56. Kapitel

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Julian vernahm eine männliche Stimme dicht an seinem Ohr, irgendjemand oder irgendetwas zerrte an ihm rum, aber so sehr er sich auch bemühte zu erkennen, was los war, es gelang ihm einfach nicht. Alles um ihn herum drehte sich und wurde mehr und mehr von dunklen Punkten durchbrochen, die sich allmählich zu einem durchgängigen, gänzlich schwarzen Bild vor seinem Sichtfeld formierten. Er schnappte nach Luft, versuchte dagegen anzukäpfen, doch all seine Bemühungen blieben zwecklos. So sehr er sich auch anstrengte, das schwarze Bild vor seinen Augen verschwand und verschwand nicht. Auch die Kontrolle über seine Gliedmaßen, lag längst nicht mehr wirklich in seiner eigenen Hand, er bemerkte nur noch wage, das seine Knöchel nachgaben. Die Stimmen um ihn herum mischten sich wild durcheinander und gerade da, als er dachte sein Gehör würde ihn nun auch noch im Stich lassen, vernahm er eine klare eine weibliche Stimme, welche sich deutlich von allen anderen Stimmen ringsrum abhob.
Mit sanftem Schwung wurde sein Körper angehoben, er spürte, dass sich sein Umfeld oder auch er selbst, bzw. jemand anderes für ihn, sich in Bewegung setzte. Das Bild um ihn herum wurde langsam wieder von helleren Punkten abgelöst, Kälte stieß ihm entgegen. ,,Ich bring dich jetzt nach Hause, Juli!", hörte er Michelles Stimme dicht bei sich und musste leicht lächeln. Die Tatsache sie anscheinend endlich wiedergefunden zu haben, beruhigte ihn sehr, auch wenn er sich noch nicht wirklich sicher war, ob dies gerade Einbildung oder realität war. Tatsächlich aber war er viel zu fertig und mittlerweile auch noch unglaublich müde, als das er sich weiter darum kümmern konnte. Ohne es noch wirklich beeinflussen zu können fielen ihm die Augen zu, das er tatsächlich wohlbehalten in Michelles Bett landete, bekam er gar nicht mehr wirklich mit. Unter anderen Umständen wäre Julian sicherlich völlig in Rage über den verlauf des gestriegen Abends und der heutigen Nacht geeraten, aber heute war nun eben er selbst derjenige, der von dem ganzen betroffen war. Wenn er ehrlich war, hatte er gerade im letzten Teil des Verlaufes so gut wie, wenn nicht tatsächlich, nichts mehr mitbekommen. Weder von dem was um ihn herum geschah, noch von dem, was mit ihm selbst geschah. Er war auch nicht merh wirklich in der Lage gewesen noch das geringste selbstständig zu steuern und ja, eigentlich konnt er tatsächlich auch ziemlich froh sein, dass er von nichts mehr mitbekommen hatte. Es war schließlich so gar nicht das, was bei ihm auf Gefallen stieß und auch absolut nicht das, in welch eine Lage und Situation er sich aktiv und freiwillig versetzen lassen würde.
Als julian gegen Mittag des nächsten Tages die Augen aufschlug, wusste er rein gar nicht, wo er sich befand. Die Tatsache, dass er auf Grund unerträglicher Kopfschmerzen und ähnlich unerträglicher Lichtdurchflutung seine Augen auch gleich wieder schloss, verhalf ihm nicht wirklich klarer über seinen Aufenthalsort zu werden. Erst als er sich sicher aufgesetzt hatte und auch den sich immer wieder einmal bemerkbar machenden Schwindel vertrieben hatte, wagte er es sich erneut umzusehen. Helle Wände, schön und feminin eingerichtet, irgendwie nicht ganz fremd... Julian kam doch relativ schnell zu dem Schluss, das er sich in Michelles Wohnung, genauer ihrem Schlafzimmer befand. Er war ja noch nicht wirklich oft hier gewesen, aber das wenige, was er sich davon schon eingeprägt hatte, reichte für eine schnelle Identifikation vollständig aus. Wo aber war nun aber Michelle? Er richtete sich noch etwas weiter auf und sah sich etwas im Raum um. Von Michelle war keine Spur, Gott sei Dank jedoch auch nicht von irgendjemand anderem. Wie er hier hingekommen war, wusste er beim besten Willen nicht mehr und auch was sonst so gelaufen war, hatte er glücklicherweise vergessen. ,,Juli, bist du wach?", vernahm er Michelles Stimme von außerhalb des Schlafzimmers und nur wenige Sekunden später öffnete sich auch schon die Tür und Michelle trat ein. ,,Oh, guten Morgen! Du bist ja sogar schon wach!", sie lächelte leicht und setzte sich neben ihn ans Bett. ,,Morgen...", murmelte Julian leise, er hatte sicher mindestens 40° Fieber gehabt, als seine Stimme zuletzt so heiser geklungen hatte, wie jetzt. ,,Alles gut bei dir, kann ich dir irgendwas bringen?", wollte sie wissen und betrachtete ihn aufs genauste. ,,Kopfschmerz...", brachte Julian noch heraus, wenigstens war ihm nicht mehr schlecht. ,,Kommt sofort, sie stand auf und kam auch schon wenig später mit einem Glas Wasser und der gewünschten Tablette wieder: ,,Ganz langsam und vorsichtig trinken!" Sie setzte sich wieder zu ihm ans Bett und beobachtete, wie er die Tablette einnahm: ,,Aber ansonsten ist alles gut bei dir?", wollte sie wissen und spätestens an ihrem Gesichtsausdruck merkte Julian, das höchst wahrscheinlich nicht alles glatt gelaufen war.
,,Um ehrlich zu sein, weiß ich so gut wie nichts mehr von gestern...", gab er ehrlich zu, sie nickte leicht. ,,du bist da an eine Gruppe von Typen geraten und die haben dich echt ordentlich abgefüllt!", meinte sie und stellte sein Glas beiseite. ,,Oh!", brachte Julian hervor, wage konnte er sich noch an irgendwelche Typen errinern: ,,Und?" ,,Naja, wir haben dich mit ihm auf dem Weg in Richtung Toilette abfangen können und haben dich dann ins Taxi gesetzt und dich mit hierhin genommen!", seufzte sie: ,,Du warst echt übel betrunken und das hätte so leicht nach hinten losgehen können!" ,,War es so schlimm?", wollte Julian unsicher wissen. ,,Also wenn man bedenkt, dass wir vorher genaustens vereinbart hatten, dass du höchstens zwei Drinks zu dir nimmst, damit du zwar lockerer, aber noch einigermaßen klar im Kopf bist, dann ja!", meinte sie: ,,du hattest wirklich absolut gar nichts mehr im Griff und saßt auch noch in der so ziemlich einzigsten Ecke, wo man dich von der Bar aus überhaupt nicht sehen konnte. Du bist bestimmt drei mal an mir vorbei gelaufen und hast mich gar nicht mehr erkannt!" ,,Ups!", meinte Julian verlegen: ,,Aber ich glaube es war ganz gut!" Michelle schüttelte nur leicht den Kopf: ,,Wenn wir sowas tatsächlich nochmal machen sollten, wovon ich absolut nicht ausgehe, kette ich dich an mein Handgelenk und lass dich nicht mal mehr alleine aufs Klo gehen!", brummte sie.

Unknown FriendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt