Ich hatte schon ein wenig von seiner Familie erfahren und das was ich wusste gefiel mir nicht.
Taehyung war nie gut auf sie zu sprechen, denn entweder war er gekränkt oder einfach nur wütend. Natürlich nicht auf uns, sondern auf seine Familiensituation. Die war ein wenig anders als ich sie kannte.
Seine Eltern waren schon immer sehr streng gewesen, das hatte er mir verraten, und seine Geschwister schienen ihn gar nicht mehr zu beachten. Deswegen kam er auch nach Deutschland zu uns.
Es war eigentlich traurig. Nicht nur für Tae, aber vor allem für seine Familie, die einen so wundervollen Menschen verloren hatte. Tae hatte einen wundervollen Mutter- und Vaterersatz mit Namjin gefunden und einfach klasse Brüder.
Und mich, seinen besten Freund.
„Kookie, ich wollte noch kurz raus, kommst du so lange alleine klar?", fragte mich Tae und riss mich damit aus meinen Gedanken.
Ich lag auf meinem Bauch auf dem Bett und brütete über einen kleinen Plan für unseren nächsten Tagen. Gestern Abend waren wir einfach noch essen und hatten das Thema Familie sein lassen, da ich es verstand, dass er darüber nicht sprechen wollte, und uns stattdessen über Kunst, Sport, Filme und mehr unterhalten. Es war unglaublich, wie viel ich mit ihm gemeinsam hatte.
Stirnrunzelnd blickte ich aus dem Fenster, wovor es in Strömen regnete. Wir hatten beschlossen einfach noch einen Tag im Hotel zu bleiben und nur rauszugehen, wenn es besser werden würde.
„Bei dem Wetter?"
Tae nickte nur und zog sich schon an. „Wäre das okay?"
„Na klar, ich kann dich ja schlecht hier behalten.", lächelte ich und er tat es mir gleich.
Er kam kurz näher und überlegte wohl, was er machen sollte, da tätschelte er mir meinen Kopf, worauf ich sonst beleidigt reagierte, doch...nicht dieses Mal.
„Okay, dann bis nachher.", sagte Tae schnell noch, bevor er verschwand.
Ich sah ihm eine Weile nach, einfach auf die Tür, die er hinter sich geschlossen hatte, und fragte mich was in ihm so vor sich ging. Was beschäftigte ihn?
Manch andere hätten es nie bemerkt, doch ich kannte Tae zu gut dafür. Er fiel ja sehr oft ins Schweigen und hielt sich dann einen Moment lang fern von mir, doch nun war es anders. Seine Haltung, sein Blick, der meinem auswich sobald ich über meine Mutter oder meine Brüder sprach.
Es musste mit seiner Familie zu tun haben.
Wie schön gemeint: er reagierte dort immer unterschiedlich. Und dieses Mal hatte es auch damit zu tun, da war ich mir sicher.
Sie mussten ihm wirklich sehr weh getan haben, wenn es ihn so sehr schmerzte darüber zu reden, geschweige denn nachzudenken.
Am liebsten hätte ich ihn einfach in meine Arme gezogen und versprochen, dass er mit uns glücklicher sein konnte, doch das wusste er bereits und er ließ sich auch gar nicht weiter helfen.
Verständlich, wenn man eigentlich mit der richtigen Familie glücklicher sein sollte.
Aber ich wäre nicht der Bruder von Min Yoongi und Min Seokjin, wenn ich nicht genauso stur wäre wie sie. Also musste ich nur herausbekommen, was in Taehyung vor sich ging und das würde ich mit Leichtigkeit schaffen, das wusste ich. Ich konnte sehr viel klammern.
Seufzend stand ich auf und lief zum Fenster. Meine Gedanken drifteten zum Wetter, welches am nächsten Tag besser werden sollte und weswegen ich schon fiebrig überlegte, was wir als erstes machen könnten.
Es gab hier eine alte Burg in der Nähe, die wollte ich unbedingt besichtigen. So etwas hatte ich noch nie gesehen! Und vielleicht fanden wir ein cooles Lokal, in dem wir essen gehen konnten! Oder wir liefen einfach einen Wanderweg entlang, um ein paar schöne Naturfotos zu schießen! Immerhin hatten wir Yoongi-Hyungs Kamera bekommen!
Schnell setzte ich mich wieder im Schneidersitz auf mein Bett und sortierte meine Gedanken, um den perfekten Plan aufzustellen.
Ich war so aufgeregt. Hoffentlich würde Tae alles mitmachen. Vielleicht würde es ihm sogar gefallen?
~•~•~•~•~•~•~
Am Nachmittag öffnete sich die Tür des Hotelzimmers wieder und erst da bemerkte ich, dass ich eine Weile lang schon geschrieben hatte und nicht bemerkte, wie die Zeit verging.
Ich schaute kurz auf die Uhr, wendete dann aber meinen Blick auf Taehyung und-
HOLY SHIT! WAS IST DAS?!
Mir klappte der Mund auf, als ich meinen besten Freund sah. Seine blauen Haare!
Omo...
Ich musste schlucken, als er mich fragend anschaute und darauf wartete, dass ich etwas sagte. „Und? Was meinst du?"
„Wow.", platzte es mir heraus, weswegen ich sofort rot anlief und mir die Hände vor den Mund schlug.
Tae lächelte zufrieden und zog sich die Schuhe aus, bevor er sich auch seiner Jacke entledigte und sich auf sein Bett setzte. Er kontrollierte ein paar Nachrichten auf seinem Handy, während ich ihn weiterhin anstarrte.
Und wie hätte ich nicht gekonnt?! Er sah so verdammt gut aus!
„Es steht dir wirklich.", sagte ich leise.
Er sah auf und lächelte lieb. „Danke."
Schluckend biss ich mir nervös auf meine Unterlippe und schaute schnell wieder auf meinen Notizblock. Warum kamen mir auf einmal so viele Gedanken?
Ich hörte etwas rascheln und sah auf, als die Matratze meines Bettes nachgab. Tae saß neben mir und guckte mir über die Schulter, um etwas von meinen Notizen lesen zu können.
„Ah, also morgen etwas zur Geschichte, ja?", fragte er mit einem Lächeln.
Zum Glück konnte ich wieder durchatmen, weil er normal weitersprach. Es war mir äußerst peinlich so rot zu werden.
Ich lachte leicht auf. „Naja, wir wollen unsere Lehrer nach dem Sommer doch beeindrucken, oder?"
„Stimmt schon, da hast du gar nicht mal so unrecht. Sie werden bestimmt erstaunt sein, dass wir uns überhaupt getraut haben in eine alte Burg hineinzugehen."
„Ich will ja nichts sagen, aber sogar wandern steht noch an."
„Dann bekommen wir auf jeden Fall noch gute Noten.", meinte er grinsend und ich stieg daraufhin ein.
Wir sahen uns eine Weile lang einfach nur in die Augen, die Mundwinkel nach oben gezogen, weil ich nicht anders konnte. Ganz automatisch fuhren meine Finger zu seinen Wangen, ein wenig nach oben.
Tae schloss die Augen und ließ es sich gefallen, wie ich ihm durch die Haare fuhr. Ich hatte das Bedürfnis sie einfach zu berühren, so als wäre es schon immer so gewollt gewesen. Und dieses blau...es ließ ihn in diesem Moment einfach unglaublich gut aussehen.
Als ich meine Hände wieder in meinen Schoß legte und er die Augen öffnete, sagte keiner etwas. Wir sahen uns einfach nur an, in Gedanken versunken. Wir ließen diesen Moment auf uns wirken.
„Dann freu ich mich auf morgen.", hauchte Taehyung und ich spürte seinen heißen Atem in meinem Gesicht.
Zitternd nickte ich. „Das wird bestimmt schön."
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Leute sorry, dass gestern nichts kam. Ich war so müde, weil ich den ganzen Tag unterwegs war.
Aber hier ein Update und endlich die blauen Haare, die wir alle so lieben. 😍
Hope u enjoy🙏🏻
~safemenow
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Stigma [TAEKOOK]
FanficFortsetzung zu Serendipity A TaeKook Story Band/ Bruder 2 Stigma bedeutet Schandmal. Wenn du anders bist, als die anderen. Wenn es unerwünscht ist. Jungkook hatte sich seine letzten Jahre an der Schule vollkommen anders vorgestellt. Mobbing und alle...