•Kapitel 77•

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Jungkook

Ein paar Wochen später standen Tae und ich, mit unseren Schulrucksäcken, vor dem Gebäude, vor dem ich mich schon so oft gefürchtet hatte. Schon witzig, dass manche meinten die Schule solle ein sicherer Ort zum lernen sein. Totaler Quatsch. Aber wir mussten dort rein.

„Und?" Mein blonder Freund sah zu mir. „Bist du bereit?"

Ich atmete einmal tief durch, schaute mir das Gebäude an und schüttelte dann zitternd meinen Kopf. „Nein, überhaupt nicht."

Lächelnd legte er seine Hand auf meine Schulter. „Bunny, ich bin bei dir. Keiner kann dir was tun."

„Momentan..." Ich blickte ihm ein wenig unsicher in die Augen. „Momentan ist es weniger der Gedanke, was sie mir antun könnten, der mich abschreckt, als der, was sie dir zufügen könnten."

Etwas perplex sah mich mein Freund an, konnte wohl nicht glauben, dass ich das laut gesagt hatte. Dann lächelte er mich warm an. Oh wie gern ich...

„Mach dir keine Sorgen. Die Grobiane sind raus aus der Schule und wir können uns wehren."

„Ach ja?", fragte ich skeptisch.

Tae gluckste. „Ja, wenn wir es gegen meine Eltern geschafft haben, dann wohl auch gegen ein paar Kinder."

„Wir sind auch noch Kinder."

„Du bist ein Pessimist."

„Das stimmt wohl."

Schmunzelnd schwieg er einen Moment, bevor er wieder zum Gebäude sah. „Sie werden uns nichts tun. Wir überstehen das, versprochen."

Und auf seine Versprechen konnte ich immer hören.

Meinen Freund so von der Seite zu sehen war schon einmalig. Eben nur für mich bestimmt. Er war so wundervoll, voller Lebensfreude und Energie. Er brachte jeden zum lachen, sorgte sich und versuchte es allen recht zu machen. Dabei bemerkte Tae nicht, dass ihm schon längst alle verfallen waren.

Ein kleines Lächeln stahl sich über meine Lippen, als ich nach vorn blickte. Ich zögerte einen Moment, ließ meine Hand dann aber in seine gleiten und hielt ihn fest.

Tae sah mich ein wenig erschrocken an, ich jedoch lief einfach nur los zum Gebäude.

Er hatte recht. Wir würden das schaffen. Wir würden gemeinsam unseren Abschluss haben und auf die neue Schule gehen. Und wir würden das ohne Geheimnis überstehen.

Keine Geheimnisse mehr.

~•~•~•~•~

Im Oktober des nächsten Jahres war es erneut soweit. Es ging wieder zur Schule. Nur dieses Mal auf eine andere.

Die Musikschule unserer Hyungs befand sich direkt vor unserer Nase, ohne dass ich es richtig begreifen konnte. Das sollte ab diesen Tag auch unsere Schule sein.

„Na, aufgeregt?", fragte mich Yoonie, der seinen Arm um meine Schulter legte und grinste.

Ich nickte leicht. „Sehr."

Jimin kicherte leicht und nahm die Hand seines Freundes. „Das brauchst du nicht, Kookie."

„Er hat recht." Jinnie lächelte mich an, als er mit Joonie vom Haupteingang auf uns zu kam. „Es wird keiner auf euch herabsehen." Er zog eine Augenbraue nach oben. „Schon gar nicht wegen eurer Größe, du hast sogar Yoongi eingeholt."

„Yah!", rief dieser empört aus, sein Arm sprach jedoch Bände.

Er war wirklich kleiner als ich, was zu niedlich aussah, da er seinen Arm um mich gelegt hatte, jedoch kaum über meine Schulter gucken konnte. Okay, etwas übertrieben.

Alle fingen an zu lachen. Namjoon war der erste, der wieder sprach. „Nein, aber ehrlich. Du brauchst dir über nichts Gedanken zu machen, außer wie du die Professoren überlebst. Du kannst also endlich mal wieder aufatmen."

So fühlte es sich auch irgendwie an. Als wäre nun eine Last von meinen Schultern gefallen.

Ich lächelte in die Runde. „Danke, Leute."

Yoonie wuschelte durch meine Haare. „Du bist unser Bruder, wir passen schon auf dich auf."

Jimin grinste auf seine Worte hin und umarmte ihn von der Seite, was sich Yoonie sichtlich gefallen ließ. Jinnie lehnte sich mit dem Rücken zu Namjoon, der ihn umarmte und einen Kuss auf den Scheitel drückte. Die beiden waren noch nicht all zu weit, was ihre Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit betraf, aber Jin-Hyung wurde immer lockerer.

Ich fand es allerdings immer noch schade. Er war der Erste von uns, der erkannt hatte, dass er eben nicht auf Frauen stand, und ihn hatte es am schlimmsten getroffen. Aber ich wusste, dass er eines Tages voller stolz der ganzen Welt verkünden würde, wer sein Freund war.

Gerade wollte ich etwas sagen, da würde ich mit einem Mal von hinten überrumpelt und umarmt. Jemand drückte mir seine Nase in meinen Nacken, wobei ich nicht zu überlegen brauchte, ich wusste wie er sich anfühlte.

„Tae!", lachte ich.

„Bunny.", murmelte er an meine Haut, weswegen ich mich gar nicht erst wehrte. Ich möchte es, wenn er mich so umarmte.

Yoonie, der seinen Arm rechtzeitig zurückgezogen hatte, tauchte einen Blick mit Hobi aus, welcher mit Tae dazugekommen war. „Und wie sieht's aus?"

„Eure Mum ist mit Tom heute Abend verabredet, deswegen schmeißen wir den Laden."

„Na hoffentlich wird Joonie nicht wirklich alles hinschmeißen.", meinte Jimin.

„Auf den Boden.", ergänzte Yoonie.

„Yah!", beschwerte sich Namjoon dann, was uns zum kichern brachte. Jinnie schmunzelte leicht und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Daraufhin küsste ihn Joonie erneut auf die Schläfe und sein böser Gesichtsausdruck verschwand.

„Wie steht es um euren Stundenplan?", wollte Hoseok wissen und schnell reichte ich ihm mein Handy. Er scrollte ein wenig, bevor er erleichtert seufzte. „Zum Glück, ihr habt nicht die Schreckschraube erwischt."

„Die Schmidt?", fragte Yoonie.

„Jap. Die wäre nun wirklich ein Reinfall gewesen." Hobi sah sich noch einmal die Liste an. „Alles klar, den Raum kennen wir, ich kann euch hinbringen, wenn ihr wollt."

„Klar.", kam es von meinem Freund hinter mir. Ich hätte zu gern seine braunen Hundeaugen gesehen.

„Na dann mal los, ab zum Unterricht.", sagte Jimin und schon im nächsten Moment klingelte es.

„Das nenn ich timing.", meinte Yoonie, woraufhin Chim ihm zuzwinkerte.

„Da bin ich gut drin, Baby."

Yoongi-Hyung seufzte einmal und schloss kurz seine Augen. „Erinnere mich doch nicht jetzt daran."

„Ihr seid widerlich.", meinte ich.

Mein Bruder sah mich an und lehnte sich zu mir. „Vergiss nicht, dass ich euch schonmal Rückendeckung gegeben habe, während wir noch gegessen haben."

Auf seine Worte hin, wurden meine Wangen sofort knallrot und ich wendete mich ab. Yoonie grinste, lief aber mit Jimin und Namjin ins Gebäude.

Tae löste sich von mir, griff aber sofort nach meiner Hand, was ich mit einem Lächeln kommentierte. Dann führte uns Hobi durch unsere neue Schule und erzählte uns immer mal ein paar Dinge, die wir zu beachten hatten.

Der erste Tag unseres neuen Lebens. Der erste Tag eines besseren Abschnitts. Mit meiner Familie war ich angekommen. Endlich könnten wir aufatmen.

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Hab ich ja ganz vergessen zu fragen: Wie fandet ihr denn das letzte Kapitel mit den beiden Brüdern? 🥰 Lee Und TaeTae - Aish I'm in love

Und wie nehmt ihr den riesigen Zeitsprung auf?XD

Hope u enjoy too🙏🏻

~safemenow

Stigma [TAEKOOK]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt