Fanfictions und anderer Horror

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Nach dem Essen erklärte sich Bilbo mal wieder bereit, den Abwasch zu machen, dieser Hobbit war einfach ein Schatz.
Wir anderen chillten uns auf die beiden Sofas, Kili und Fili schleppten noch ein paar Matratzen von der Galerie nach unten, damit endlich mal jeder einen halbwegs bequemen Platz hatte.
"Was machen wir jetzt?", fragte Kili in die Runde.
"Ist mir egal", murmelte Thranduil, "Wein habt ihr heute morgen ja nicht gekauft, sonst könnten wir jetzt in Ruhe ein paar Gläser trinken..."
"Du alter Alkoholiker!", rief Selina, "Ein paar Tage Entzug schaden dir gar nicht!"
"Ich bin kein Alkoholiker!", brüllte Thrandy mit hochrotem Kopf, "Nur weil ich manchmal ein paar Flaschen..."
"Vater. Beruhige dich.", sagte Legolas leise, worauf der tatsächlich tief durchatmete und aufhörte zu schreien. Danke, Leggy. Einen wütenden Elbenkönig konnten wir nun wirklich nicht gebrauchen.

Da kam mir die rettende Idee. Fanfictions lesen. Wie oft hatte ich mir bei so einigen schon gedacht, was wohl die armen Mittelerdler dazu sagen würden... nun hatte ich die Gelegenheit dazu.
In kurzen Worten erklärte ich meinen Vorschlag und schnappte mir mein Handy, um ein paar geeignete Geschichten zu suchen.
Zuerst wählte ich eine über ein junges Mädchen, das sich in Kili und Fili verliebt hatte und sich nicht zwischen den beiden Brüdern entscheiden konnte, bis sie am Ende herausfand, dass sie in Wirklichkeit die kleine verschollene Schwester der beiden war.
Fili räusperte sich und las vor:
"Hallo ihr Leute. Mein Name ist Lucia, ich wohne in Mittelerde. Und ich bin verliebt. Am Anfang dachte ich Kili und ich wären nur normale Freunde. Aber es ist mehr."
"Haha sie ist verliebt in dich!", lachte Fili seinen Bruder aus, bevor er weiterlas:
"Aber es gibt ein Problem. Kili hat einen großen Bruder. Er heißt Fili. Er ist sehr süß ebenfalls und ich weiß nicht, wen ich lieber mag. Kili mit den wunderschönen Augen, die mein Herz zum schmelzen bringen, oder Filis goldenes Lachen, das sich anhört wie das Zwitschern von Vögeln im sanften Morgenrot."

"WER SCHREIBT SO WAS?", brüllten die beiden Brüder gleichzeitig und blickten sich entsetzt an, wir anderen lagen vor Lachen auf dem Boden.
"Ich. Bin. Verstört.", hauchte Kili und sah aus, als würde er jeden Moment 6umkippen.
"Lies weiter!", lachte Tauriel, doch da weder Fili noch Kili reagierten, nahm sie selbst das Handy und fuhr fort.
In den nächsten Kapiteln bekamen wir zahlreiche Einblicke in Lucias Gefühlswelt, bis sie urplötzlich von einem Ork angegriffen wurde, worauf Kili und Fili sie retteten. Anschließend klärten die beiden sie auf, dass sie in Wirklichkeit ihre totgeglaubte kleine Schwester war und sie nun mit nach Hause kommen solle, wo sie einen anderen Zwerg heiratete.
"Wir haben keine Schwester", meinte Kili und runzelte die Stirn, "was für ein Dreck!"

"Jetzt eine über Legolas", kicherte Tauriel, "bitte!"
Eigentlich hätte ich dieses Brett erst am Ende auf die Mittelerdler losgelassen, aber was solls...
Der Elb verdrehte die Augen, las dann jedoch meine Geschichte für ihn vor:
"'Ich will ihn nicht heiraten!' schrie ich meinen Vater an. Der schrie zurück:
'Oh doch, du wirst Elrond heiraten, und wenn es das letzte ist, was du tust! Es ist mein Wille und den wirst du erfüllen!'"
Legolas Augen waren mit jeder Zeile immer größer geworden, er sah verstörter aus als Fili und Kili zusammen bei ihrer Fanfiction.
"Wie... wie kommt man auf so etwas?", flüsterte er entsetzt und sein Vater knurrte wütend:
"Also wirklich, so etwas würde ich meinem Sohn niemals antun. Wer auch immer das geschrieben hat, weiß nichts, der weiß nichts von der Liebe! Ich weigere mich, diesen Mist weiter anzuhören!"

Legolas sah so verängstigt aus, dass wir diese Fanfiction auf sich beruhen ließen und uns anderen widmeten.
Wir lasen noch eine über Thorins Kindheit, Bilbos erste große (in seinem Fall recht kleine) Liebe und Tauriel, die eine kleine Schwester in Deutschland hatte, die sich urplötzlich im Düsterwald auftauchte und sich in Thranduil verknallte, der ihre Liebe aber leider Gottes (oder Gott sei Dank) nicht erwiderte.

"Ich brauch Alkohol", stöhnte Thrandy und ließ sich aufs Sofa sinken.
"Alk haben wir nicht", meinte ich, "aber Schoki hilft manchmal auch."



Danke für 4k 💕💕💕

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt