03. Kapitel

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Brummend stellte Julian seinen Wecker aus, jeden Morgen derselbe Mist. Seufzend fuhr er sich durch die Haare, richtete sich auf, verschwand im Bad, kam wenige Minuten später wieder und schleppte sich weiter zum Kleiderschrank. Klar, Training hatte er heute nicht und hätte demnach wohl auch noch ein paar Minuten länger liegen bleiben können, aber wer einen Hund hatte, konnte diesen ja auch nicht unter der eigenen Trägheit leiden lassen. Er schlüpfte in Jogginghose und Pulli und machte sich auf den Weg nach unten, wo ihn Nala schon herzlich begrüßte. Egal wie schlecht es ihm ging oder wie müde er war, dieser Hund schaffte es durch seine freundliche und herzliche Art immer wieder ihn zu motivieren und zu begeistern.
,,Hallo Maus!", grinsend strich er ihr über das weiche Fell, sie schleckte ihm zur Begrüßung über die Hand. Grinsend steckte er sich Handy, etwas Geld, Schlüssel und natürlich auch ein paar Leckerlis in die Tasche, ehe er sich dann mit Nala auf den Weg nach draußen zum Auto machte. Wie selbstverständlich hüpfte die Hündin in den sich öffnenden Kofferraum und machte es sich auf der sich darin befindenden Decke bequem. Sie wusste genau, was es bedeutete, wenn Julian sie noch relativ früh morgens ins Auto brachte und freute sich schon auf einen schön langen Spaziergang und etwas Joggen. Er schloss den Kofferraum und setzte sich in den Wagen, ehe er wie üblich ein Waldstück anvisierte, dass sich außerhalb der Stadt befand, wodurch er ungestört und in aller Ruhe Spazieren oder Joggen gehen konnte und auch Nala gefiel des dort besonders gut.
Lächelnd ließ er sie wieder aus dem Kofferraum springen, leinte sie vorbildlich an und machte sich mit ihr auf den Weg in den Wald hinein. Den ersten Teil des Weges joggte er steht's und erst nach ungefähr zwei Dritteln der Strecke, an welcher sie eine Bank erreichten, hielt er wie gewöhnlich eine kurze Pause ab, damit er und Nala oder auch er einmal durchschnaufen konnten. Entspannt ließ er sich auf die Bank fallen und auch Nala ließ sich erst einmal auf den Laubbedeckten Boden nieder. Er schnappte sich erstmals an diesem Morgen sein Handy und laß sich zunächst erstmal durch sämtliche WhatsApp-Benachrichtigungen, die ihm sein Handy an diesem Morgen zu bieten hatte. Kai hatte ihm mal wieder die schrecklichsten Bilder von ihm selbst geschickt, die es in den Weiten des Internets nur zu finden gab und in ihrer BVB-Team Gruppe, war auch nicht sonderlich sinnvolleres zu finden als in all seinen anderen Chats und Benachrichtigungen. Während Julian sich so auf den neusten Stand des Geschehens und Wissens brachte, bemerkte er eine leichte, kaum merkliche Vibration in seiner linken Hosentasche. Merkwürdig, sein Handy hätte Julian doch längst in der Hand und er konnte sich auch nicht wirklich daran erinnern überhaupt etwas anderes dort hinein gesteckt zu haben, aber irgendetwas war zweifellos nun dort. Julian runzelte die Stirn, griff in seine Tasche und zog das Handy hervor, dass er gestern Abend noch zur Seite gelegt hatte und auf welchem er sich diesen Account erstellt hatte.
Damit war seine Neugierde nun alle mal geweckt. Hastig entsperrte er das Gerät und gleich wurden ihm verschiedenste Nachrichten von verschiedensten Personen angezeigt, mit welchen er nie zuvor etwas zu tun gehabt hatte. Sein Herzschlag beschleunigte sich und mit klopfendem Herzen und voller Erwartungen, öffnete er die gestern erst heruntergeladene App und begab sich auf das Feld der Benachrichtigung.
Obwohl er gestern Abend lediglich seinen Account eingerichtet hatte und noch keine Konversation begonnen hatte, war er bereits von verschiedensten anderen Nutzern angeschrieben worden. Er sah verschiedenste Namen und Profilbilder, welche die die Person selbst zeigten, Landschaften, Figuren, im Grunde war von wirklich jeder Art etwas dabei. Viele von ihnen hatten ihm bis jetzt lediglich ein ,,Hey!" oder vergleichbares geschickt, weil sie vermutlich zunächst einmal abwarten wollten, ob er sich überhaupt auf ihre Nachricht zurückmeldete und natürlich, weil es üblich war, so eine Unterhaltung aufzubauen. Jedoch gab es auch hier diese Art von Leuten, die gleich wieder irgendwelche relativ freizügigen Snapchat-Links versendet hatten und weder gewillt waren sich hier zu unterhalten noch überhaupt an gewöhnlichen Unterhaltungen interessiert waren, diesen Leuten schwebten natürlich andere Gedanken und Absichten durch den Kopf als ihm selbst.
Seufzend entschied er sich dazu, derartige Benachrichtigung zunächst einmal zu löschen und die entsprechenden Profile vorsorglich zu blockieren, ehe er sich den anderen zu wand, so etwas hatte er doch wirklich nicht nötig und er wollte sich auch gar nicht erst vorstellen, dass vermutlich wirklich der ein oder andere diesen Links folgte. Er schüttelte leicht den Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit den anderen Kontakten. Natürlich antwortete er allen, die ihn mit einem ,,Hey!" angeschrieben hatten, auch erstmal mit einem eben solchen, während er sich das ein oder andere Profil etwas genauer ansah. Schnell viel ihm auf, dass hier viele jüngere Mädchen unterwegs sein müssten, die sich auch meist von ihrer besten Seite auf ihren Profilbildern präsentierten, in die Kamera grinsten oder mit Freundinnen und Tieren zu sehen waren. Natürlich konnte er ruhig mit ihnen schreiben, doch für ihn war selbstverständlich von Anfang an klar, dass er ihnen einfach nicht die geringste, falsche Hoffnung auf mehr als eine nette Unterhaltung geben konnte und wollte, damit nahm er es wirklich genau, schließlich konnte er sich auch nicht einfach alles erlauben.
Schnell erreichten ihn auch die ersten Antworten auf seine Antwort und anscheinend waren Fragen, wie: ,,Was machst du grad?", dass oder: ,,Wie geht es dir?", hierbei echt absoluter Standard. Natürlich antwortete er auch hier freundlich und sachgemäß mit einem: ,,Gut und dir?", oder einem: ,,Mit meinem Hund spazieren gehen." Nicht jeder schien dabei genauso viel Wert auf eine möglichst korrekte Schreibweise zu legen, wie er es tat und mindestens die Hälfte aller erhaltenen Nachrichten, die Abkürzungen für irgendetwas enthielten, musste er auch erst einmal Googlen, um zu wissen, was sie bedeuteten. Er bemühte sich stehts freundlich zu sein, aber langfristig, war so etwas für ihn völlig unvorstellbar so verfasste Nachrichten zu lesen und zu ertragen, zum Glück war dies jedoch auch nicht bei allen der Fall.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt