Die Nacht über hätte Julian überraschend schlecht geschlafen, die gestern gemachten Gedanken gingen ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was wenn man ihm wirklich einfach nur Schlechtes wollte oder ihn warum auch immer verarscht? Es gab keine Garantie dafür, dass dies nicht der Fall war, und es blieb ihm nur übrig zu hoffen, das dem so war, wie er es sich vorstellte. Was sollte er auch schon großtun? Entweder rang er sich dazu durch und sagte das Treffen ab oder er entschied sich Wort zu halten und begann jetzt langsam seine Bedenken abzulegen, er musste einfach vertrauen...
Leichter gesagt als getan, fand Julian, während er sich erst einmal die Haare wusch und sich dann auf den Weg nach unten machte, wo er ein weiteres Mal freudig begrüßt wurde. ,,Hallo, meine Große!", Julian grinste leicht und strich Nala über den Kopf. Was würde sie eigentlich davon halten, wenn er ihr plötzlich einen anderen Hund vor die Nase setzte, der ab sofort auch noch fest bei Ihnen einziehen würde? Naja, eigentlich verstand sie sich ja auch immer recht gut mit allen möglichen Hunden und freute sich mit ihnen spielen zu können, also war es ja gar nicht so ausgeschlossen, dass sie ihn nicht mochte. Nur ob Nala vielleicht nicht doch eifersüchtig wurde, wenn sie sich plötzlich alles Teilen musste, wusste er nicht, schließlich hing sie sehr an ihm und ihrem Privileg so ziemlich die ganze Aufmerksamkeit für sich zu bekommen.
Julian hatte nicht einmal gefragt, ob Askan kastriert, geimpft oder wirklich gesund war. Er hatte einfach völlig blind auf eine Person vertraut, die er nicht im Geringsten wirklich kannte. Gut, so ganz konnte er sich auch nicht erklären, wo so plötzlich seine ganzen schlechten Gedanken herkamen, aber es war sicherlich besser nicht gleich vom optimal Fall auszugehen, sondern sich erst den Kopf darüber zu zerbrechen. Wenn es letztlich doch nicht so schlimm war, könnte man ja immer noch aufatmen und es war allemal besser als vom Negativen überrumpelt zu werden.
Seufzend machte er sich für das bevorstehende Training fertig, das komische Gefühl im Bauch würde er wohl bis er klare Gewissheit hatte, nicht mehr loswerden. Aber bei einem solchen Schritt war es vermutlich ja auch relativ berechtigt. Völlig in Gedanken versunken warf er sich seine Jacke über und machte sich dann auch auf den Weg zum Trainingsgelände. Das Training heute würde sein letztes für dieses Jahr sein, da ab Morgen die Winterpause begann und vielleicht war das auch gerade gar nicht so schlecht, mehr Freizeit zu haben, wenn man die ersten Wochen einen neuen Hund bei sich aufnahm. So konnte man ihn gut eingewöhnen und auch seinen Tagesablauf neu strukturieren ohne dass die Pflichten darunter zu leiden hatten. Sonderlich viel würden sie heute vermutlich eh nicht mehr machen und über die Ferien, musste er sich zu Nalas Freude eh immer selbst fit halten.
Gleich beim Verlassen des Autos sah er mal wieder direkt die Person, die er so überhaupt gar nicht sehen wollte. Auch Luca, wie er ja offenbar zu heißen schien, warf ihm einen nicht gerade einladenden und freundlichen Blick zu, obwohl er viel mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, als sich über ihn zu ärgern schien. Aber das interessierte Julian nicht wirklich, er machte sich seine eigenen Gedanken und wenn Luca Probleme hatte, dann war das vermutlich auch seine eigene Schuld und erforderte weder Mitleid noch sein weitere Aufmerksamkeit. Er folgte ihm mit etwas Abstand, legte es aber auch wirklich nicht darauf an ihm näher zu kommen, der Abstand war aus seiner Sicht schon ganz angemessen. Das Luca jedoch sein Vordermann und nicht sein Hintermann war, brachte gleich automatisch gewisse Probleme mit sich, wie zum Beispiel lauter direkt vor seiner Nase zuschlagende Türen und es gab wirklich kaum etwas, dass er noch mehr hasste.
Seufzend folgte er ihm in die Kabine, begab sich zu seinem Platz, drehte sich von ihm weg und ignorierte ihn auch im Training sofern möglich. Wie konnte ein Mensch nur so unglaublich unsympathisch sein? Und die Tatsache, dass er seinen Frust auch ausgerechnet genau an ihm ausließ, ließ die Sympathie für diesen Menschen auch nicht mehr wachsen und das der nächste Ball ihm mitten im Gesicht traf, brachte das Fass echt zum Überlaufen.
,,Was ist eigentlich dein scheiß Problem mit mir?", Julian rappelte sich schnell vom Boden auf, den er so eben noch besuchen durfte, offenbar hatte Luca nicht mit Julians plötzlicher Gegenwehr gerechnet und schien überrascht. ,,Du bist mein Problem!", er schnaubte verächtlich und drehte ihm den Rücken zu. ,,Was an mir ist dein Problem!", Julian packte sich den Größeren an der zugegeben echt starken Schulter und riss ihn zu sich herum: ,,Sags mir ins Gesicht!" Luca fixierte ihn mit seinen tiefbraunen Augen, überlegte und suchte nach dem erst besten Grund, der ihm einfiel. Schließlich riss er sich los, machte einen Schritt rückwärts und sah Julian abwertend an: ,,Ich bin dir Wicht keine Rechenschaft schuldig!" ,,Oh doch, das bist du! Wenn du ein Problem mit mir hast, dann hab wenigstens den Mut mir zu sagen, wo das Problem ist!", Julian schnaufte, normalerweise war das so gar nicht seine Art, aber Luca hatte den Bogen echt maßlos überspannt. ,,Dein Charakter du Ratte und spiel dich hier nicht so auf!", Luca schnaufte ebenfalls, wand sich wieder von ihm ab, nur um festzustellen, dass sie die Aufmerksamkeit des gesamten Teams auf sich gezogen hatten.
,,Luca, so behandelt man seine Teamkammeraden nicht, dass ist alles andere als professionell und um ehrlich zu sein, hast du mir schon genug Gründe geliefert, deine Probezeit im Team endgültig zu beenden!", mischte sich nun ihr Trainer ein und Luca schrumpfte augenblicklich etwas zusammen: ,,Mag sein das du taktisch gut zu uns passt, aber wer so ein Verhalten an den Tag legt, hat weder hier noch in irgendeinem anderen Sport etwas zu suchen. Geh dich jetzt duschen, wir sprechen uns noch!" Damit verschwand Luca dann auch in Richtung Kabine, blass, ohne ein Wort des Wiederspruchs und ohne einen Blick zurück. So kannte Julian ihn ja gar nicht, aber es geschah ihm verdammt nochmal recht.
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Unknown Friend
FanfictionFuck fake friends, we don't need'em only thing they're good for is leaving... Julian hatte die Nase voll. Er wollte einfach nicht mehr nur lediglich für andere interessant sein weil er berühmt war, sondern weil er er selbst war. In der Hoffnung end...