendwie wirkt sie abwesend. Irgendwann verabschieden sich die Eltern und plötzlich geht die Tür auf, hinter der ich mich versteckt habe und der kleine Ben steht mit seiner Mama vor mir. Als Ben mich sieht, freut er sich und wirft sich in meine Arme. Während ich ihn gerade noch so auffangen kann um ihn zu knuddeln, schaue ich mit einem Augenwinkel auf Tilla, ihre Wangen sind rötlich und sie zwirbelt ihr Locken, das macht sie immer wenn ihre Gedanken verrückt spielen. Wir gehen gemeinsam ins Wohnzimmer, beim vorbeilaufen am Esszimmertisch, sehe ich ein Umschlag auf dem Tisch, das muss dieser Brief sein, von dem Alex seine Eltern gesprochen haben. Den restlichen Abend verbringen wir mit Ben auf der Couch und Tilla wirkt weder nachdenklich, noch verstört von dem was gesagt wurde, ich spreche sie nicht auf das Gespräch mit den Eltern an und frage auch nicht, was sie vorhat. Das einzige was mir zeigt, das sie sich mit der heutigen Tatsache auseinander setzt, ist dieses mit ihren Locken spielen. Ich glaube, sie muss es erst einmal sacken lassen, bevor sie darüber reden kann und wenn ich eins gelernt habe, sie braucht ihre Zeit und wenn sie mich braucht, weiß sie das ich für sie da bin. Ich bringe Ben ins Bett und bleibe bei ihm, bis er schläft. Da es für ihn ein aufregender Tag mit seinen Großeltern war, dauert es nicht lange, bis seine Augen zufallen. Den restlichen Abend liegen wir auf der Couch und diesmal spiele ich mit ihren Locken und sie vergräbt ihr Gesicht in meiner Halsbeuge. Irgendwann nuschelt sie „lass uns schlafen gehen" ich sag ihr, das ich die Couch fertig machen werden und dann sagt sie zu meiner Überraschung „nein, wir schlafen im Schlafzimmer" als sie das sagt, hebt sie ihr Kopf hoch, schaut mich an und ich küsse sie. Da ist wieder der nächste Schritt der gemacht wurde, beim letzten Mal, konnte sie noch nicht einen anderen Mann in Alex und ihr Bett lassen und diesmal zähle nur ich, sie zeigt mir ihre tiefe Zuneigung und ich merke ohne das sie es mir sagen muss, wie sehr sie mich eigentlich liebt!
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Hold my hand
Fiksi PenggemarMan weiß nie wo sich unsere Wege hinführen, nicht wie weit wir gehen können! Man glaubt glücklich zu sein, dass nichts mehr schief gehen kann, aber manchmal ist nichts wie es aussieht! Manchmal verändert sich alles von einer auf die andere Sekunde...