Der Rest der Mittelerdler

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"Kili!", rief Bilbo, "Fili, Thorin, wo seid ihr?"
"Tauriel? Vater?", versuchte es Legolas.
Ich musste mich beherrschen, nicht zu kreischen.
Was war denn bitte los heute?
Was zur Hölle war hier passiert?
Bilbo, Legolas, Kili, Fili, Thranduil und Tauriel - IN UNSEREM DORF!
Wenn das nicht mal geil war...

"Lasst uns am besten mal weitergehen, vielleicht sind sie ja woanders gelandet", meinte Selina, als niemand auf unsere Rufe reagierte.
"Vielleicht haben wir auch einfach Pech und die anderen sind gar nicht hier", sagte Bilbo traurig.
Doch Legolas unterbrach ihn.
"Seid leise, ich glaube ich höre jemanden fluchen."
Ich bemühte mich irgendwas zu verstehen, konnte aber beim besten Willen nichts auffälliges bemerken.
"Es kommt von dort hinten", rief der Elb aufgeregt und sprintete los.
Selina und ich schwangen uns sofort auf unsere Räder und folgten ihm, Bilbo parkte meine Freundin auf ihrem Gepäckträger.
Ich trat so fest in die Pedale wie ich konnte und betete inständig, dass niemand uns sehen würde.
Keine zwei Minuten später bremste ich scharf ab.
Das konnte einfach nicht sein.
Vor mir hockten Fili und Kili auf einem umgekippten Baum, Legolas stand neben seinem Vater und Tauriel und versuchte sie zu beruhigen.

"Oh mein Gott", quiekte Selina in diesem Moment.
Sofort blickten uns alle Mittelerdler an.
"Diese Menschenmädchen behaupten also wir seien nur ein Hirngespinst irgendeines anderen Menschen und existierten in Wirklichkeit gar nicht", stellte Thranduil in diesem Moment fest. Er musterte uns mit einem ziemlich arroganten Blick.
Sein Sohn seufzte: "Ja, aber ich fürchte, sie haben Recht."
Das war mit Abstand der seltsamste Moment meines bisherigen Lebens.
Aber es war auch wieder verdammt cool.
"Hey Leute", meinte Sel, "ich bin Selina und das ist meine Freundin Elli. Wir sind beide seit kurzem 18 und nach den Ferien machen wir schon unser Abitur, auch wenn ihr wahrscheinlich nicht wisst, was das ist. Schön euch kennenzulernen!"
Fili und sein Bruder lächelten und sagten einstimmig: "Fili und Kili, zu euren Diensten!"
Wir kicherten - die beiden waren echt knuffig.
Auch die anderen stellten sich vor, dann fragte Thorin: "Wo sind wir hier eigentlich?"
Ich antwortete : "Ähm, das ist jetzt ein bisschen kompliziert, aber wir sind hier in Deutschland, genauer gesagt in Bayern."
Tauriel runzelte die Stirn.
"Deutschland. Das habe ich noch nie gehört. Nun denn, was machen wir jetzt?"
Das war eine gute Frage. Wo sollte man einen Haufen Mittelerdler bringen? Allein lassen konnten wir sie auf keinen Fall - das wäre viel zu gefährlich.
"Ich hab da so eine Idee", grinste meine Freundin, "ich bin diese Woche allein zu Hause, deshalb hab ich viel Platz und es stört uns auch keiner.
Wenn wir durch den Wald gehen, können wir auch durch unseren Garten laufen, dann müssen wir nicht über die Straße und niemand sieht uns!"

So stapften wir schon wenig später durch das Gebüsch, was mit unseren Fahrrädern nicht gerade einfach war.
Dennoch dauerte es nicht lange, bis wir an der kleinen Mauer ankamen, die Selinas Garten vom Wald abgrenzte.
"Welch schöner Palast", staunte Kili mit einem Blick auf das große Einfamilienhaus, "seid Ihr etwa eine Prinzessin und Euer Vater ist der König von - äh - Bayern?"
Dieses mal konnten wir uns einfach nicht beherrschen und prusteten los.
"Nein!", lachte Selina mit Tränen in den Augen, "Mein Vater ist Lehrer und hier in Deutschland sehen die meisten Häuser so aus!"
"Habt ihr Hunger?", fragte ich, um die Situation zu beruhigen.
Vor allem die Zwerge freuten sich über diesen Vorschlag.
"Lasst uns reingehen", lachte meine Freundin, "hier draußen ist es viel zu heiß. Ich hab noch Tiefkühlpizza da!"
"Tiefkühlpizza." Thranduil rümpfte die Nase, "ich glaube kaum, dass das schmecken kann. Schon dieser Name verheißt nichts Gutes."
"Pizza ist das beste auf der Welt, vertraut mir", grinste Selina und öffnete die Terrassentür.

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt