29. Kapitel

363 35 2
                                    

,,Luca, können wir kurz reden?", Julian stellte die Brotbox auf den Tisch, als Luca gerade von draußen wieder kam und die Terrassentür hinter sich schloss. ,,Klar!", er streichelte kurz Askan über den Kopf und setzte sich dann an den Tisch, Julian tat es ihm gleich. ,,Also du weißt ja sicher, dass wir ein paar Sachen regeln müssen, bis ich dir wirklich versprechen kann, dass du hier tatsächlich Wohnen bleiben kannst, weil es bewilligt wird, oder?", der Ältere sah zu ihm herüber. ,,Ähm ja... klar!", meinte Luca, das Ganze schien ihn etwas zu verunsichern. ,,Also gut, ich habe gestern mit einer Frau vom Jugendamt telefoniert, die gegen 14 Uhr mal hier vorbei gucken wollte und ja eigentlich wollte ich dir das auch schon gestern sagen, aber da hast du ja schon so schön geschlafen und naja...", meinte Julian ruhig: ,,Also du musst dir da jetzt keine Sorgen machen, aber die überprüfen eigentlich nur, ob es bei mir hier für dich geeignet ist und du hierbleiben darfst." Luca nickte zwar, aber Julian merkte ihm an, dass ihm die bloße Erwähnung des Jugendamtes schon verunsicherte. Er nahm sich eine Scheibe Brot, schmierte und belegte sie: ,,Du musst dir da echt keine großen Gedanken machen, ich meine finanzielle und vom Platz her passt es ja bestens und wir sind ja auch Kollegen und wenn die irgendwas dagegen sagen, schalten wir einfach den Verein ein, der kümmert sich ja sonst auch immer um die Unterbringung jünger Spieler!" Wieder nickte Luca leicht, Julian würde sich beste Mühe geben sein Haus als perfekte Unterkunft und sich als perfekten Mitbewohner zu präsentieren, zu verstecken hatte er ja schließlich nicht und außerdem hatte er sich auch schon ein ganzes Konzept ausgemalt, wie der Nachmittag heute ablaufen sollte.
,,Also wenn die Frau hier ankommt, dann zeigen wir ihr natürlich erstmal das Haus, wo du dein Zimmer hast und so weiter, dann backe ich für gleich noch schnell nen Kuchen und nachdem wir dann am Nachmittag Kuchen gegessen haben, können wir ja mit ihr und den Hunden spazieren gehen. Und ja, am besten ist es wahrscheinlich, wenn du in der Zeit, in der sie hier ist, nicht Rauchst!", meinte Julian und aß sein Brot: ,,Das wird schon klappen!" ,,Na gut!", meinte Luca, er schien auf Julians Idee zu vertrauen, aber dennoch allgemein etwas skeptisch zu sein: ,,Aber du denkst doch nicht ernsthaft, dass die auf unserer Seite sind, oder?" ,,Natürlich sind sie auf unserer Seite, vor allem auf deiner. Die wollen doch nur das Beste für dich und deshalb müssen wir sie davon überzeugen, dass das hier das Beste für dich ist, wenn du das auch willst!", Julian hatte in seiner Kindheit nicht einmal Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht... gut, sie waren einmal da gewesen wegen Jascha, aber auch das nicht mit böse Absichten. Luca zog die Augenbrauen hoch: ,,Das denkst du doch wohl nicht ernsthaft!", er schnaufte und schüttelte leicht den Kopf. Der Ältere seufzte: ,,Lass uns einfach versuchen sie davon zu überzeugen, dass es dir hier gut geht, und dann bewilligen sie den Antrag und alles ist gut!", meinte er. Wenn er so über alles nachdachte, was Luca ihm über seine Familie und deren Lage und Situation erzählt hatte, war es durchaus möglich, dass dieser eben auch schon schlechte Erfahrungen mit dem Jugendamt gemacht hatte oder zumindest das seine Eltern ihm ein negatives Bild davon vermittelt hatten, dass Luca nun automatisch wieder abrief. Der Jüngere nickte leicht, half Julian dabei den Tisch ab zu räumen und verschwand dann wieder hoch auf sein Zimmer, vermutlich um da etwas mehr Ordnung her zu stellen. Julian machte sich hingegen daran einen Kuchen zu Backen und seinen Plan im Kopf nochmal durchzugehen, eigentlich konnte dabei gar nichts schieflaufen, zumindest wenn es genau so lief, wie er es sich ausgedacht hatte.
,,Freundlich sein und lächeln!", wies der Ältere Luca an, als er das Tor zu Einfahrt öffnete, damit die Frau vom Jugendamt das Gelände betreten konnte. ,,Guten Tag, Frau Berger!", kam Julian der Frau entgegen und reichte ihr die Hand, sie war genau das, was man sich unter eine Jugendamtes Mittarbeiterin vorstellte. ,,Guten Tag, Sie sind dann bestimmt der Herr Brandt, richtig?", sie schüttelte seine Hand, war wohl zwischen 50-55 und sah eigentlich ganz nett, aber irgendwie auch undurchsichtig aus. ,,Genau!", Julian lächelte: ,,Möchten Sie gleich mit reinkommen?" ,,Gerne doch, Sie haben ein wirklich schönes Haus und in so zivilisierter Gegend!", sie sah sich genau um, während sie ihm in Richtung Haustür folgte. ,,Danke!", er lächelte leicht und hielt ihr die Tür offen, wobei er sich fragte wo Luca denn nun hin verschwunden war, eigentlich hätte er diesen Part übernehmen sollen. Sie trat ein und sah sich auch hier genaustens um, während es Julian schon wieder verunsicherte, dass nicht alles nach Plan lief. Die Frau machte sich Notizen auf einem Klemmbrett und nicht wie es für heutige Zeitalter wohl angemessener währe. ,,Sehr schön, aber wo ist denn nun der junge Herr?", sie sah sich um. ,,Ähm, ich schau mal schnell!", meinte Julian als Nala neugierig um die Ecke gelaufen kam: ,,Sie haben doch keine Angst vor Hunden, oder?" Sie guckte nicht gerade begeistert, schüttelte aber den Kopf, wahrscheinlich war es wirklich besser, dass Askan nicht gleich hinterher gerannt kam. Er wollte gerade seinen Weg fortsetzen, als er Luca im Wohnzimmer entdeckte, Frau Berges offensichtlich genauso. ,,Ach da ist er ja!", Luca drehte sich zu ihnen und schien sehr mit sich selbst zu ringen. ,,Hallo!", es klang weder freundlich noch sonst irgendwie nett, aber auch nicht negativer als monoton. ,,Luca Akay Noack...", sie schien ihn zu mustern: ,,Du bist wirklich groß und erwachsen geworden!" Noch nie hatte Julian, Lucas ganzen Namen gehört. Sie kannten sich also, Julian war sich sicher an Lucas Lippen zu erkennen, dass er jetzt gerne etwas erwidert hätte, was nicht mal ansatzweise freundlich geklungen hätte. Askan tauchte neben Luca im Wohnzimmer auf, Frau Berges schien das überhaupt nicht zu gefallen: ,,Wie viele Hunde haben Sie hier denn?" ,,Zwei, Nala haben Sie ja eben schon gesehen und das ist Askan, er gehört Luca, ist aber auch ganz lieb!", meinte Julian schnell, Luca regte sich kein Stück.
,,Also gut, dann zeige ich Ihnen erstmal die Wohnung, wenn Sie möchten!", schlug Julian vor und setzte gesagtes auch in die Tat um, während sich die Frau eifrig ihre Notizen machte.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt