Ich war wütend. Und enttäuscht. Wütend wegen meiner Eltern und Tiana, da sie einfach so weiter machten, wie zuvor, und sich einen dreck scherten. Enttäuscht wegen Lee, weil er mir seine Freundlichkeit nur vorgespielt zu haben schien.
Als ich nach dem versäumten Frühstück nach Hause kam, hatte mich Kookie sofort in den Arm genommen und weg von den Fragen der anderen. Wir lagen eine ganze Weile lang in seinem Bett, bis Jin und Jimin zu uns hereinkamen und ich mich seufzend aufgesetzt hatte. Die drei anderen kamen natürlich auch dazu und so erzählte ich ihnen was passiert war. Sie hörten mir in Ruhe zu, jeder nahm es mit gerunzelter Stirn auf, aber sagte nichts dazu. Sie verstanden, dass es nichts brachte noch weiter zu fluchen.
Aber meine Frustration verschwand dadurch trotzdem nicht.
Mit geschlossenen Augen lag ich in den Armen meines Bunny's. Ich versuchte nicht an das Geschehen zu denken, aber es fiel mir schwer. Ich spürte Skokie's sanfte Bewegungen seiner Finger auf meinen Rücken und in meinem Haar. Er war einfach immer für mich da, wenn ich ihn brauchte, und ich liebte seine Art mit Konflikten umzugehen. Er wusste, wann er etwas sagen und wann er schweigen musste.
Nach einer ganzen Weile jedoch regte er sich ein wenig. „Tae..."
„Mh?"
„Du musst etwas essen." Seine Stimme war leise, so als würde er versuchen mich nicht zu verschrecken.
Ein kleines Schmunzeln Schlich sich auf mein Gesicht und ich sah zu ihm. „Na gut."
Er lächelte mich ebenfalls ein kleinen wenig an, streichelte dabei meine Wange, bevor er sich zu mir lehnte und mir einen sanften Kuss gab. Seine zärtliche Geste brachte mir eine Gänsehaut über den Körper.
Wir standen auf und verließen das Zimmer, um in die Küche zu gehen und etwas zu essen. Jin war gerade dabei Gemüse und Reis zu kochen, als wir an seiner Seite ankamen. Er lächelte uns an und bedeutete, dass wir uns setzen sollten.
Nach ein paar kleinen Gesprächen über verschiedene Dinge, konnten wir endlich essen. Ich bemerkte, was ich zuvor für einen Hunger haben musste, und verschlang fast alles auf einmal. Die anderen fingen an zu lachen, als ich mir einen riesigen Löffel mit einmal in den Mund stopfte. Unschuldig grinste ich die Runde an, woraufhin mit Kookie einen Kuss auf die Lippen gab, meine Wangen immer noch aufgeplustert durch den ganzen Reis im Mund.
Nachdem wir aufgegessen hatten, fing ich an alles aufzuräumen und abzuwaschen. Kookie half mir dabei und wir summten zur Musik aus dem Radio. Immer wieder mal stahl ich mir einen Kuss von ihm, was ihn zum grinsend brachte und weswegen er sich so verdammt niedlich auf seine Unterlippe biss.
„Tae?", hörte ich Jimins Stimme hinter mir.
Ich brummte kurz, damit er weiterreden konnte, meine Augen auf den Teller fokussiert, den ich gerade abtrocknete. Als Jimin aber nichts mehr sagte, drehte ich mich zu ihm um.
Zu ihnen.
Mein Blick glitt zu Kookie, welcher mich genauso unsicher ansah wie Chim. Dann seufzte ich und wendete mich wieder nach vorn.
„Lee, was machst du hier?"
Er schnaubte kurz. „Zu dir kommen und klar stellen, dass ich nichts mit der Sache zu tun hatte."
Ich zog eine Augenbraue nach oben und bekam mit, wie Kookie näher zu mir trat. „Wieso sollte ich irgendwen von euch noch glauben?"
Jimin ließ uns allein und ging zu Yoongi ins Zimmer, Lee versuchte nicht all zu nervös zu wirken.
„Taehyung, ich weiß, dass Einiges bei uns schief gelaufen ist in der Familie, aber ich verspreche dir, dass ich nichts von diesem Mist wusste. Ich bin nur hierher mitgekommen, weil ich dachte, wir könnten unsere Beziehung zu einander nochmal neu aufbauen. Ich habe nichts mehr mit diesen Leuten zu tun, nachdem ich meine Arbeit geschmissen habe."
Er hatte was?
Lee seufzte und schloss kurz seine Augen, bevor er mich wieder ansah. „Tae, bitte. Ich habe Fehler gemacht, das weiß ich übe es tut mir leid. Aber bitte lass sie sich nicht auch noch glauben, du hättest mich verloren."
Das was er sagte berührte mich. Ich konnte mir ewig nicht vorstellen, dass ich nun keine Familie mehr hatte, bis ich sie in Deutschland gefunden hatte. Und es tat manchmal weh so zu denken, dass ich sie nicht mehr haben konnte. Aber trotzdem...
„Ich weiß nicht ob ich dir glauben kann, ich denke immer noch, dass du nur so nett zu mir warst, weil du mich dadurch mehr auf ihre Seite ziehen konntest." Schluckend griff ich nach Kookie's Hand, welcher mich mit seinen großen Augen musterte. „Ich würde hiervon nie etwas aufgeben und schon gar nicht riskieren."
Ich befeuchtete meine Lippen und sah wieder zu meinem Bruder. Er sah traurig aus, seine Schultern hingen nach unten.
„Unsere Eltern haben versucht mich von diesem Zuhause wegzubringen, für ihren guten Namen, nachdem sie mich aus meinem alten hochkant rausgeschmissen haben." Kookie's Handgriff wurde fester. „Aber ich werde nicht gehen, werde ich nie. Ich liebe sie alle, sie haben mir gezeigt was es heißt glücklich zu sein.", sagte ich schmunzelnd. „Und ich hab meine Liebe gefunden, also warum sollte ich das auf's Spiel setzen."
„Mit mir setzt du es nicht auf's Spiel.", sagte Lee leise.
Ich schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht wissen."
„Bitte - Tae." Seufzend fuhr er sich über sein Gesicht. „Ich schwöre, ich wusste nicht davon! Gott, es ist alles aus dem Ruder gelaufen. Unsere Eltern haben auch mit mir nicht mehr geredet, sie finden es scheiße, wie ich mich verhalte, aber das ist mir egal. Tae, wir verstehen uns doch. Bitte, du bist die einzige Familie die ich noch habe."
„Tae...", flüsterte Kookie mir ins Ohr. Ich wusste was er wollte. Aber ich würde nicht so leicht nachgeben. Auch wenn es stimmte was Lee behauptete.
„Sie sind weg. Mum und Dad."
Ich lachte leicht. „Dann ist es eben so."
„Tiana ist noch hiergeblieben, sie will versuchen dich umzustimmen."
„Jemand wildfremden zu heiraten?", fragte ich spöttisch. „Das kann sie vergessen."
„Ich weiß.", lächelte Lee und sah zu Kookie, der ein wenig rot wurde. „Wie du gesagt hast, du hast deine Liebe gefunden."
„Das habe ich."
„Ich wusste es.", überraschte er mich. „Schon als wir uns das erste Mal wiedergesehen haben. Ich wusste es, du warst mit den anderen vertraut, ja, aber ihn hast du immer anders angesehen, immer anders behandelt. Eure Blicke waren einfach zu auffällig."
Kookie schluckte und fing an mit seinem Daumen über meinen Handrücken zu fahren. Ich würde nicht einknicken, ich würde nicht-
Lächelnd blinzelte er ein paar Male und sah zu Boden. „Tae, ich würde alles tun, damit du mir glaubst."
Ein paar Sekunden blieb es ruhig, mein Herz schlug wie verrückt in meiner Brust und ich beeilte mich den Kloß in meinem Hals zu schlucken.
Dann setzte ich an zu reden, meine Stimme zitterte leicht. „Ich...der Wettbewerb." Lee sah auf und hörte mir zu. „Komm zum Wettbewerb. Gib mir Zeit bis dahin nachzudenken, es war alles sehr viel auf einmal. A-aber komm zum Wettbewerb..."
„N-Natürlich." Er nickte und sah zwischen uns hin und her. „Das mach ich, versprochen."
„Versprich nichts, das du nicht halten kannst."
„Ich hab nicht gelogen."
Noch einmal blieb ich ein paar Sekunden lang stumm. Dann seufzte ich. „Das werden wir sehen."
Kookie's Hand ließ mich nicht los. Ich wusste, dass wenn er bei mir war, dann würde ich es wirklich überstehen.
Wir bräuchten dringend richtige Ferien.
DU LIEST GERADE
Stigma [TAEKOOK]
FanfictionFortsetzung zu Serendipity A TaeKook Story Band/ Bruder 2 Stigma bedeutet Schandmal. Wenn du anders bist, als die anderen. Wenn es unerwünscht ist. Jungkook hatte sich seine letzten Jahre an der Schule vollkommen anders vorgestellt. Mobbing und alle...