•Kapitel 6•

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Taehyung

Mit langsamen Schritten lief ich den Weg durch die Stadt. Den einen Weg, den er mir damals gezeigt hatte.

Ich versteckte meine Hände in den Taschen meiner Strickjacke und achtete gar nicht auf meine Umgebung, sondern schaute nur auf den Boden. Einzig und allein zerbrach ich mir den Kopf um die letzten Tage. Morgen bekamen wir unsere Zeugnisse und dann hieß es Koffer packen und am Ende der Woche ab nach Großbritannien.

Also nur noch drei Tage...

Hatte Yoongi recht? War es Kookie wirklich einfach nur peinlich, weil er noch nie ansatzweise so etwas gemacht hatte. So etwas intimes?

Aber warum musste es sich gleich um Sex drehen? Es war mir doch egal, was er schon an Erfahrung gesammelt hatte. Mir war es nur wichtig, dass er sich gut fühlte und glücklich war.

Nur hätte ich das gerne auf mich bezogen.

Seufzend schlug ich mir diese egoistischen Gedanken aus dem Kopf und setzte meinen Weg fort. Es war ein warmer Sommertag, jeder Mensch draußen lief mit einem Lächeln auf dem Gesicht herum, versuchte die Sonnenstrahlen zu genießen.

Ich hörte schon ein paar der Seevögel, die über mich herzogen, bevor ich auch das Wasser erkannte.

Während Yoonmin ihren Rückzugsort im Park am See hatten, hatte mir Kookie seinen gezeigt. Am Hafen auf einem Steg.

Es war ein wirklich schöner Platz, dort kamen nicht allzu viele Leute vorbei und man konnte sich in Ruhe das Treiben auf dem Wasser ansehen.

So wurde es auch zu meinem Rückzugsort.

Mit dem Ziel ein wenig abzuschalten und nachzudenken, bog ich um die letzte Ecke und schaute auf das blaue Wasser, welches so wundervoll in der Sonne glitzerte. Allein schon dieser Anblick hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, weswegen ich mich in Bewegung setzte, um es vom Nahen betrachten zu können. Sogar die Luft war so viel reiner, weil hier einzig und allein nur ein paar Segel- oder Tretboote starteten, ab und zu mal ein Kanu oder Kajak. Keine Motorengeräusche, nur die Natur und im Hintergrund die Fußgänger auf dem Weg zur Einkaufsmeile.

Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf meinem Gesicht, während ich mich dem Steg näherte, doch erstarb es, als ich erkannte wer dort noch war.

Jungkook drehte seinen Kopf zu mir um und versuchte sich in einem Lächeln, was ich ebenso schwach erwiderte, bevor ich mich zu ihm setzte. Unsere Beine baumelten knapp über der Wasseroberfläche und wir stützten unsere Hände an unseren Seiten auf das Holz.

„Hey...", sagte er leise.

„Hey..."

Er schaute wieder nach vorn und ich hätte es auch tun sollen, aber Kookie war einfach schon immer so faszinierend gewesen. Wie ihm sein schwarzes Haar ins Gesicht geweht wurde, durch den sanften Wind, der aufkam. Und selbst in seinem weißen Shirt sah er aus wie das größte Weltwunder.

Er war atemberaubend schön.

Schluckend betrachtete ich kurz unsere Hände, die so nahe beieinander lagen, und war versucht seine einfach in meine zu nehmen, aber ich konnte es nicht. Ich wusste nicht, was er dazu sagen würde - ob er was dagegen hätte.

„Kookie?", fing ich vorsichtig an.

Ich war so nervös, wie schon lange nicht mehr. Das letzte mal, als Yoongi herausfand, dass ich auf Kookie stehe, und richtig extrem war es, als meine Familie von meinem Interesse an Jungs erfuhr.

„Hm?" Er drehte sein Gesicht zu mir.

Oh dieses Gesicht...diese Augen und diese Lippen...

Kurz war ich wieder in meinen Träumerein gefangen, doch zum Glück rettete ich mich schnell daraus und blinzelte ein paar Male. Dann sah ich ihn wieder direkt an.

„Ist alles gut zwischen uns?"

Etwas ängstlich war ich ja schon. Immerhin saß mein Crush, welcher gleichzeitig mein bester Freund war und mit mir noch ein Jahr zur Schule gehen würde, mit dem ich zusammen lebte, neben mir, nachdem ich vor ein paar Tagen über ihn hergefallen war.

Verwirrt legte er den Kopf schief und lächelte leicht. „Ja, natürlich. Warum fragst du?"

Ich lächelte gequält zurück und winkte nur ab. „Nichts, schon gut."

Er wollte es vergessen. Ganz einfach wegwerfen.

Die Erinnerung an mich musste ihm einfach zu wider sein.

Ich spürte wie sich mein Herz zusammenzog, bei dem Gedanken von ihm nicht akzeptiert zu werden. Gerade war ich noch der Meinung, dass ich ihn einfach nur glücklich sehen möchte, aber genau in diesem Moment wurde mir schmerzlich bewusst, wie sehr es mir weh tun würde, wenn er jemand anderes wählen würde.

Scheiß drauf, ich durfte ein wenig egoistisch sein! Wenn es um die Liebe geht, dann sollte man kämpfen und das würde ich tun!

Nur nicht bei uns Zuhause. Ich musste mir etwas einfallen lassen, denn ich durfte ihn nicht erschrecken. Ich will ihn nicht bedrängen und ihm etwas aufbinden. Es musste von ihm kommen.

Ich hoffte natürlich, dass er überhaupt Interesse für das gleiche Geschlecht zeigte, aber Yoongi hatte mir bei unserem Gespräch vor ein paar Tagen erzählt - es zumindest durchsickern lassen, dass es gar nicht mal so abwegig war.

Ich betete nur, dass es wenigstens funktionieren würde, dass er dann freiwillig mit mir darüber sprechen würde, denn ich hatte keine Lust ihm ständig hinterher zu laufen. Auch wenn ich in ihn so derbe verschossen war...

„Ich freu mich schon mega auf Schottland, das wird bestimmt toll.", schwärmte ich einfach drauf los und bemerkte, dass er sich leicht anspannte. „Was meinst du?"

Ich lächelte ihn so falsch an, wie er mich. „Ja, ganz sicher. Wir haben ja auch schon einiges geplant - wäre nur gut endlich mal die Koffer zu packen."

Lachend lehnte ich mich zurück. „Da hast du recht. Aber ich denke, wenn wir dort sind ist es sowieso Zeit für eine Veränderung."

Ich spürte seinen Blick auf mir, wie er sich in meine Haut brannte.

„Veränderung?", fragte er nervös.

Grinsend lehnte ich mich vor zu seinem Gesicht und zwinkerte ihm zu, während er versucht mir nicht zu nahe zu kommen.

„Wirst schon noch sehen, was ich meine. Ich habe schon alles geplant."

Er schluckte. Und ich war von seinen Augen gefesselt. Wir waren uns wieder so nahe, ich konnte seinen Atem auf meinen Lippen spüren. Ich merkte, wie auch seine Pupillen sich weiteten und war kurz davor mein gespieltes Manöver abzubrechen, doch ich belehrte mich eines besseren. Ich durfte nicht zu schnell rangehen.

„Das macht mir irgendwie Angst.", murmelte er und mein Lächeln bröckelte leicht.

Klar...meine Zuneigung machte ihm zu schaffen.

„Vertrau mir, es wird Dir gefallen.", flüsterte ich ihm zu und wandte mich wieder von ihm ab.

Das Wasser sollte nun meine volle Aufmerksamkeit bekommen, während Kookie an meinen Worten verzweifelte und ich mir einen Plan zurecht legte.

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2 Kapitel für heute.
Sorry, dass nicht mehr kam, vlt ein ander Mal.

Wie fandet ihr den neuen Platz?
Was denkt ihr wird in GB passieren?;)

Hope u enjoy🙏🏻

~safemenow

Stigma [TAEKOOK]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt