33. Kapitel

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Noch am selben Abend, hatte sich Julian eine gute Fahrschule für seinen neuen Mitbewohner ausgesucht. Die Idee mit dem Führerschein hatte ihm die Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für den Jüngeren stark erleichtert, zumal ja auch nicht mehr sonderlich viel Zeit bis zu Weihnachten blieb. Na gut, eigentlich hatte er Luca bereits versprochen, dass er ihm nichts zu Weihnachten schenken würde, gerade auch weil sich das alles erst so recht spontan ergeben hatte und er sich ihm sowieso schon schuldig fühlte, dadurch dass er ihn so herzlich bei sich aufgenommen hatte und so weiter. Jedoch konnte Julian gar nicht anders und zwang sich förmlich selbst dazu sich noch das tollste Geschenk aus dem Hut zu zaubern und indem er die anfallenden Kosten für den Führerschein und die Fahrstunden übernahm, konnte er doch eigentlich gar nicht so viel falsch machen.
Die Idee stand jedenfalls und war auch schon gleich am selben Tag noch von ihm umgesetzt worden, es musste ja aber auch schnell gehen. Selbst wenn Luca jetzt noch nicht direkt seinen Führerschein starten wollte, auch wenn er in Schulferien und Winterpause jetzt wohl auch noch am meisten Zeit hatte, konnte er ja eigentlich anfangen, wann immer er wollte, denn bezahlt war das Packet ja, praktisch war es also auch schon mal. Er konnte sich schon gut vorstellen, dass Luca schon seit längerem mit der Idee gespielt hatte, einen Führerschein zu machen, es ihm jedoch bis jetzt noch nicht wirklich geschafft hatte, wohl auch deshalb, weil er seine ehemalige Wohnsituation, bzw. Miete und Essen, selbst hatte finanzieren müssen, so dass ihm für so etwas bisher eher wenig übriggeblieben war. Aber bei Julian und vor allem nachdem sich dann irgendwann mal alles geregelt hatte, würde sich dies ja dann auch hoffentlich für ihn ändern. Er musste ja kaum für eine Wohnung und eine Familie bezahlen, bei denen er nicht lebte und die sich sonst auch nicht groß um ihn gekümmert hatten.
Julian war eigentlich ein Mensch, der unbedingt alles bis ins kleinste Detail planen musste und so hatte er für gewöhnlich auch meistens schon vor Weihnachten einen genauen Plan entwickelt, wie alles ablaufen sollte. Zwei Wochen vor Weihnachten wollte er auf für die letzte Person ein schönes Weihnachtsgeschenk bekommen haben, bis dahin sollte sein Aufenthaltsort an den Weihnachtstagen bestimmt sein, ein grober Essensplan musste erstellt sein und am dritt letzten Tag vor Weihnachten, wurde dann der zuvor bereits ausgesuchte Baum in der Wohnung aufgestellt und geschmückt. Vermutlich wäre alles auch dieses Jahr genauso oder zumindest stark ähnlich abgelaufen, doch durch Luca war eigentlich alles so ziemlich durcheinandergeraten. Der Baum war noch nicht ausgesucht, geschweige denn geschmückt im Haus, den Essensplan musste er definitiv auf eine weitere Person zusätzlich anpassen, wo genau er die nächsten Tage nun verpasste, war fragwürdig und das er erst so spät ein Geschenk hatte kaufen können, wäre sicherlich auch fast schief gegangen.
,,Möchtest du Weihnachten nur mit mir feiern oder möchtest du Freunde oder jemanden aus deiner Familie auch noch einladen?", bot Julian an, während er sich daran machte den Baumschmuck auszupacken. Luca beobachtete ihn dabei: ,,Ach ne, mach dir da bloß keine Umstände, ich passe mich da voll und ganz dir an und auf meine Familie kann ich gerne verzichten!", er beäugte die silbernen Kugeln. ,,Bist du dir da ganz sicher?", Julian stellte eine Packung Kugeln auf den Wohnzimmertisch. ,,Absolut und ziemlich!", der Jüngere schmunzelte leicht. ,,Na gut, falls du aber deine Meinung änderst, sag mir ruhig Bescheid, ich organisiere dann schon was!", bot Julian fürsorglich, wie er war an. ,,Werde ich tun!", natürlich würde Luca nicht plötzlich mit einer derartigen Idee um die Ecke kommen, er genoss wie ruhig und entspannt es hier bei Julian war. ,,Ich hab meiner Mutter erzählt, dass ich momentan einen Mitbewohner habe, und sie meinte ich kann dich am ersten Weihnachtstag gerne mit zu unserem Familienessen bringen! Also ähm... vorausgesetzt du willst das natürlich auch...", er würde zum Ende hin etwas verlegener. Der eigenen Mutter jemanden vorzustellen, auf den man einen heimlichen Crush hatte, war immer etwas aufregendes. Vielleicht mochte sie Luca ja auch einfach überhaupt gar nicht und war froh, dass er ansonsten nichts weiter mit ihnen zu tun hatte...? Gut, eigentlich sollte es ihm wohl besser ganz egal sein. Luca war ein Freund und würde es tatsächlich wohl auch immer bleiben, also würden seine Eltern ihn ja auch nicht so oft zu Gesicht bekommen...
,,Würdest du denn gleich einen Baum mit mir aussuchen fahren?", Julian lächelte leicht. ,,Wie meinst du das?", etwas verwirrt sah Luca ihn an, umso verwirrter sah Julian zurück, was wollte der Jüngere an dieser Frage denn nicht verstanden haben? ,,Also möchtest du mit mir einen Tannenbaum aussuchen, den wir dann ins Haus stellen und schmücken?", versuchte er es genauer und kam sich fast etwas dumm dabei vor. ,,So nen richtigen echten Baum?", wollte der Jüngere skeptisch wissen. ,,Na klar einen echten Baum!", der Ältere schmunzelte leicht und stattete sich wieder mit Geld und Schlüssel aus. Luca hatte seit er denken konnte noch nie einen richtigen Weihnachtsbaum im Haus gehabt und Weihnachten hatten sie eigentlich auch nie gefeiert. ,,Ähm klar okay. Und in welchen Wald fahren wir da?", wollte Luca wissen. ,,Wie in welchen Wald?", Julian sah erneut verwirrt zu ihm rüber: ,,Ich kaufe den Baum auf dem Markt oder in der Baumschule!" ,,Du bist manchmal echt komisch... der Wald hat so viele Bäume und du willst einen kaufen?", Luca schmunzelte leicht. ,,Natürlich kaufe ich einen, alles andere wäre Diebstahl, mein Lieber!", Julian klopfte ihm leicht auf die Schulter und zog sich wieder Jacke und Schuhe an, ehe er sich dann mit Luca je den Weg zur Baumschule machte, um einen schönen Baum auszusuchen. Dies stellte sich vor allem daran als schwierig heraus, dass Julian versuchte Luca am Aussuchen des Baumes zu beteiligen, bei dem ihre Meinungen offenbar stark auseinander gingen. Während Luca einen verdammt großen Baum wollte, gefielen Julian die zumindest etwas Kleineren ein wenig besser, die Luca wiederum jedoch als viel zu klein empfand obwohl sie im Gegensatz zu seiner Wahl wenigstens ins Haus passen würden.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt