•Kapitel 78•

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Das Wasser vor unseren Augen war heute um einiges intensiver in seiner blauen Farbe als sonst. Ruhig kamen ab und zu ein paar kleine Wellen auf, durch den frischen Sommerwind, der auch durch unser hast wehte. Wir saßen seitlich zum Wasser, damit Tae sich an das Holz lehnen konnte.

Ich lächelte, schmiegte mich in den Armen von meinem Freund, mein Hinterkopf an seiner Brust. Tae gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange und ich bestaunte einmal mehr seine silbernen Haare. Sanft fuhr ich mit meinen Fingern durch die Strähnen, wobei er genüsslich die Augen schloss.

Als eine erneute Brise aufkam, sog ich den leichten Sommerduft ein, woraufhin Tae leise lachte. „Das gefällt dir wohl, hm?"

„Was meinst du?", fragte ich, meine Augen geschlossen.

„Der Geruch von den letzten Sommertagen."

Ich lächelte schwach, da es gerade so gemütlich war und ich hätte einschlafen können. „Deinen mag ich mehr."

„Das hoffe ich doch." Ich wusste, dass er lächelte, weswegen ich meine Augen wieder öffnete, nach oben sah und seinen begegnete.

„Am meisten.", hauchte ich ihm zu, wodurch sein Lächeln breiter wurde. „Ich liebe dich."

Tae's Augen fingen an zu leuchten. „Ich lie-"

„Gesülze!", stöhnte Yoongi-Hyung.

Wir drehten unsere Köpfe zu ihm und zogen eine Augenbraue nach oben. Er saß neben uns auf dem Steg, Jimin auf seinem Schoß, seitlich angelehnt und beide tauschten sie schon die ganze Zeit Küsschen und Worte aus.

Jinnie und Joonie saßen hinter ihnen, genauso da wie Tae und ich, und kicherten leise, während Hobi und Lee, neben ihnen, das ganze mit einem Grinsen beobachteten.

Als Jimin unseren Blicken begegnete, lachte auch er. „Baby, du kannst das nicht einfach sagen, wenn wir genau so sind."

„Ich darf doch sagen was ich will."

„Nicht, wenn du kleiner bist als ich.", neckte ich ihn und hatte sofort einen Nerv getroffen.

Schmollend schaute Yoonie auf Jimins Knie, um die er seine Arme geschlungen hatte. Chim bemerkte es natürlich sofort, weswegen er sich lächelnd zu ihm lehnte.

„Naww, Baby, nicht schmollen."

„Lass mich halt schmollen, mein kleiner Bruder war fies zu mir."

„Jüngerer, nicht Kleinerer.", grinste ich.

„Yah! Hörst du, er tut es schon wieder!", meckerte Yoonie.

Jimin kicherte weiter, zog seinen Freund aber näher an sich heran und küsste ihn sanft auf seine Wange. „Und wenn schon, du bist der Größte für mich."

„Meintest du er hat den Größten?", fragte Tae's Bruder.

Hobi boxte ihn. „Lee!"

„Was denn?"

„Nein.", gluckste Jimin leicht und sah dann wieder zu Yoonie, um ihm einen Kuss zu geben. „In meinen Augen ist Yoongi das Beste auf der ganzen Welt."

Auf seine Worte hin hielt mein Bruder den Atem an und wurde knallrot. Schnell vergrub er sein Gesicht in der Halsbeuge seines Freundes, welcher ihn lächelnd umarmte.

Mann, wie hatte Jimin es nur geschafft den Muffel in seiner Gegenwart so weich werden zu lassen?

Jinnie rief entzückt ein „Naw" aus, was uns wieder zum Lachen brachte. Ich schaute nach oben zu Tae, der mir gleich darauf einen Kuss gab, den ich nur zu gerne erwiderte. Dann sah ich mit einem Lächeln wieder auf unsere Hände, die ich auf meinen Bauch gelegt hatte und leicht damit spielte.

„Lee, wie steht's um deine Wohnung? Will der Vermieter dich noch immer rausschmeißen?", fragte Joonie den neusten Bruder, der neben Tae und mir saß.

Lee verdrehte die Augen und nickte. „Der alte Typ ist echt nicht mehr zu retten. Meint die ganze Zeit ich schulde ihm noch Miete von ein paar Monaten, dabei verdiene ich genug und hab jeden Cent bezahlt. Ich hab sogar tausend mal nachgesehen, ob alles stimmt."

Jinnie runzelte die Stirn. „Können wir dir irgendwie helfen? Komm doch erstmal zu uns."

Seufzend strich sich Lee über sein Gesicht. „Ich will mich nicht aufdrängen, aber das wäre wohl das Beste."

Tae lächelte. „Mach dir keinen Kopf, du kannst dir eigentlich sogar ein Bett aussuchen, letztendlich schlafen die Pärchen sowieso zusammen."

„Stimmt. Ich fühl mich schon immer richtig einsam.", meinte Hobi.

Ich grinste. „Du kannst doch mit Lee kuscheln."

„Soweit reicht die Freundschaft auch wieder nicht.", lachte der Rothaarige, doch Lee setzte nur ein schwaches Lächeln auf. Dann drehte sich Hobi zu ihm. „Irgendwann verdienen wir alle genug Geld und dann können wir uns immer noch eine Wohnung suchen."

Etwas überrascht sah Lee ihn an, doch erwiderte er nichts. Vermutlich war er einfach nur sprachlos.

Ich grinste und tauschte einen wissenden Blick mit Tae aus, welcher belustigt die Augen verdrehte. „Immerhin haben wir uns."

„Das stimmt." Lächelnd küsste ich seine Hand. „Das ist das Wichtigste."

Trotzdem war ich froh, dass die beiden Brüder sich wiedergefunden hatten. Sie haben ihr Vertrauen neu aufgebaut und sind in den letzten zwei Jahren wieder zusammengewachsen.

Seufzend vergrub Tae seine Nase in meinen Haaren. „Ich würde so gern einfach mal weg. Nur mit dir. Nur wir zwei."

„Wie wäre es mit der Hütte?", schlug ich vor.

Tae hob seinen Kopf und lächelte. „Das klingt sehr gut. Da wollten wir schon ewig mal hin."

„Ach bitte, ihr wollt es doch nur für das eine.", sagte Yoonie, jetzt wieder mit fester Stimme.

„Wenigstens könnten wir dann frei stöhnen, ohne auf euch achten zu müssen.", erwiderte ich ohne zu zögern.

Meine Brüder sahen mich ein wenig entsetzt an, aber alle anderen fingen an zu lachen.

„Min Jungkook!", rief Jinnie aus, doch ich zuckte nur unschuldig mit den Schultern und grinste.

„Das hätte ich echt nicht erwartet.", gestand Jimin, hielt sich seine Hand vors Gesicht, die Yoonie wieder weg nahm, um ihn lachen sehen zu können.

„Ich hab dich sowas von versaut.", gluckste mein Freund.

„Taehyung!", riefen alle anderen.

„Scheint als könntest du darauf nicht stolz sein.", meinte ich belustigt.

Er zuckte jedoch nur mit den Schultern. „Ich bin es aber."

„Sei es ruhig."

Lächelnd fuhr er mir durch die schwarzen Haare und lehnte sich zu mir, damit er mich küssen konnte. „Ich liebe dich."

Als ich Tae so betrachtete, erkannte ich alles, was er mir schenkte. Seine Liebe, dein Vertrauen und seine Zuneigung. Er schenkte mir so viel und ich versuchte es jeden Tag zurückzugeben, versuchte alles schreckliche aus seiner Vergangenheit zu verbannen, denn wir lebten. Wir lebten und waren glücklich und ich wollte, dass das so bleibt.

Stigma bedeutet in der Übersetzung Schandmal, etwas womit man gekennzeichnet wurde, das meist negativ bestimmt war, wodurch man sich von jedem anderen unterscheidet. Aber jeder ist anders, das haben wir gelernt. Und Tae war mein Licht. Er brachte mir Wärme und Freude, ließ mich Glück sehen und glauben. Er schenkte mir nicht nur seine Liebe, sondern auch eine Familie und ich setzte alles daran es ihm zurückzuzahlen. Wir hatten es verdient einander glücklich zu machen. Und es freute mich um so mehr, dass auch die anderen mitzogen. Ich hatte alles was ich brauchte bei mir, kein Schandmal könnte mir das nehmen.

Stigma [TAEKOOK]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt