Julian erschrak, als sein Fuß nicht wie erwartet auf Halt und Boden stieß, sondern er leicht in die Tiefe stolperte. Verdutzt sah er auf, offenbar hatten ihn die Chats so sehr abgelenkt, dass er beim Laufen versehentlich sogar nicht bemerkt hatte, dass er zunehmend vom Weg abgekommen war, bis er jetzt hier fast im Graben rechts des Weges saß. Und wo war überhaupt Nala, er hatte sie doch jetzt hier nicht etwa irgendwo vergessen, oder? Erschrocken sah er sich um, konnte sie aber nirgends entdecken.
Mist, dass durfte doch jetzt echt nicht wahr sein. Laut rief er ihren Namen und verstaute sein Handy erstmal in der Hosentasche. Wie konnte ihm so etwas denn bloß passieren? Er lauschte, doch als er auch auf wiederholtes Rufen noch keine Antwort oder ein Zeichen bekam, dass sie hier irgendwo in der Nähe war, machte er sich schnellstmöglich auf den Weg zurück zu der Bank, auf welcher er zuvor Pause gemacht hatte.
Und tatsächlich saß Nala noch genau an der Stelle, an der er sie zuvor angebunden hatte und sah ihn unglaublich vorwurfsvoll an. ,,Es tut mir so leid, meine Süße!", erleichtert sie gefunden zu haben, kniete er sich neben sie und umarmte sie erst einmal. Er war echt verdammt froh sie wieder und nicht verloren zu haben, so etwas hätte er sich niemals verzeihen können und auch so schon, machte sich ein schlechtes Gewissen in ihm breit. Wie konnte er sich denn nur bitte so sehr ablenken lassen? Er hatte ja nicht einmal bemerkt, dass er überhaupt los gegangen war und das alles nur wegen ein paar blöden Nachrichten? Julian war ja schon fast wieder zurück am Auto gewesen, als er es bemerkt hatte. In dieser Zeit hätte wer weiß was passieren können und was, wenn einfach irgendein Fremder sie gefunden und mitgenommen hätte? Er wollte gar nicht weiter darüber nachdenken...
,,Tut mir so leid!", er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und strich ihr durch das Fell, doch Nala schmiegte sich nicht wie gewohnt an ihn, leckte seine Hand oder wedelte mit dem Schwang, sondern gab lediglich ein leises kehliges Brummen ab und strafte ihn mit Blicken. Sie war wirklich klug, dass wusste er und vermutlich hatte sie ganz genau gewusst, dass er sie hier vergessen hatte und vermutlich hatte sie auch gebellt, was er jedoch gar nicht erst mitbekommen hatte... Aber wie könnte er ihr jetzt auch böse sein, schließlich war ihr Verhalten völlig verständlich.
Er löste die Leine von der Bank und machte sich mit ihr auf den Weg zurück zum Auto, Nala lief auf geradem Wege hinter ihm her, sah nicht die gewöhnt umher, lief etwas vor, wartete auf ihn oder wedelte freudig mit dem Schwanz. Nein, so etwas durfte und konnte ihm einfach nicht noch einmal passieren und auf eine Art könnte er echt froh sein, dass ihn dieser Warnschuss schon so früh erreichte und nicht zum Beispiel mitten in der Stadt an einer Ampel oder dergleichen... Und zum Glück war Nala ja auch nichts passiert, wenn er sich jetzt umso liebevoller um sie kümmerte, würde sie ihm das Ganze bestimmt auch bald wieder verzeihen.
Er lud sie wieder ins Auto, fuhr mit ihr nach Hause zurück, lud sie auf und öffnete eine Dose ihres Lieblingsnassfutters, doch egal wie sehr er sich auch darum bemühte, sie kam einfach nicht. Stattdessen verzog sie sich ins Wohnzimmer, machte es sich in ihrem Körbchen bequem und schien ihm tatsächlich einfach nur aus dem Weg gehen zu wollen. Ein solches Verhalten, war Julian von seiner treuen und munteren Hündin wirklich überhaupt nicht gewohnt... das letzte Mal hatte er sie so erlebt, als sie erkrankt war. Sonst fraß sie tatsächlich immer sobald sie durfte und ihr Lieblingsfutter hätte sie auch noch nie verschmäht.
Seufzend setzte sich Julian auf das Sofa und sah zu ihr herüber, auch sie öffnete ihre Augen, sah ihn an, drehte sich und schloss sie wieder. Er war echt erschüttert, wie nachtragend ein Hund doch sein konnte und dass es so extrem sein konnte, war ihm auch neu. Für Julian stand fest, wenn er online sein wollte, dann nicht auf Kosten anderer. Nala hatte einfach seine volle und ungeteilte Aufmerksamkeit verdient und sein völlig abgelenktes Verhalten, käme bei Freunden und Familie sicher auch nicht besonders gut an, geschweige denn im Training oder Spiel. Sein wirkliches Leben, Freunde, Familie, Hund und Job waren Priorität, Freizeit und irgendwelche blöden Chats, Luxus und damit zweitrangig und definitiv hinter Ersterem anzusiedeln.
Er warf einen Blick auf das Handy und tatsächlich, wurden dort schon wieder neue Benachrichtigungen angezeigt. Sollte er jetzt wirklich nachsehen und lieber erst einmal warten, schließlich war Nala sicherlich sauer, wenn er sich jetzt schon wieder voll und ganz seinem Handy widmete. Vermutlich hatte er diesbezüglich wirklich recht und es war besser sich erstmal um seine Hündin zu kümmern. Gesagt getan, er setzte sich einfach neben ihrem Körbchen auf den Boden und begann sie sanft zu kuscheln und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie ihm verziehen zu haben schien. Nala schmiegte sich leicht an ihn, ließ sich kraulen und begann auch wieder mit dem Schwanz zu wedeln. ,,Ich machs nie wieder!", er strich ihr sanft durchs Fell, sie leckte ihm als hätte sie es verstanden einmal mitten über die Wange und stand dann aber auf und stürzte sich erst einmal, auf ihr Futter.
Erleichtert und lächelnd beobachtete Julian sie und entschied sich dazu erst einmal Jannis anzurufen und irgendetwas mit ihm zu unternehmen, welcher auch gleich einwilligte vorbeizukommen. Er brauchte definitiv erst einmal Ablenkung von seiner neuen Ablenkung und falls er jemanden um Rat fragen wollte, war sein Bruder da wahrscheinlich auch noch der beste Ansprechpartner für so etwas. Aber wollte er überhaupt jemandem davon erzählen oder hielten ihn die anderen vielleicht wirklich für verrückt, wenn er seine Idee in die Tat umsetzte und darauf hoffte unter wildfremden Leuten irgendjemanden zu finden mit dem man sich gut unterhalten konnte.
Er seufzte leise, gut wahrscheinlich sollte er wirklich versuchen seine neuen Freunde erstmal vor allen geheim zu halten und wenn er dann wirklich jemand netten gefunden hatte, der auch für länger mit ihm schreiben wollte und mit dem er sich vielleicht sogar anfreunden konnte, dann könnte er ja vielleicht wirklich mal mit dem ein oder anderem darüber sprechen, aber vorher definitiv nicht.
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Unknown Friend
FanfictionFuck fake friends, we don't need'em only thing they're good for is leaving... Julian hatte die Nase voll. Er wollte einfach nicht mehr nur lediglich für andere interessant sein weil er berühmt war, sondern weil er er selbst war. In der Hoffnung end...