Wellen und andere Tücken

838 83 20
                                    

Es dauerte nicht lange, bis wir all unsere Badesachen gepackt hatten. Ich schrieb meinen Vater schnell eine WhatsApp, um ihm mitzuteilen, dass ich mit Matteo ins Schwimmbad wollte, dann machten wir uns auf dem Weg zum Bahnhof.
Mein Bruder lief zwischen Legolas und Thranduil und hatte die beiden Elben an die Hand genommen, was mich dazu veranlasste, erstmal ein Foto von den dreien zu schießen und an Tom und Tauriel zu schicken.

Seltsamerweise schien es Thranduil sogar zu gefallen, er wehrte sich überhaupt nicht gegen Matteo, obwohl der doch ein bisschen aufdringlich war...

"Bei euch liegt die Zuneigung zu Elben wohl in der Familie", lachte Kili, als wir alle am Bahngleis standen und auf unseren Zug warteten.

So", begann ich, als wir vor dem Schwimmbad standen, "am besten kaufen wir ein Familienticket, das kostet dann nicht so viel. Thorin sieht am ältesten aus, du musst dann unseren Vater spielen, sorry."

Der Zwerg seufzte und machte sich auf den Weg zur Kasse, wir anderen warteten hier auf ihn, Matteo hing immer noch an Thrandys Hand und versuchte gerade, ihm die Fußball-Bundesliga zu erklären.

"Ich freue mich so, dass jemand meinen Vater gern hat", meinte Legolas leise zu mir und lächelte, "das geschieht nicht oft, musst du wissen."

Ich nickte. Dann wagte ich etwas zu fragen, was mich seit dem ersten Auftritt der beiden in Smaugs Einöde interessierte.

"Wie sieht es denn mit dir aus", erkundigte ich mich vorsichtig, "magst du ihn? Ich meine nicht hier in Deutschland, sondern in Mittelerde und so."

Der Elb schluckte kurz, und ich dachte kurz, ich hätte ihn verärgert, doch er antwortete mit gedämpfter Stimme:
"Es ist kompliziert, eigentlich mag ich ihn wirklich sehr gern, aber ich war mir nie so sicher, ob er mich liebt oder nicht. Er ist sehr schlecht darin, Gefühle zu zeigen, musst du wissen."
Ich nickte wieder. Und musste an die letzte Szene im dritten Teil denken. Der Schmerz in Thranduils Augen, als Legolas ihm mitteilte, dass er gehen würde... Für immer. Ich schüttelte die düsteren Gedanken ab und lächelte ihn an:
"Er liebt dich bestimmt, er kann es nur nicht so Zeigen."
"Du Hast Recht", meinte er ebenfalls lächelnd, "aber lass uns gehen, die anderen sind schon fast im Schwimmbad."

Keine zehn Minuten später standen wir umgezogen vor dem großen Schwimmbecken im Inneren des Bades und genossen die fassungslosen Blicke der Mittelerdler, die mit der Größe des Schwimmbades restlos überfordert waren.
"So viele Rutschen", staunte Fili, "die müssen wir alle ausprobieren!"
"Und da gibt es Pommes!", rief sein Bruder aufgeregt und deutete zum kleinen Kiosk, wo die Menschen Schlange standen.
"Und so viele Menschen und Wasser", stellte Thranduil missmutig fest. Doch da hatte ihm Thorin bereits einen Stoß versetzt und er klatschte mit einem empörten Aufschrei ins Becken.

Die Zwerge brüllten vor Lachen und auch Selina und ich prusteten los.

Thrandy tauchte wieder auf und schnappte nach Luft, seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht.
"Das werdet ihr bereuen. Alle miteinander", knurrte er und schwamm davon.

Mein Bruder folgte ihm sofort ins Wasser und wir anderen begaben uns ebenfalls ins Becken.
Legolas fragte mich:
"Hast du Lust, in das andere Becken dort drüben zu geben? Da sind weniger Menschen!"
Er deutete auf das wirklich nicht sehr gut besuchte Schwimmerbecken und ich nickte. "Ja, das ist eine gute Idee. Lass uns gleich rüber."

"Puh, das Wasser ist echt kälter als das im anderen Becken", stellte ich bibbernd fest, nachdem ich prüfungsweise meinen Arm eingetaucht hatte.
Legolas schwamm bereits ein paar Züge, deshalb zögerte ich nicht länger und sprang ebenfalls rein.

"Du schwimmst gut", gab der Elb zu, nachdem wir ein paar Bahnen zurückgelegt hatten und uns nun am Beckenrand ausruhen wollten - schwimmen war anstrengender als es aussah.
"Danke", erwiderte ich grinsend, "ich schwimme auch seit Jahren in einem Team und es macht mir echt Spaß. Was machst du so in deiner Freizeit?"
Ich hatte mich schon immer gefragt, ob die Düsterwald Elben auch Hobbys hatten außer kämpfen und Wein trinken.

"Naja", begann er, "die meiste Zeit bin ich ja mit der Wache beschäftigte, töte Riesenspinnen und so Zeug. Daneben habe ich mit Tauriel öfters Mal die verschiedenen Weinsorten meines Vaters, ähm, probiert. Sonst war ich ab und zu auf unseren Festen, aber das war es eigentlich. Das Leben als Krieger ist echt anstrengend, musst du wissen."

"Kann ich mir vorstellen", erwiderte ich und wollte gerade fragen, ob er mit mir auch Mal Weinsorten probieren wollte, doch da riss uns die wütende Stimme eines Mannes aus unserem Gespräch.

"So Mädels!", rief er unfreundlich, "Entweder ihr schwimmt richtig oder ihr macht das Becken frei für Leute, die wirklich schwimmen wollen und nicht nur Kaffeekränzchen abhalten!"

Ich blickte erschrocken den Schwimmmeister an, der urplötzlich aufgetaucht war und uns finster musterte.
Nur weil wir mal kurz eine Pause gemacht hatten? Ernsthaft jetzt? Und wieso Mädels? Offensichtlich schon wieder ein ganz Schlauer, der Leggy für ein Mädchen hielt.

"Komm Elli", rief der Elb betont fröhlich, obwohl er innerlich wohl explodierte, "ich wollte gerade eh eine Rezension für Gugel Mäps schreiben..."
Ich verkniff mir ein Grinsen, als ich ihm aus dem Becken zurück zu den anderen folgte.

"Ich dachte ihr wolltet schwimmen gehen!", rief uns Fili überrascht aus dem Wellenbecken zu, wo er mit den anderen war.
"Wir wurden rausgeschmissen", erklärte ich kurz und knapp und sprang ebenfalls ins Wasser. Sofort wurde ich von einer Welle erfasst und ein ganzes Stück ins Becken geschleudert, genauso wie Legolas.

"Wow", staunte er, "das meintet ihr mit Wellenbecken! Das ist ja der Wahnsinn!"

Mein Bruder hockte auf Thranduils Schultern und brüllte vor Lachen, als der Elbenkönig von einer wahren Monsterwelle getroffen wurde und angewidert das Gesicht verzog.

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt