14. Kapitel

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In den Tagen nach Jannis Abreise, passte sich Julians Alltag bezüglich seiner Internetbekanntschaft immer weiter an. Längst waren die Unterhaltungen mit LuCi für ihn einfach gar nicht mehr wegzudenken, zwar vernachlässigte Julian Dinge, die für ihn sonst im Alltag von Bedeutung gewesen waren, doch dies zumindest nicht im Leidwesen seines Hundes oder des Fußball. Seinen Pflichten kam er nach wie vor bemüht und zuverlässig nach, aber tatsächlich bemerkte er, dass sich zwischen ihm und seinem Chatpartner eine weitaus stärkere Bindung, als anfänglich vermutet aufkam. Die Gespräche waren ihm wirklich unglaublich wichtig geworden. Und es tat ihm wirklich gut sich mit jemandem über wirklich alles austauschen und unterhalten zu können, ohne besorgt zu sein, dass es gleich in falsche Münder kam und dass, obwohl die beiden sich ja nicht einmal persönlich kannten. Zwischen ihnen herrscht einfach Vertrauen und ein gewisses Gefühl der Geborgenheit, das beide empfanden, aber sich keiner von ihnen wirklich erklären konnte. Nach wie vor bestand diese gewisse Distanz, die sie räumlich und entfernungstechnisch voneinander trennte, doch sobald LuCi und er wieder miteinander schrieben, war diese völlig nebensächlich und bedeutungslos, es fühlte sich einfach so nah und vertraut an...

Tatsächlich war Julian auch schon das ein oder andere Mal, kurz davor gewesen, nach ihrer Handynummer zu fragen, da die Kommunikation hier im Vergleich zu den Funktionen die WhatsApp ihnen zu bieten hatte, deutlich schwerfälliger war. Letztendlich hatte er sich einfach aber auch noch nicht getraut und zum einen lag dies daran, das ist für ihn selbst schon wirklich großer Schritt, aus seiner Privatsphäre heraus war. Es fiel ihm nicht leicht irgendwelchen Leuten seine Handynummer zu geben, selbst wenn er sie schon länger kannte oder so, aber schließlich war es ja immer ein Risiko, dass er dabei einging und er hatte auch nicht vor sich gleich wieder eine neue Handynummer zu organisieren, weil diese in falsche Hände geriet. Da Julian jedoch nach wie vor sein altes Handy besaß, das ebenfalls noch eine Nummer hatte, könnte er im Grunde ja auch dieses nehmen, schließlich war es noch voll funktionstüchtig und nur hin und wieder etwas langsam und der Akku schneller leer. Vor einem Jahr war Julian ja auch noch davon ausgegangen, dass er sein Handy einfach etwas bereinigt an seinen jüngsten Bruder weitergeben konnte, doch dieser hielt mittlerweile so gar nichts mehr von den gebrauchten Sachen seiner Brüder und bestand fest darauf alles neu zu bekommen, was in den meisterten Fällen auch nicht besonders kostengünstig war. Davon hielten weder Julian noch ihre Mutter besonders viel, denn so eine Art des Konsums war ihnen wirklich nicht beigebracht worden, solange etwas gut war, brauchte es auch nicht gleich ersetzt und aussortiert zu werden.

Allgemein hatte ihre Mutter sie eigentlich zur Sparsamkeit erzogen, was auch daran lag, dass es ihnen nicht immer finanziell so gut wie jetzt ging. Julian hatte neue Klamotten oder die eines Cousins bekommen und wenn ihm diese irgendwann nicht mehr gepasst hatten, waren sie an Jannis weiter gereicht worden, bis sie schließlich auch bei Jascha ankamen, dem sie nicht zuletzt durch eine erhebliche Veränderung der Moden auch nicht mehr wirklich gefielen, wodurch sich dieser schon früher immer beschwert hatte. Klar verstand Julian, dass es für seine jüngeren Brüder vielleicht nicht immer toll war alle Klamotten auftragen zu müssen, doch wie achtlos die Beiden mittlerweile mit ihrem Besitz umgingen, dafür hatte er wirklich kein Verständnis. Auch allgemein hatten sich seine Brüder in seinen Augen echt verändert. Klar war es mal schön sich etwas zu gönnen und nein, das musste auch nicht immer unbedingt günstig sein, aber wie seine Brüder dies teilweise raushängen ließen und auch noch auf seine Kosten, mochte er einfach nicht, sie waren einfach anders erzogen worden.

Seufzend ließ der sich auf das Sofa sinken, später würde er noch, wie die anderen zu Maximilian auf einen Mannschaftsabend gehen. Wirklich Lust hatte er, wenn er ehrlich war, nicht. Alkohol vertrug er einfach nicht besonders gut und auch Zocken hatte in seinem Leben schon mal mehr Beliebtheit genossen als ihm jetzt zu zuschreiben war. Ja, er hatte wirklich gemerkt, wie sehr ihn die Beziehung zu LuCi verändert hatte. Neben Nala und seinem Job kamen wirklich fast nur noch seine Unterhaltungen mit ihr, alles andere fiel größtenteils echt unter den Tisch und er hatte das Gefühl, dass es gut so war, immerhin fühlte es sich so an. Hatte er eigentlich schon zu viel von sich Preis gegeben oder hielt es sich noch im Rahmen? Seine anfänglich größte Angst, schien fast gänzlich verblasst zu sein.


LuCi

Du hast doch auch einen Hund oder?

Jap, habe ich, warum? 😊

Naja, also was machst du mit dem, wenn
du mal nicht zu Hause bist?

Also bei mir ist es halt zum Beispiel so, dass
ich eigentlich relativ häufig für mehrere
Stunden aus dem Haus bin.
Mein Hund ist dann ganz alleine zu Hause
und jo, ich weiß das die ein paar Stunden
weg stecken können, aber ich hab irgendwie
das Gefühl das es nicht so optimal ist. 😶

Mhm, also bei mir ist es eigentlich so, dass ich
dann eben meine Mom oder meine Brüder
frage, wenn es für einen längeren Zeitraum ist
und ich das vorher planen kann, aber sonst
achte ich eigentlich schon da drauf, dass ich
Nala möglichst nicht lange alleine lasse.
Zur Not frag ich Bekannte und die Nachbarn
haben auch schon mal aufgepasst. 🤔

Warum fragst du nicht deine Mom oder so?

Meine Mom hat Askan zwar mit ausgesucht,
aber sie hat einfach keinen Bock sich drum
zu kümmern, mein Bruder ist genauso und
mein Dad ist längst nicht mehr bei uns. 😑
Und ich hab momentan echt verdammt wenig
Zeit für ihn...

Oh, dass tut mir leid, hört sich nicht so super
an. 😕

Ist es auch nicht, ich weiß echt nicht, was ich
machen soll, weil ich will ihn ja auch nicht
einfach weg geben, er begleitet mich schon
seit er ein Welpe ist.

Och man, ja ich kann verstehen, dass du sehr
an ihm hängst. 😔

Aber du hättest nicht vielleicht Interesse an
noch einem Hund oder?

Ich hätte nämlich das Gefühl, dass Askan bei
dir echt gut aufgehoben wäre.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt