•Kapitel 5•

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Jungkook

Nachdem Jin-Hyung mich in seinen Armen gehalten und mir zugehört hatte, kam auch Yoongi-Hyung in mein Zimmer. Er lächelte mich sanft an, was ich jedoch nur schwach erwiderte, und setzte sich auf meine andere Seite. Einfach damit, dass er seinen Arm um mich legte, zeigte mir, dass er für mich da war.

Ich hatte wohl die beste Familie von allen.

„Hyung...ich-", fing ich an, doch mein Bruder kam mir zuvor.

„Schon okay, ich weiß es."

„Du weißt es?!", fragte ich überrascht und konnte es nicht verhindern mich darüber aufzuregen. „Wieso um Himmels Willen musste Taehyung Dir davon erzählen?! Das ist doch echt lachhaft! Der kann mich mal, was-"

„Min Jungkook, jetzt bekomm dich mal wieder ein!", sagte Yoongi laut und gab mir gleichzeitig einen Klaps auf den Hinterkopf. „Er hat ja wohl genauso ein Recht darauf sich auszusprechen, so wie du!"

Beleidigt zog ich die Augenbrauen zusammen und schaute nach unten. Mir ging es immer noch total übel und Jin legte mir eine Decke um die Schultern, während ich im Schneidersitz zwischen meinen Brüdern saß.

Mein Hyung hatte ja recht, trotzdem war es mir peinlich, dass sie dieses intime Detail von mir kannten. Ich war einfach noch nicht bereit für so etwas. Zumindest wollte ich es nicht, denn ich hatte Angst davor.

Aber ich wusste, dass es sich gut angefühlt hatte.

Taehyung hatte sich gut angefühlt...

Und allein bei dem Gedanken an meinen besten Freund überkam mich eine Gänsehaut. Wie konnten meine Zweifel nur größer werden und sich doch so richtig anfühlen? Ergab das überhaupt Sinn? War ich so durcheinander, dass ich nicht einmal klar denken konnte?

Seufzend fasste ich mir meine Stirn. Meine Kopfschmerzen schienen immer stärker zu werden und ich war froh, dass wir einen Eimer ins Zimmer geholt hatten.

An diesem Morgen war ich neben dem braunhaarigen Jungen aufgewacht, der mir eine Nacht beschert hatte, von der ich nicht geahnt hatte diese bald zu erleben. Oder überhaupt.

Aber so schnell dieses Ereignis kam und ein paar Glückshormone ausstrahlte, so schnell verging es auch wieder, als er es auf den Alkohol schob.

Ich meine, wir hatten ganz schön viel Alkohol intus...", waren seine Worte gewesen. Er hatte also wirklich nur seinen Spaß haben wollen. Und weil ich gerade da war, passte es ja.

Irgendwie stimmte mich das traurig, aber ich war zu ängstlich es mir einzugestehen.

„Kookie, sei ihm nicht böse. Und vor uns muss Dir auch nichts peinlich sein. Glaub mir, wir lieben dich so wie du bist und sind eigentlich wirklich froh, wenn du dich mal etwas mehr traust.", sprach Yoongi, weswegen ich wieder aufsah.

„Was meinst du?"

Zärtlich strich er mir durch die Haare. „Ich meine, dass Dir Taehyung gut tut und du endlich mal angefangen hast ein wenig mehr - nunja - zu leben. Du trinkst doch auch schon reichlich Alkohol, also warum willst du nicht mal ein wenig Gefühle zulassen, die Dir eigentlich gut tun würden, hm?"

„Ich bin mir nicht sicher, ob es sich so gut anfühlen würde.", flüsterte ich und zitterte leicht, da mir wieder einmal kalt war.

„Ach Keks.", lächelte Yoongi.

Dann spürte ich Jins Hand auf meiner Schulter, die mich dort streichelte. „Du bist mir ja einer. Natürlich fühlt sich so etwas gut an, du musst nur wissen was es ist."

„U-und was?", fragte ich ihn, schaute dabei zwischen beiden hin und her.

„Liebe.", sagten meine Brüder, wie aus einem Munde.

„LIEBE?!", rief ich aufgebracht aus.

Die wollten mir doch nicht ernsthaft verklickern, dass ich mich verliebt hatte, oder?! In Taehyung?!

Yoongi lachte leicht. „Ja, Liebe."

„Wie kommt ihr darauf?", fragte ich schüchtern und versuchte überall hinzuschauen, außer zu ihnen.

„Wegen der Art, wie du mit ihm umgehst. Wir wissen doch, wie du dich gegenüber den anderen Members verhältst, also versuch es nicht zu leugnen."

„Ich glaube, er leugnet es eher sich selbst gegenüber.", meinte Jin und schon sahen mich die beiden wieder forschend an.

„Yah! Hört auf so zu starren!" Beleidigt verschränkte ich die Arme.

Doch wieder schmunzelte Jin nur und Yoongi lachte. Dann wuschelte mir der Mittlere durch die Haare.

„Keks, ich glaube du solltest langsam mal etwas verändern."

Schnaubend schaute ich auf meine Beine. Ich wollte es eigentlich nicht hören. Jetzt würde wieder eine Predigt kommen oder super tolle Worte, die er einfach immer so aus dem Hut zauberte.

Yoongi-Hyung gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor beide aufstanden. „Zeit mal etwas Gefühle zuzulassen."

Etwas überfordert blickte ich ihm in die Augen. Ich wusste was er meinte, doch war mir unsicher was deren Bedeutung betraf. Oder ich war mir einfach unsicher, ob ich sie befolgen sollte.

Konnte es wirklich sein?

Sollte ich alles aufs Spiel setzen?

Stigma [TAEKOOK]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt