50. Kapitel

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Wie lange Julian sich bis zum nächsten Mannschaftsabend nun noch gedulden musste, wusste er nicht, aber natürlich dachte er auch nicht im Traum daran bei Marco oder einem der anderen danach zu fragen. Wahrscheinlich würden sie sonst vermutlich nur wieder irgendwelche wilden Spekulationen in die Welt setzen und wenn er daran dachte, wie redselig Marco und wie überaus kompliziert seine Situation war, konnte er das nun wirklich nicht gebrauchen. Und wie er vermutete oder viel eher befürchtete, würde er sich bis zum nächsten Mannschaftabend noch bis in den Januar gedulden müssen, wenn das Team sich auf den Weg ins Trainingslager nach Marbella machte. Dort hoffte er natürlich allgemein Luca noch ein wenig näher zu kommen und sich vielleicht sogar ein Zimmer oder am besten noch gleich ein Bett mit ihm teilen zu dürfen, gut eigentlich hatte er das ja sogar schonmal. Aber er konnte es auch kaum erwarten endlich seine große Chance zu bekommen mehr als nur ein Freund für ihn zu sein, aber bis dahin dauerte es wohl noch ewig. Na gut, so ewig nun auch nicht mehr, in ein paar Tagen begann ja auch schließlich schon das neue Jahr und das Trainingslager sollte am 4. Januar beginnen, aber wenn man noch so unglücklich verliebt, wie er war, dann fühlte es sich nun mal einfach wie eine Ewigkeit an. Also musste er wohl oder übel erstmal die Füße stillzuhalten und abwarten was so passierte. Das in der Zwischenzeit nicht doch noch irgendetwas passierte war ja schließlich auch noch nicht völlig ausgeschlossen, auch wenn Julian fest davon überzeugt war, dass er trotz seiner großen Gefühle für den Jüngeren niemals in der Lage sein würde, den ersten Schritt zu machen. Luca war schon eher der Typ, dem er dies zu traute und insgeheim hoffte er natürlich nach wie vor darauf das diesem so etwas mal in den Sinn kam, egal wie äußerst unwahrscheinlich dies auch sein mochte.
Julian und Michelle hatten sich nach ein paar weiteren Planungen und intensiven Gesprächen über eigentlich so ziemlich alles Mögliche, so wie einem selbstgekochten, gemeinsamen Abendessen dazu entschieden noch einen netten Filmabend hinten dran zu hängen. Er war mittlerweile echt unglaublich froh sie kennengelernt zu haben, sie war die, ihm gerne zuhörende beste Freundin, die immer ein offenes Ohr hatte, jederzeit gerne vorbeikam und noch dazu unglaublich loyal war und mit der man offen über alles sprechen konnte. So jemanden wie sie hatte er in seinem vorherigen Leben doch tatsächlich sehr vermisst, schließlich hatte er sich da lieber gar niemandem oder wenn überhaupt seiner Mutter anvertraut. Er hatte zwar immer einige gute Freunde gehabt und vor allem Kai, Sam und Mitchell waren ihm in Leverkusen sehr ans Herz gewachsen, aber vor ihnen hätte er es auch niemals gewagt über seine, ihm schon damals nicht völlig unbekannten sexuellen Orientierungen zu sprechen. Dabei hätte er auch viel zu viel Angst gehabt die drei als Freunde zu verlieren und auf Fragen wie: ,,Stehst du jetzt denn etwa auch auf mich?", konnte er wirklich gut und gerne verzichten. Klar war es fast schon normal das aus dem gewohnten Freundeskreis, so dass ein oder andere Mal solche Fragen kamen, wenn man sich outete, aber wenn sie dann gerade noch von den besten Freunden kamen, war es jetzt auch nicht das, was er sich wünschte. Sicherlich hätten sie ihn zwar nicht gleich aus ihrem Freundeskreis geworfen, aber die Dinge veränderten sich nun mal bei sowas, auch wenn es eigentlich gar nichts weiter nennenswertes war. Michelle hingegen versuchte aktiv und voll ihn dabei zu unterstützen zu sich selbst zu finden und genau das war es, was ihm all die Jahre vermutlich gefehlt hatte.
,,Weißt du was? Ich hab voll die geile Idee!", Michelle grinste und rutschte ans vordere Ende des Sofas, wo Julian ihr gerade ein Glas Wein einschenkte. ,,Oh Gott!", Julian lachte leise und reichte ihr das Weinglas an: ,,Erzähl!" ,,Also du wirst mich jetzt bestimmt dafür hassen, aber die Idee ist eigentlich echt gar nicht so schlecht!", meinte Michelle grinsend und nahm einen Schluck aus dem Glas: ,,Du bist ja noch recht unerfahren, oder? Also was so das sexuelle mit Männern angeht und eigentlich alles so, oder?" Julian nickte leicht und wurde ganz automatisch mal wieder etwas rot, obwohl er schwul war, hatte er so noch gar keinen weiteren Kontakt mit dem gleichen Geschlecht gemacht. ,,Es gibt da ja so verschiedene Möglichkeiten, das zu ändern, weißt du. Also zum einen gibt es ja zum Beispiel die Möglichkeit sich nen Callboy zu suchen!", meinte Michelle und Julian wurde nochmal ein ganzes Stück tiefer rot. ,,Ähm also ich weiß nicht, ob das so die beste Idee ist, weißt du? Also man kennt mich ja vielleicht ein bisschen und das Risiko dabei... das ist schon ziemlich hoch. Und außerdem weiß ich auch nicht so wirklich, ob ich mich das Trauen würde und so...", druckste Julian leise herum. ,,Och Juli, die Typen müssen echt krass anonym mit ihren Kunden umgehen und da könntest du dich echt einfach mal so austesten! Was meinst du wohl wie viele Prominente sowas mal gemacht haben oder machen!", meinte Michelle lächelnd und legte eine Hand auf seinen Unterarm: ,,Und die andere Option ist natürlich, einfach mal in nen etwas anderen Club zu gehen!" ,,Also da erkennt mich dann doch mindestens mal einer oder, weißt du was dann in den Medien los ist?", Julian wirkte ziemlich nervös und verunsichert. Michelle lachte leise: ,,Och ich lass dich da doch nicht einfach ins offene Messer laufen, du wirst natürlich etwas um gestylt und so! Und glaub mir, dich würde niemand mehr wieder erkennen!", sie schmunzelte leicht und schien sich im Kopf schon alles auszumalen. ,,Meinst du wirklich, dass das alles so eine gute Idee ist?", meinte Julian nach wie vor etwas verunsichert. ,,Wir machen nur exakt genauso viel und so weit wie du möchtest und wie du dich wohl fühlst. Ich zwing dich zu nichts und wir gehen das ganz locker an. Du musst ja nicht gleich mit irgend einem Kerl in die Kiste springen, aber dich einfach mal mit denen auszutauschen ist doch auch schonmal viel wert!", sie lächelte sanft. ,,Na gut, wir können ja mal gucken..!", gab sich Julian geschlagen, wahrscheinlich hatte sie ja gar nicht so unrecht und es wäre gar nicht so schlecht für ihn.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt