•Kapitel 35•

320 27 13
                                    

„Yoongiiii!", rief ich lauthals und durch das ganze Haus nach meinem Bruder. „Yoongiiii!"

Ich sprintete die letzten Meter zur Tür meines Hyungs und riss diese zum Doppelzimmer auf, nur um ihn dann im Bett schlafen zu sehen. Mit den Augen rollend sprang ich auf ihn, sodass er nun ganz wach wurde.

„Jetzt steh auf! Bist du denn gar nicht aufgeregt?! Wir müssen uuuunbedingt noch alles vorbereiten!", versuchte ich ihn zu motivieren.

Yoongi-Hyung drehte sich jedoch nur widerstrebend um und öffnete seine Augen.

„Bist du wirklich so froh darüber, dass er auch noch seine Freunde mitbringen muss?", fragte er mich stirnrunzelnd.

Ich runzelte ebenfalls die Stirn. „Ich freu mich auf unseren Jin. Ist doch egal ob er welche mitbringt! Wir werden ihm die schöne Willkommensfeier schenken, die er verdient! Und jetzt steh auf und hilf mir gefälligst, Min Yoongi!"

Schnell sprang ich auf und rannte nach Draußen. Unser Hyung sollte heute wiederkommen und natürlich musste da alles perfekt sein! Mum kümmerte sich ums Café, während ich die Küche aufräumen wollte.

Mein Zimmer und das leere waren selbstverständlich schön gemacht, denn immerhin erwarteten wir Neuankömmlinge.

Wie sie wohl sein mochten? Konnte sich darunter ein guter Freund befinden? Wenn Jin-Hyung sie mochte, dann waren es wohl wirklich nette Jungs.

Ich freute mich so wahnsinnig auf ihn! Er war mein ältester Bruder, Yoongi-Hyung und ich waren mit ihm aufgewachsen und hatten ihn immer geliebt und unterstützt, vor allen in so manch schlechten Zeiten.

Ich hoffte er konnte uns noch mehr von seinem Aufenthalt erzählen, der ihm sehr gut getan zu haben schien. Er hatte sogar endlich einen Freund.

Als ich unten mit Mum und meinem minthaarigen Bruder alles dekorierte, kam Mrs. Thompson auf uns zu und unterhielt sich eine Weile mit uns.

Und dann kramte sie in ihrer Tasche herum und holte ein wenig Geld heraus.

„Äh Mrs. Thompson, ich denke nicht, dass-", fing Hyung schon an, doch sie unterbrach ihn.

„Papperlapapp! Ihr bekommt jetzt was für die Mühe, die ihr euch immer macht, wenn ihr im Café aushelft. Seht es als Trinkgeld an. Wer weiß? Vielleicht könnt ihr es ja für irgendwas schönes ausgeben oder eure Familie dann mal zum Essen ausführen. Es ist zwar nicht viel, aber..."

„Es ist mehr als genug, danke vielmals.", sagte er noch und sie strahlte ihn an.

Ich lächelte. Yoongi-Hyung war immer so freundlich. Man bemerkte gar nicht, was er schon für Leid in seinem Leben erfahren und mit welchen Dämonen er zu kämpfen hatte. Es war schwierig für ihn gewesen, auch für mich, wenn ich ihn so verletzt sah. Aber er kümmerte sich stets um andere und behielt sein Lächeln bei.

Na gut, bei manchen Leuten wurde er grimmig, aber das war sein Charakter. Man musste sich erst sein Vertrauen gewinnen.

Min Yoongi war stark und emotional zugleich. Ich hatte es ihm nie gesagt, aber er war mein Vorbild. Währenddessen er sich allem stellte, öffnete ich mich nur selten Leuten und blieb lieber im Hintergrund.

Vielleicht könnte sich das an diesem Tag ändern, wenn ich endlich neue Freunde fand.

„Ja danke.", kam es auch von mir.

Als Mrs. Thompson weg war schmollte Mum ein wenig, weil sie wieder davon anfing, dass Jin mit den anderen selbst vom Flughafen im Café ankommen wollte. Wahrscheinlich dachte er mal wieder an das Geld, das für die Fahrten drauf gehen würde.

Hyung lachte kurz und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Wange. „Mum, du wirst ihn nachher noch in Ruhe knuddeln können."

Sie wuschelte ihm grinsend durch die gefärbten Haare. Meine Familie war eben schon immer sehr locker. Und ich liebte es. Niemand sonst hätte ich akzeptiert. Ich war froh über mein Leben, auch wenn es manchmal nicht so schien. Aber mit ihnen an meiner Seite war ich glücklich.

„Und ich auch?", fragte ich mit einem Zwinkern.

„Wir alle.", lächelte mein Hyung mich an und zog uns dann in eine Umarmung. Ich liebte es, wenn er so fröhlich war.

~•~•~•~•~•~•~

„Ich glaube, ich werde gleich platzen vor Aufregung!"

Neugierig sah ich immer wieder auf die Straße draußen vor dem Café und suchte mit meinem Blick nach unserem Hyung. Aber er kam nicht, weswegen ich mich schmollend zu Yoongi stellte, der mich belustigt musterte.

„Ach Mensch Kookie, jetzt sei nicht so. Er wird bald da sein, bestimmt.", meinte er und stellte ein Fertiggericht in die Mikrowelle. „Eigentlich wäre ich ja heute gerne noch rausgegangen, doch du musstest mich ja zum Arbeiten verdonnern."

Ich grinste wieder. „Tja, aber du freust dich doch auch schon auf Jin!"

„Klar, aber so musste ich die ganze Zeit mit dir hier absitzen, du Nervensäge.", meinte er gelassen.

Meanie.

„Hättest du wieder was geschrieben?", fragte ich dann vorsichtig und musterte ihn genau.

Doch Hyung zuckte nur mit den Schultern und sah weg. Ich wusste genau worüber er nachdachte. Er wollte uns nicht so sehr an seinen Gedanken teilhaben lassen, die in seinem Notizbuch standen, weil er nicht wollte, dass wir uns sorgten. Aber als Familie taten wir das und es war nur selbstverständlich, dass ich ihn glücklich sehen wollte.

„Du hast also wieder über etwas Schlimmes geschrieben."

Hyung sah mich überrascht an, obwohl es ihn nicht mehr wundern sollte, dass ich ihn so leicht lesen konnte. Die Mikrowelle piepte, doch wir ignorierten es, als ich seufzend zu ihm trat und ihn umarmte.

Jeder mochte anders mit seinen Schmerz umgehen und getröstet werden. Einige wollten allein sein, andere darüber reden und Yoongi-Hyung war zufrieden damit, wenn ich einfach bei ihm war und ihm ein paar Minuten gab. Ich wusste, dass wenn er reden wollte, er zu mir kommen würde. Oder zu Jin.

Ich liebte meinen Bruder vom ganzen Herzen, deswegen war es mir wichtig, dass er wusste, ich war immer da für ihn.

Als wir uns lösten, bedankte er sich und wollte schon durch mein Haar wuscheln, da schlug ich ihm die Hand weg.

Ich liebte ihn, aber das konnte er vergessen!

„Also jetzt lass erstmal den gefühlvollen Moment auf dich sacken und zerstör ihn nicht gleich wieder!"

Er lachte und nahm sich sein Essen, da kam Mum zu uns herangerauscht. Sie bemerkte jedoch nichts und sprach Hyung dafür auf seine Haare an. Er war zufrieden damit und auch ich fand das Mint wirklich schick, doch Mum fragte sich, ob es so das Richtige wäre.

„Vielleicht fehlt ihm einfach nur ein Gegenstück?", neckte ich ihn, wofür er mir einen Todesblick zuwarf.

Und natürlich war Mum wieder Feuer und Flamme für dieses Gespräch, weswegen ich mir ein Lachen verkneifen musste.

Während Hyung sich mit seinem Essen beschäftigte, plauderte ich noch in Ruhe mit Mum, sodass wir beinahe verpasst hätten, wie die Tür aufging und der Älteste Sohn hereintrat.

Min Seokjin grinste in die Runde und ich konnte mich nicht länger zurückhalten.

„HERZLICH WILLKOMMEN!!", rief ich laut auf und sprang ihm dabei in die Arme, welche er sofort lachend um mich schlang und mich fest drückte.

Er war Zuhause. Meine Familie war komplett.

—————

Jaha! Ihr habt wohl gedacht es geht normal weiter, aber nein nein nein nein nein. ;)
Ich lasse euch leiden und erzähle lieber erst mal die Vorgeschichte, denn ganz ehrlich: die muss es immerhin geben! ;)

P.S.: Finde nur ich das Bild so cute?😍

Hope u enjoy🙏🏻

~safemenow

Stigma [TAEKOOK]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt