Die Hooligans von Mittelerde

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"Ich will aber keinen Salat!", jammerte Thorin und starrte missmutig auf die drei Salatköpfe, die wir gekauft hatten.
Sel verdrehte die Augen.
"Du wirst schon nicht dran sterben, es tut euch sicher gut mal etwas mehr Gemüse zu essen."
Auch Kili und Fili sahen ziemlich unzufrieden aus, als sie in die Küche kamen und sahen, wie Bilbo und ich das Gemüse für unser Mittagessen kleinschnitten.
Thranduil allerdings hatte ziemlich gute Laune, endlich gab es mal wieder Grünzeug - genau nach seinem Geschmack.

"Das schmeckt beschissen", meckerte Thorin und stocherte in seinem Essen herum.
"Es ist so fad", jammerte Fili und Kili fügte hinzu: "Wer kam bitte auf die Idee dieses Zeug zu essen?"
Ich stöhnte auf: "Ihr seid schlimmer als kleine Kinder. Passt auf, wenn ihr euren Teller leer esst, gibt es morgen schönes Wetter und wir können dann ein Eis zum Nachtisch essen, was haltet ihr davon?"
Beim Stichwort Nachtisch leuchteten die Augen der Zwerge auf und sie beeilten sich, den Salat so schnell es ging ohne zu meckern hinunterzuwürgen.

"Ich liebe Eis", strahlte Bilbo und nahm sich noch einen Löffel voll, "ihr Deutschen habt einfach Ahnung von gutem Essen."
Auch den anderen schmeckte das Schokoladeneis aus dem Supermarkt.
"Wollen wir heute Fußball schauen?", fragte Tom plötzlich, "In einer Stunde ist Anpfiff, es ist ein Testspiel vom FC Bayern."
"Fußball?", fragte Fili, "warum nicht..."

So hockten wir eine Stunde später alle vorm Fernseher - Bilbo und Thorin in den beiden Sesseln, Selina auf Kilis Schoß auf der Couch, neben ihm sein Bruder.
Ich saß neben Legolas auf dem Boden, 
Thranduil lehnte mit ziemlich skeptischen Blick im Türrahmen und Tauriel - ich glaubte es kaum - hatte es sich mit meinem Bruder vor dem Sofa gemütlich gemacht.
Bitte was?
Tom hatte einen Arm um sie gelegt und die beiden tuschelten leise.
WTF???
Was ging hier ab?
Erst Kili und Selina, dann Legolas und ich, jetzt Tauriel und mein Bruder - was kam als nächstes? Thranduil und mein Vater oder was?
Naja, um ehrlich zu sein, boten Tom und die Elbin eigentlich ein ganz schönes Paar ab.
Aber trotzdem. Mein Bruder war zwar nett und sah gut aus, aber er laberte den ganzen Tag irgendwelche Scheiße. Als ob sich Tauriel das antun würde?!

In diesem Moment pfiff der Schiedsrichter das Spiel an und ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Fernseher.
Ich schaute echt gerne Fußball, und das lag nicht nur an den heißen Spielern.
Ich liebte es vor allem die anderen Zuschauer beim Ausrasten zu beobachten.

Obwohl die Mittelerdler zum ersten mal Fußball sahen, waren sie schon nach wenigen Minuten Feuer und Flamme. Vor allem die drei Zwerge schrien wild durcheinander.
Als einer der Spieler heftig gefoult wurde, sprang sogar Thranduil, der sich an den Esstisch gesetzt hatte, auf und schimpfte los.
Sel und ich konnten uns gar nicht mehr wirklich auf das Spiel konzentrieren, so sehr amüsierten wir uns über unsere neuen Freunde, die sich zu regelrechten Hooligans entwickelten.
Als Fili irgendwann ein Kissen nach dem Fernseher warf und Manuel Neuer als Orkwechselbalg beschimpfte, weil der einen Torschuss nicht gehalten hatte, konnte ich mich vor Lachen nicht mehr halten.
Ich beruhigte mich erst wieder, als Thomas Müller einen Foulelfmeter verwandelte und wir alle jubelten.

Nach dem Abpfiff verzog sich Thranduil mal wieder in sein Zimmer (ich war mir ziemlich sicher, dass der alte Alkoholiker dort ein paar Weinflaschen gebunkert hatte).
Tauriel und mein Bruder hatten angekündigt einen kleinen Spaziergang zu machen, Kili, Fili und Selina wollten mal wieder ein Computerspiel spielen und Bilbo und Thorin hatten sich darauf geeinigt, gemeinsam fürs Abendessen zu kochen.
So blieb ich allein mit Legolas im Wohnzimmer zurück.
Der Elb hatte mich noch immer im Arm und machte keine Anstalten mich loszulassen.

"Vermisst dich denn niemand?', fragte er urplötzlich. Ich sah ihn verwundert an: "Was meinst du?"
Er fuhr fort: "Naja, du wohnst seit unserer Ankunft bei deiner Freundin, was ist mit euren Eltern? Sie sind nicht etwa... tot?"
Er blickte mich besorgt an.
Ich antwortete: "Oh Gott nein, so schlimm ist es nicht. Meine Mutter hat uns schon vor vier Jahren verlassen, sie hat einen neuen Freund und Zwillinge mit ihm. Und mein Vater wohnt zwar noch bei uns, aber er arbeitet sehr viel und ist oft nicht Zuhause. Aber ich bin ja schon groß und Tom ist auch meistens da, also mach dir mal keine Sorgen!"
Er seufzte und sah mich traurig an.
"Über mich weißt du wahrscheinlich schon alles, nicht wahr?"
Ich biss mir auf die Lippen und nickte. Natürlich kannte ich seine Geschichte.
Legolas räusperte sich und meinte:
"Ich schau mal nach meinem Vater."


21. März 2020

Hey Leute, wie geht's euch so? Bei mir gilt mittlerweile auch noch eine Ausgangsbeschränkung, deshalb werden die nächsten Wochen ziemlich einsam und sicher gewöhnungsbedürftig. Aber vielleicht hilft es ja in der jetzigen Situation, ich hoffe dass es sich bald wieder beruhigt. Passt auf euch auf und bleibt gesund. ❤

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt