34. Kapitel

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,,Bist du sicher, dass der so geradesteht?", Julian krabbelte unter dem Weihnachtsbaum herum und versuchte ihn in der Halterung gut und fest anzubringen. ,,Zu einhundert Prozent!", Luca grinste mit schief gelegtem Kopf, woraufhin Julian leicht nickt und wieder zu ihm hochkam: ,,Optimal, oder?" ,,Ähm naja, ich finde schon das der jetzt etwas schief ist!", auch Julian legte den Kopf leicht schief und betrachtete sein Werk. ,,Ach Quatsch, das muss schon so, glaub mir!", meinte Luca völlig überzeugt, während Julian nur geschlagen nickte. Also entweder hatte Luca nen Knick in der Optik oder er bevorzugte das etwas Außergewöhnlichere, allein und von unten konnte er selbst den Baum jedenfalls nicht gerade einstellen. ,,Na gut, ganz wie du meinst!", er entfernte sich etwas vom Baum: ,,Was möchtest du denn an Weihnachten so essen?" Luca sah verwirrt zu ihm rüber: ,,Ja irgendwas reicht doch!" ,,Habt ihr denn so überhaupt gar keine Festtagstraditionen?", Julian sah den Jüngeren ungläubig an, es musste mit Sicherheit doch im entferntesten irgendetwas geben, dass in Lucas Familien-Tradition gewesen war und vor allem in Bezug auf die bevorstehenden Feiertag. Irgendetwas gab es doch wirklich in jeder Familie oder nicht?
,,Also wir haben, soweit ich denken kann, immer Schnitzel zu Weihnachten gemacht oder zumindest meine Mom! Und zudem gehört es für sich einfach auch zu Weihnachten auch irgendwie fest dazu!", Julian lächelte ihm zu: ,,Habt ihr denn sowas allgemein gar nicht? Also irgendwas was ihr in der Familie seit Jahren so macht?" ,,Mein Bruder verbrennt regelmässig meine Schulsachen, wenn mein Dad Brandbeschleuniger kauft, aber sonst glaube ich nicht wirklich?", überlegte Luca. ,,Das ist furchtbar!", Julian sah zu ihm hoch, gerne hätte er ihn jetzt irgendwie umarmt oder der Gleichen, um ihm seine Anteilnahme und seinen Beistand zu versichern, aber wahrscheinlich war es nicht unbedingt in Lucas Interesse. ,,Och, dass passt schon!", Luca lächelte leicht und setzte sich aufs Sofa: ,,Haben die vom Jugendamt schon irgendwas geschrieben oder so?" ,,Naja, nicht wirklich. Ich hab bis jetzt nur eine Bestätigung erhalten, dass du zumindest schon mal übergangsweise bei mir Wohnen kannst, also jetzt über Weihnachten und Neujahr und dann soll im nächsten Jahr die Entscheidung fallen, ob du ganz bleiben darfst oder nicht!", meinte Julian, der seinen PC tatsächlich fast jede drei Stunden auf neue Nachrichten diesbezüglich kontrollierte. ,,Na okay, das ist doch schon mal gut...", er schien zufrieden, aber nicht gedankenfrei gegen das Jugendamt zu sein, von deren zuständiger Mitarbeiterin er ja ganz offensichtlich nicht sonderlich viel zu halten schien.
,,Habt ihr bis jetzt immer am 24. abends gefeiert oder erst so richtig am Ersten Weihnachtstag?", Julian setzte sich zu ihm aufs Sofa. ,,Naja, wie gesagt, wir haben es gar nicht gefeiert, also weder am 24 noch sonst wann!", der Jüngere lehnte sich etwas zurück und sah zu ihm rüber: ,,Und ihr so?" ,,Naja, also bei uns kam immer am 24 abends, nach der Messe das Christkind und den ersten Weihnachtstag sind dann immer unsere Großeltern zu Besuch gekommen und am Zweiten hatten wir immer ein richtig großes Familientreffen, mit Onkels und Tanten!", Julian lächelte leicht, ihm viel es wirklich schwer zu glauben, dass Luca das alles so gar nicht erlebt hatte und kannte. ,,Dann ist das Christkind gekommen?", der Jüngere schmunzelte amüsiert. ,,Naja also zumindest war nach der Messe immer Bescherung!", meinte Julian: ,,Gut, mittlerweile hat sich das Ganze ja ein bisschen verändert..." ,,Würdest du am 24 zu deinen Eltern fahren, wenn ich nicht hier wäre?", wollte Luca wissen und Julian nickte leicht: ,,Aber du kannst doch trotzdem noch zu ihnen fahren, ich hindere dich daran nicht! Ich will auch nicht, dass du nur wegen mir nicht vernünftig Weihnachten feiern kannst!"
,,Naja ich weiß nicht... und eigentlich hab ich ihnen ja auch schon abgesagt und du machst mir keineswegs mein Weihnachtsfest kaputt!", er lächelte Luca leicht zu. ,,Na komm, ruf deine Eltern an und frag, ob du vorbei kommen kannst, die werden ganz bestimmt nicht nein sagen!", Luca lächelte ihm aufmunternd zu. ,,Na gut!", Julian gab sich der Idee nach einigem hin und her überlegen hin und wand sich an seinen Mitbewohner: ,,Aber nur unter einer Bedingung!" ,,Und die wäre?", Luca lächelte leicht. ,,Du kommst mit mir nach Bremen und wir feiern alle zusammen Weihnachten als Familie!", er sah Luca lächelnd an, der diesem einen solchen Wunsch natürlich nicht ausschlagen konnte und wollte. Und tatsächlich machten sie sich dann auch schon wenig später daran, alles zu packen, um am Morgen des 24 nach Bremen zu Julians Eltern zu fahren. Zwar war Luca nicht ganz wohl bei dem Gedanken, so tief in Julians Familie einzuschneiden, alle kennen zu lernen und im Grunde als völlig Fremder mit ihnen Weihnachten zu feiern, aber er hoffte auch sehr, dass sie ähnlich drauf waren wie Julian und davon ging er eigentlich aus, denn dann waren seine Sorgen und Bedenken vermutlich alle unbegründet. Aber vielleicht würde sein erstes richtiges Weihnachtsfest im Familienkreis ja auch ganz schön werden, abgesehen davon, dass er sich mega Gedanken machte, dass er der Familie auch ja nicht negativ auffiel.
,,Du Juli?", Luca machte es sich neben diesem auf dem Sofa bequem, Askan sprang gleich mit aufs Sofa. ,,Ja?", Julian schielte vom Fernseher zu ihm, es gefiel ihm und machte ihn gleichzeitig immer etwas nervös, wenn der Jüngere seine Nähe suchte. ,,Was denkst du, sagt deine Familie zu mir? Ich meine ich gehöre ja nicht dazu und ich mich da ja trotzdem irgendwie ein, wenn ich da mit dir ankomme und naja ich kenn die ja auch alle nicht!", er stellte das Bier, das er sich zuvor geholt hatte auf die Fensterbank hinter sich. ,,Ach, mach dir da mal keine Gedanken!", Julian lächelte ihm zu: ,,Ich denke sie werden dich mögen!" ,,Meinst du echt?", er wirkte unsicher, Julian nickte: ,,Ich kann aber nicht ohne Zigaretten auskommen, ich hoffe das weißt du!" ,,Ich weiß!", Julian seufzte leise: ,,Aber deshalb werden sie dich da ganz sicher nicht verstoßen. Sie werden dir höchstens ihre Meinung dazu sagen, dir davon abraten und halt gerade wegen deinem Alter und so!" Luca nickte leicht, dieses Verhalten war er ja bereits gewöhnt, aber solange man ihn nicht negativ abstempelt, wo er doch in so großer Abhängigkeit von Julian war, würde das schon alles irgendwie klappen.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt