Roman
Ich schlage die Zeitung auf und eine große Todesanzeige ist zu sehen, Alex seine Basketballmannschaft verabschiedet sich von ihm, zu lesen ist ihre Trauer, Dankbarkeit und Mitgefühl für seine Familie. Heute ist die Beerdigung, vor zwei Tagen stand es schon in einer anderen Anzeige von der Familie, nur im engsten Familienkreis stand da. Diese ganze Sache beschäftigt mich seit Tagen, es geht mir nicht mehr aus dem Kopf, nur zu gerne würde ich wissen wie es Tilla in ihrer Trauer geht, ich traue mich aber nicht es herauszufinden. Ich lege die Zeitung wieder beiseite als sich Jule neben mich setzt „alles klar bei dir?" fragt er mich, ich Blicke ihn an und nicke „hast du Lust heute zu mir zu kommen? Hanna kann auch kommen wenn Sie Lust hat" ich schaue ihn einfach stumpf an, lange, sehr lange, bis Jule mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum wedelt. „Sorry, mir ist heute nicht nach was zum unternehmen!" Antworte ich kurz,
er fragt weiter „was ist los Roman? Probleme mit Hanna?" ich verneine mit einem Kopfschütteln „heute ist die Beerdigung von Alex und irgendwie beschäftigt mich das. Tilla und ihr Sohn tun mir einfach leid!" Jules fragender Gesichtsausdruck verschwindet „ich verstehe, es ist wirklich sehr tragisch und das du Mitgefühl hast ist natürlich auch verständlich, aber lass dich nicht davon runterziehen! Sie wird es schon schaffen und du lass dich mal ablenken" und das einzige was ich verstehe, was er mir eigentlich sagen möchte, ist das es mir egal sein sollte, weil es meine Ex betrifft und ich Hanna habe. Über diese Sache kann ich halt mit niemandem hier reden, Manuel und Jule ihre Frauen verbringen viel Zeit mit Hanna und bei uns läuft ja dieses Pärchending ohne Unterbrechung, was für eine Antwort soll ich da auch von ihm erwarten. Ich stehe auf und möchte gehen, Jule ruft mir hinterher „was ist jetzt, kommt ihr?" ich drehe mich zu ihm „neeee heute nicht, es reicht wenn ich dich den ganzen Vormittag hier sehe, dann brauch ich dich nicht noch täglich nach dem Training sehen" ich schnapp mir meine Tasche und steige in mein Auto ein um einfach vom Trainingsgelände wegzukommen. Ich drehe die Musik im Auto lauter um meine Gedanken zu verscheuchen und mich abzulenken, ich fahre ohne Plan und plötzlich bin ich ohne es richtig zu bemerken auf der Autobahn Richtung Düsseldorf. Ich erschrecke mich selber, wie ich gedankenlos einfach fahre und ohne ein Ziel vor Augen. Mein Handy klingelt und ich sehe Hanna ihren Namen auf dem Display, kaum das ich den Anruf annehme, fragt sie mich „wo bist du? Alle anderen sind schon längst zuhause und kein Roman weit und breit!" allein der Gedanke, das sie genau durch die anderen weiß, wie lange unser Training geht und wann alle zuhause sind, nervt mich „ich hab was vor und melde mich später" um weiteren Fragen, wohin und wann beantworten zu müssen, schiebe ich ein „ich habe schlechten Empfang, ich melde mich" mit stockenden Worten hinterher, das sie wirklich denkt, das mein Empfang schlecht ist. Ich stell mein Handy aus, ab jetzt kann ich keinen gebrauchen der mich nervt.Ich parke und mach mein Auto aus, ich schaue um mich herum, von weitem sehe ich ganz viele Autos parken. Ich hol einmal tief Luft und steige aus, vorsichtig ohne entdeckt zu werden laufe ich durch den Friedhof, der ziemlich groß und übersichtlich ist. Von weitem entdecke ich eine Gruppe Menschen die vor einem Grab steht und dem Pfarrer zuhört, ich laufe noch näher ran, das müssten sie sein, aber noch kann ich keine Gesichter erkennen. Dann entdecke ich Jenny, die Schwester von Tilla und ihre Eltern, ganz viele andere Personen die ich nicht kenne. Noch näher möchte ich aber nicht hinlaufen, sie sollen mich nicht entdecken, ich möchte einfach nur einmal Tilla sehen und dann verschwinden. In der Annonce stand, nur im engsten Familienkreis, das sieht jetzt nicht unbedingt aus als wäre es der engste Kreis, aber ich würde definitiv auffallen. Meine Blicke wandern durch die Menschenmenge um nach Tilla zu suchen, es dauert einen Moment als ich sie neben Ellen sehe, die sie am Arm festhält. Tilla schaut auf das Grab, ihre Tränen laufen leise die Wangen hinunter und Tilla hat Ben in ihrem Arm, der entweder schläft oder einfach nur leise ist. Tilla ihr Gesicht ist blass und wirkt erschöpft, ihre Wangen eingefallen und Ihr Schulter hängen kraftlos herab, ihre Haar wirken leblos und ohne Schwung. Ihr Anblick macht mich traurig und nachdenklich, wie kann man ihr helfen, wie kann sie das verkraften? Ich stehe hinter einem Baum und beobachte alle, wie sie trauern, weinen, manchmal Lächeln und sich verabschieden. Der Pfarrer sagt seine letzten Worte und es ist Zeit Abschied zunehmen, als Tilla nach vorne läuft, steht sie da mit Ben in ihren Armen und schaut auf den Sarg, der heruntergelassen wurde in sein Grab. Lange steht sie da und schaut stumpf in das Loch, dann holt sie was aus ihrer Tasche, schaut drauf und schmeißt ein Briefumschlag hinein. Tilla kniet sich auf den Boden, streift mit ihren Händen über die Erde und plötzlich hört man sie schluchzen, am liebsten würde ich zu ihr laufen, sie in die Arme nehmen und ihr sagen wie sehr mir das leid tut und ich für sie immer da bin, ihr herzzerreißendes weinen dringt bis zu mir hindurch. Der Bruder von Alex geht zu ihr, den ich damals nach dem Spiel gesehen hatte und hält sie an der Schulter fest. Ellen steht wie versteinert daneben und kann sich nicht rühren vor Schock, Jenny nimmt Tilla, Ben ab und der Bruder hilft Tilla hoch damit sie aufstehen kann. Der Vater von Tilla stützt sie während sie zu den Autos laufen. Ich schaue den fahrenden Autos hinterher, bis keiner mehr da ist und ich langsam einen klaren Kopf bekomme. Bevor ich zurück zu meinem Auto laufe, gehe ich zu Alex seinem Grab. Dort stehen zwei Männer die Erde in das Grab hineinwerfen. Als ich vor ihnen stehe, halten sie kurz inne und schauen mich fragend an „machen sie ruhig weiter, ich wollte nur kurz danke sagen" dann überlege ich kurz warum soll ich Danke sagen, aber Alex hat Tilla glücklich gemacht und es ging ihr gut mit ihm, dafür möchte ich ihm danken. Das Tilla irgendwas in ihm gefunden hat, was ihr gefehlt hat, vielleicht irgendwas, was ich ihr nicht geben konnte, das einzige was ich aber weiß, sie strahlte mit ihm, bei ihm und wenn sie nur seine Nummer auf ihrem Handy sah, ihre Augen leuchteten und das war die Hauptsache.
Es sind weitere zwei Wochen nach der Beerdigung vergangen, ich muss nicht mehr täglich mehrmals dran denken, aber ich denke dran. Was wiederum mich zum nachdenken bringt, ich denke sehr oft an Tilla und ihren Sohn, ich schaue Nachrichten, sehe ein Unfall, höre Musik, ich sehe ein Baby und wieder kreisen meine Gedanken um beide herum. Ich habe daher was beschlossen, über Instagram habe ich einen Basketballspieler aus der Mannschaft, für die Alex gearbeitet hat angeschrieben. Ich habe ihm erklärt das ich Tilla von früher kenne und ihr eine Beileidskarte schicken möchte und ob er mir ihre Adresse schicken könnte. Ich musste zwei Tage warten bis er mir schrieb, erst wollte er nicht, aber ich konnte ihn davon überzeugen und er hat sie mir geschickt. Was ich aber jetzt mit der Adresse mache, weiß ich noch nicht genau. Ob ich ihr Blumen schicke und ihr eine Karte hinzufüge in dem steht, wie leid es mir tut und sie sich zur jeder Zeit bei mir melden kann oder ob ich einfach mal am Haus vorbei fahre und hoffe sie zu sehen und ihre Gefühlslage herausfinde. Ich hätte auch Ellen fragen können, aber ich war mir nicht sicher wie sie drauf reagiert oder sogar es falsch versteht, daher halte ich sie erst einmal heraus.
Wie so oft die letzten Tage schaue ich auf die Adresse die in meinem Handy gespeichert ist, eigentlich kann ich sie schon auswendig, so oft habe ich sie schon gelesen. Ich denke mir plötzlich, fahr doch einfach mal dran vorbei, schau wie du dich dann entscheidest und vielleicht möchtest du danach nicht mehr eine Entscheidung treffen, sie lebt dann ihr Leben und ich lebe mein Leben weiter. Ich schnapp mir meine Schlüssel und möchte gerade aus der Tür, als Hanna von drinnen ruft „wo fährst du hin?" oh da war ja noch was und zwar Hanna, ich hatte total vergessen, das sie am Tisch sitzt und an ihrem Laptop arbeitet, ich drehe mich kurz zu ihr „ich muss mal kurz weg, was erledigen" ruf ich ihr entgegen und mach die Tür zu ohne abzuwarten, was sie mich bestimmt weiter fragen würde.
Mein Navi sagt, in hundert Metern haben sie ihr Ziel erreicht, ich schaue auf das Haus wo Tilla lebt, nur ganz dumpfes Licht aus einem Fenster ist zu sehen. Ich fahre ein paar mal die Straße auf und ab, die Nachbarn denken sicher schon, ich bin ein Irrer der jemanden stalkt. Ohne weiter nachzudenken, halte ich auf der Straße gegenüber an und beobachte das Haus, es wirkt außer das kleine Licht sehr verlassen und düster. Naja es ist gerade mal März und es wird noch ziemlich früh dunkel und es ist ja eigentlich auch schon Abend, natürlich ist es etwas düster. Dann entschließe ich mich einfach auszusteigen, mal schauen was dann passiert, ich denke nicht mehr viel nach, ich bin jetzt hör und habe mehr gemacht als ich es vorhatte. Ich stehe vor dem Haus ohne einen Plan und schaue auf die Haustür, als diese plötzlich aufgeht und eine ältere Frau hinauskommt. Diese Frau schaut in meine Richtung und ich lächle sie höflich an, die Frau mustert mich von oben nach unten und fragt mich zu meiner Verwunderung „wollten sie rein?" ich schau sie an und frage „hier wohnt doch Tilla und Ben oder?" Die Frau nickt mir zu und deutet an, das sie mir die Tür aufhält um mich hereinzulassen. Ich mache große Schritte und stehe plötzlich im Flur, die Frau zeigt mir auf eine Wohnungstür und die Tür geht hinter mir zu. Wo wollte ich hin und wo stehe ich jetzt? Ich bin verwundert über mein Mut und kann es nicht fassen, das ich das jetzt mache. Ich schau mich um und laufe zu der Tür, ich versuche mit einem Ohr an der Tür zu horchen ob irgendwelche Geräusche zuhören sind, aber ich höre nichts, vielleicht ist sie auch einfach nicht da, aber warum sah ich dann Licht. Es ist unnötig mir Gedanken zu machen, ich stehe jetzt hier und irgendwie gibt es kein zurück mehr. Ich entschließe mich an der Tür zu klopfen, entweder hört sie es und macht auf, oder sie ist nicht da oder hört es einfach nicht, dann kann ich mir aber nicht vorwerfen es nicht gemacht zu haben. Ich nehme meinem ganzen Mut zusammen und klopfe genau drei mal, dann halte ich die Luft an um irgendwas zu hören, mein Herz klopft so schnell das ich nur mein Herzschlag höre und nichts anderes um mich herum registrieren kann. Ich warte und warte, gerade als ich mich umdrehen und gehen möchte, höre ich Schritte immer näher auf mich zukommen, mit jedem Schritt geht mein Puls noch schneller! Dann geht sie auf die Tür und Tilla steht vor mir und schaut mich verwundert an. Ihre Haare zerstreut in jede Richtung als wäre sie gerade geweckt worden, sie sieht müde und erschöpft aus, sie trägt eine Jogginghose und ein Pullover was Ihr viel zu groß ist. Tilla starrt mich an ohne was zu sagen, es war ein Fehler, ich hätte nicht kommen sollen, was habe ich mir dabei gedacht, viele Gedanken gehen mir durch den Kopf und alle mit dem gleichen Ergebnis, ich hätte nicht kommen dürfen und plötzlich laufen ihr Tränen übers Gesicht und ich mach ein Schritt auf Sie zu und drücke sie, ich höre ihren Herzschlag auf meiner Brust und weiß es war doch kein Fehler.....
DU LIEST GERADE
Hold my hand
FanfictionMan weiß nie wo sich unsere Wege hinführen, nicht wie weit wir gehen können! Man glaubt glücklich zu sein, dass nichts mehr schief gehen kann, aber manchmal ist nichts wie es aussieht! Manchmal verändert sich alles von einer auf die andere Sekunde...