43. Kapitel

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,,Du brauchst gar nicht so zu gucken, dass ich sauer auf dich bin, ist ja wohl mehr als nur verständlich!", Julian schnaufte, natürlich war ihm nicht entgangene, wie sein neuer Mitbewohner ihn von der Seite ansah, während sich Julian selbst etwas zu Essen machte. ,,Kann ich's denn irgendwie wieder gut machen?", Luca seufzte leise und richtete sich wieder mehr auf, doch Julian zuckte nur leicht mit den Schultern, nahm sich seinen Teller und machte sich auf den Weg ins Wohnzimmer, um es sich auf dem Sofa bequem zu machen. ,,Na sag schon!", der Jüngere folgte ihm weiter und beobachtete es genau. ,,Weißt du was, Du scheinst ja gerade nicht sonderlich viel zu tun zu haben... was hältst du davon, wenn du schon mal mit Askan und Nala raus gehst?", Julian schaltete den Fernseher an und richtete seinen Blick nach vorne. ,,Und du willst nicht mit?", wollte Luca wissen, der diese derart abweisende Art Julians so gar nicht gewöhnt war und auch gar nicht erst von ihrer Existenz ausgegangen war. ,,Ne, warum auch? Bist doch alt und groß genug, um es auch allein zu schaffen oder nicht?", der Ältere würdigte ihn keines Blickes, Luca verließ seufzend den Raum und kurz darauf dann schließlich auch das Haus. Hoffentlich war Julian nicht zu streng mit ihm, aber wie er Luca anders zeigen wollte, dass er sowas gar nicht in Ordnung fand, wusste er ja schließlich auch nicht. Wie lange er sein Verhalten gegenüber Luca so aufrechterhalten wollte und konnte, wusste er dabei allerdings auch noch nicht so genau.
Knapp eine Stunde nachdem Luca das Haus verlassen hatte, hörte Julian wieder einen Schlüssel an der Tür und entschied sich schlich schlafend zu stellen, um weiteren Unterhaltungen oder Wiedergutmachungsversuchen Lucas, besser ausweichen zu können. Tatsächlich hörte Julian schon kurz darauf Schritte, die sich jedoch nicht in Richtung Wohnzimmer, sondern in Richtung Treppe aufmachten und diese auch zu nutzen schienen. Na gut, damit hatte Julian jetzt auch wieder nicht gerechnet. Er war fest davon ausgegangen, dass Luca wieder zu ihm kam und sein Glück irgendwie weiter bei ihm versuchte, aber ganz offensichtlich war dies ja nicht der Fall. Seufzend setzte er sich wieder auf und machte es sich bequemer und wenigstens Nala leistete ihm dann auch gleich wieder Gesellschaft.
Julian ließ sich die Worte seines Mutter nochmal genaustens durch den Kopf gehen und vielleicht hatte sie wirklich recht und er sollte sich am besten bei seinen neuen Team-Kollegen über seine Homosexualität erkundigen. Aber wen sollte er denn da nun bitte wieder fragen? Wenn er den Falschen erwischte, könnte das Ganze vielleicht auch geradewegs nach hinten los gehen und das war nun wirklich das, was er am wenigsten wollte. Seufzend scrollte Julian durch seine Kontakte, vielleicht sollte er einfach mal bei Marco nachfragen... Sie verstanden sich echt verdammt gut und Marco kannte sein Team sicherlich auch schon deutlich besser, als er es bisher tat. Er könnte ja erstmal ganz vorsichtig anfangen und sich langsam ein bisschen vortasten, damit er seine Deckung nicht gleich ganz aufgab. Aber sollte er ihn wirklich schon gleich am ersten Weihnachtstag mit so etwas nerven? Klar, für Julian selbst war es echt ein großes Ding und desto schneller er sich Klarheit über seine Gefühle verschaffe, desto besser, aber immerhin war ja auch Weihnachten und das wollte Marco sicherlich auch mit seiner Familie feiern. Und letztlich war er sich ja auch noch nicht ganz sicher, ob es besser wäre das persönliche Gespräch mit ihm zu suchen oder es über WhatsApp oder einen Anruf zu tun, letzteres könnte vermutlich beides im Zweifelsfall eher gegen ihn verwendet werden können, wenn es nicht so lief, wie er es sich erhoffte.

Marco

Hey, hast du demnächst vielleicht mal Zeit und Lust
dich mit mir zu treffen, brauche deinen Rat.

Na, ganz toll Julian, dass klang ja mal wieder super falsch und noch dazu echt traurig und verzweifelt. Er wusste nicht ganz warum er es immer schaffte so dezent lächerliche Nachrichten zu verfassen und am liebsten würde er sie auch gleich wieder löschen, aber das sah Erstens wahrscheinlich noch lächerlicher aus und Zweitens war es jetzt eh schon zu spät, Marco hatte seine Nachricht natürlich schon gelesen. Seufzend fuhr sich Julian durch die Haare, er musste ganze fünf Minuten auf eine Antwort warten, was ihn natürlich mal wieder noch zusätzlich stark verunsicherte.

Marco

Klar können wir machen, bin aber momentan
nicht zu Hause und bleibe eigentlich auch noch
bis über Neujahr weg. 😅

Wenn du willst können wir aber auch gerne
telefonieren oder so? ️🤷🏼‍♂️

Ah stimmt ja... 🤦🏼‍♂️ Alles gut!

Ist Nichts dringend, genieß deinen Urlaub
noch! 😊

Danke Kleiner🕺🏼

Mein Angebot bleibt aber bestehen! 😉

Okay, danke. 🙇🏼‍♂️


Oh man, dass war ja echt mal wieder ob er peinlich gewesen... Wie hatte er denn nur auch vergessen können, worauf sich Marco noch vor der Winterpause stehts, lautstark gefreut hatte? Sicherlich hatte Marco seinen Urlaub bei ihnen schon an die hundert Mal erwähnt und er kam jetzt mitten in der Winterpause so bei ihm an... Marco musste doch sicherlich denken, dass er sie nicht mehr alle hatte oder sich einfach komplett nicht für ihn interessiert hatte, geschweige denn ihn überhaupt beachtete. Ganz sicher würde er ihn jetzt nicht auch noch einfach so in seinem Urlaub anrufen und das Ganze nochmal um ein ganzes Peinlichkeitslevel anheben, weil er an sich selbst verzweifelte und seinen minderjährigen Teamkollegen begehrte und jetzt absolut nicht wusste, wie es mit allem weiter gehen sollte... Außerdem wusste er ja auch nicht, ob Marco wirklich allein mit ihm telefonierte oder ob irgendwo noch jemand dabeisaß oder das Gespräch sogar mitschnitt... er unterstellte ihm zwar beim besten Willen nichts Schlechtes, aber man wusste ja nie so wirklich und das hier war ja schließlich auch kein Thema, dass man einfach so am Telefon klären konnte und sollte.
Wenn er sich also überhaupt nochmal traute irgendwen auf dieses Thema anzusprechen, muss der er sich wohl also ganz offensichtlich noch ein wenig gedulden, denn ihm fiel auch nicht wirklich jemand ein, den er sonst noch danach fragen konnte und vor allem wollte...

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt