Flaschendrehen und eine Mission

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"Es war mal wieder ein toller Tag", meinte Fili lächelnd und lehnte sich in seinem Gartenstuhl zurück.
Nach unserer Rückkehr aus Nürnberg hatten wir uns zum zweiten Mal Tiefkühlpizza gemacht und sie im Garten verspeist. Nebenbei hatten wir Kili mit Energy Drinks abgefüllt, was rückblickend keine gute Idee war, er hatte nun fast 1.5 Liter intus, und da er nicht an Koffein gewöhnt war, war er nun extrem aufgedreht.
"Wir müssen noch was unternehmen", rief er in diesem Moment, "ich sterbe vor Langeweile!"
Wir anderen hatten allerdings nicht die Motivation dazu, uns jetzt noch irgendwie zu betätigen.
Aber ein hyperaktiver Zwerg konnte ganz schön nervig sein, wie wir zu unserm Leidwesen erfahren mussten.
Als Kili zum dritten Mal die deutsche Nationalhymne anstimmte, die Selina ihn im Zug beigebracht hatte, stöhnte ich auf.
"Leute, wollen wir Flaschendrehen spielen?", fragte ich in die Runde.
"Oh ja!", freute sich meine Freundin,
"Das wird sicher lustig! Ich hol schnell eine leere Flasche!"

Während sie sich um die Flasche kümmerte, erklärte ich den Mittelerdlern das Spiel.
"Das ist ganz einfach. Wir sitzen alle in einem Kreis, die Flasche liegt in der Mitte. Jemand überlegt sich eine Aufgabe. Dann wird die Flasche gedreht und wenn sie auf dich zeigt, musst du die Aufgabe erfüllen, du darfst dir dafür die nächste aussuchen. Verstanden?"
Die Gäste nickten und als Sel wieder da war, setzen wir uns alle in einem Kreis auf den Boden.

"Bilbo fängt an", befahl meine Freundin.
Der Hobbit überlegte. "Hm. Der nächste ext eine Dose Änärdschi oder was Kili da gesoffen hat!"
Wow, ich wusste gar nicht, dass er so asozial sein konnte... Ich betete, dass es niemanden der Mittelerdler treffen würde - ein hyperaktiver Zwerg reichte mir bei weitem.
Gespannt hielt ich den Atem an, als Bilbo die Flasche drehte.
"Tauriel", riefen Fili und Kili im Chor,  als sie genau auf die Elbin zeigte.
Die verzog kurz das Gesicht, nahm dann jedoch ohne zu zögern die Dose und begann zu trinken.
Nach einer halben Minute setzte sie ab und meinte naserümpfend: "Was ihr alles so trinkt,  das schmeckt doch nicht!"
"Hast du das alles in dieser Zeit getrunken?", staunte Thorin, " Ihr Elben überrascht mich immer wieder..."
Ich lachte, weil ich unwillkürlich an das Trinkspiel zwischen Legolas und Gimli denken musste, das ja eigentlich erst etwa 60 Jahre später stattfinden würde. Und da ging der Elb auch als klarer Sieger davon, aber das musste unser König ja nicht unbedingt wissen...
Dann war Tauriel an der Reihe, sich eine neue Challenge auszusuchen.
"Der nächste", sagte sie mit einem leicht diabolischen Lächeln, "isst einen ganzen Kopf Salat!"
Als die Flasche Thorin auserkor, konnte sie sich ein bösartiges Lachen nicht verkneifen, auch Thrany grinste ein wenig teuflisch.
Der Zwergenkönig warf der Elbin vernichtende Blicke zu und als ich ihm mit einem entschuldigenden Lächeln einen Salat aud der Küche brachte, sah er aus, als wolle er mich am liebsten erdolchen. Mit bitterbösem Blick begann er, das Grünzeug hinunterzuwürgen, und als er den Salat endlich vernichtet hatte, spülte er mit ordentlich Rotwein nach.
"Die nächste Aufgabe", führte er unser Spiel fort, "lautet: wer auch immer dran ist, küsst Thranduil. Auf den Mund."

Mir verschlug es die Sprache. Auch die anderen sahen ziemlich entsetzt aus. Selbst Kili schien trotz seiner Dröhnung Energy kurz zurück auf den Boden der Tatsachen geholt worden zu sein. Dem armen Thrandy war sein Grinsen aus dem Gesicht gewichen, er durchbohrte den Zwergenkönig mit seinem kalten Blick förmlich.
Bitte nicht ich, bitte nicht ich, betete ich permanent, während sich die Flasche drehte. Ich war mir sicher, dass es den anderen genauso ging.
Man konnte ein deutliches Aufatmen hören, als die Flasche auf Fili zeigte.
Der wurde leichenblass und schrie:
"Nein, das werde ich nicht tun! Niemals!"
Thorin verdrehte die Augen: "Das sind die Regeln. Außerdem ist es mein Befehl. Küss ihn endlich."
Fili und Thranduil sahen beide aus, als müssten sie sich jeden Moment übergeben, doch unter den drohenden Blicken ließen sie sich dann irgendwann doch erweichen.
Ihre Lippen berührten sich höchstens eine Millisekunde, doch fas reichte, damit die beiden knallrot anliefen.
Der Elbenkönig fuhr sich über den Mund, er sah so aus, als hätte er gerade einen Kuss von einem Ork abbekommen. Auch Fili wirkte ziemlich verstört, wir anderen begannen nun allerdings zu kichern.
Die Situation war 3einfach zu komisch.

Die restlichen Aufgaben waren nicht mehr ganz so sadistisch. Tauriel musste für den Rest des Spiels ihr Oberteil mit dem meines Bruders tauschen, Bilbo sollte auf Händen durch den Garten laufen, was allerdings nur halb klappte, er brach schon nach fünf Metern zusammen.
Sel wurde dazu auserkoren, Legolas  Haare zu Rastazöpfen zu verarbeiten, was ihr ziemlich viel Spaß machte, ihm jedoch nicht ganz so gut gefiel. Ich durfte  für drei Runden auf Thorins Schoß sitzen, was echt lustig aussah, da ich knapp einen Kopf größer war als er.
Außerdem musste Thranduil ein ganzes Glas Essiggurken auf einmal essen, die ihm überhaupt nicht schmeckten. Mein Bruder hatte noch die Ehre, Kili einen Becher Joghurt zu füttern, während wir ihm die Augen verbunden hatten. Danach war das Gesicht des Zwerges zwar komplett mit Joghurt verschmiert, aber wir hatten trotzdem alle unseren Spaß.

Als wir alle wieder in unseren Betten lagen, meinte meine Freundin:
"Ich glaube, wir müssen Fili verkuppeln!"
Ich verschluckte mich fast an meinem Schluck Wasser.
"Wieso das denn?", röchelte ich.
"Naja, er ist doch so süß und es ist doch voll schade, dass er keine Freundin hat, oder nicht?"
Ich überlegte. "Irgendwie hast du recht. Aber mir fällt auf Anhieb niemand geeignetes ein. Vielleicht ist er auch schwul und wir wissen es gar nicht? Ach, lass uns das doch morgen besprechen, ich bin viel zu müde um noch irgendwelche Zwerge zu verkuppeln..."

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt