Die Ruhe genießen...oder auch nicht

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Tauriels Augen blitzen noch immer vor Wut, doch da kam Thranduil ebenfalls nach draußen, mit einem Weinglas in der Hand.
"Beruhige dich!", befahl er und hielt der Elbin das Glas hin, "Trinke lieber ein Glas Wein, das hilft!"
Sie warf uns noch einen vernichtenden Blick zu und riss Thranduil das Glas aus der Hand, um es in einem Schluck hinunterzukippen.
Tauriel atmete einmal tief ein und machte sich dann auf den Weg in die Küche, wahrscheinlich um sich noch eine Flasche zu genehmigen.
"Ihr Elben habt ja ne interessante Art, Stress zu bekämpfen", stellte Sel trocken fest, "passt bloß auf, dass nicht bald RTL 2 vor der Tür steht..."

"Ich kümmere mich um das Abendessen", erklärte Thorin, worauf wir ihn alle überrascht anschauten.
"Was ist?", erkundigte er sich leicht genervt, "denkt ihr, wir Zwerge können nicht kochen?"
Nun Thorin, wenn man deine Neffen so anschaut, könnte man rein theoretisch diesen Eindruck bekommen...
Doch um den für seine Verhältnisse ganz gut gelaunten Zwerg nicht zu verärgern, hielt ich lieber den Mund.
"Ich werde ein paar dieser Bratwürste in die Pfanne schmeißen, eine Spezialität dieser Gegend, die mir sehr gut schmeckt."
"Mach bitte noch Kartoffelbrei dazu!", rief ich, "Das kannst du doch, oder?"
"Natürlich", rief der Zwerg und war das lange dunkle Haar nach hinten.

"Das sieht aus wie in einer Shampoowerbung", kicherte Sel und ich fügte hinzu: "Ja, L'Oréal Erebor!"
"So viel Dummheit auf einem Haufen", stöhnte Tom, "Tauri und ich gehen spazieren, mit dem Essen müsst ihr nicht warten."
"Wahrscheinlich sammeln sie Blätter und Eicheln zum Abendessen", flüsterte ich meiner Freudin zu, Tauriel bemerkte es trotzdem und warf uns einen halb spöttischen, halb finsteren Blick zu.

Während Thorin in der Küche hantierte, lagen wir anderen auf der Terrasse im Sonnenschein.
So richtig genießen konnte ich das aber nicht wirklich, ständig fürchtete ich, dass der Zwergenkönig etwas anfackeln lassen würde.
"Ist was?", fragte Legoals, als ich zum dritten mal innerhalb von fünf Minuten einen besorgten Blick nach drinnen warf.
Ich schüttelte schnell den Kopf und versuchte, die Gedanken an das drohende Unheil zu verdrängen.

Doch Thorin überraschte mich wirklich positiv. Keine zehn Minuten später zog ein verführerischer Duft nach etwas Essbarem durch die Hütte nach draußen und der König schleppte eine Pfanne voller Würstchen hinaus, auf dem Kopf balancierte er einen riesigen Topf voll Kartoffelbrei.
"Essen!", rief er und stellte alles auf dem Tisch ab, um noch Geschirr zu holen.

"Du kochst fast so geil wie Thranduil", meinte Sel beim Essen, "Respekt!"
Thorin rang sich ein Lächeln ab, der triumphierende Blick, den Thrandy ihm zuwarf,  gefiel ihm offensichtlich gar nicht.

Nach dem Essen durften sich Kili und Fili um die Küche kümmern, als Strafe für ihre dämliche Aktion heute nachmittag. Wir anderen machten es uns im Wohnzimmer bequem, mein Bruder und Tauriel waren noch immer nicht aufgetaucht.
"Was machen die solange im Wald?", wunderte sich Thorin und ehe ich meine Freundin davon abhalten konnte, rief sie auch schon:
"Vielleicht f_cken sie ja!"
Ich war drauf und dran, sie mit einem der Kissen zu ersticken, da fragte Bilbo ganz unschuldig:
"Was bedeutet Fiken?"
Sofort lief ich knallrot an. Ich konnte das doch nicht einem Haufen von Männern erklären... nein, das würde mein Niveau wohl tiefer sinken lassen als die Titanic.
Deshalb meinte ich schnell:
"Ach, das ist nur Jugendsprache für die Ruhe genießen und entspannen, so etwas eben."
"Ah!", rief Kili und sein Gesicht hellte sich auf, "Dann fiken wir gerade alle zusammen im Wohnzimmer, nicht wahr? Es ist sozusagen Gruppenfiken!"

Das war der Moment, in dem ich mit einem Lachflash zusammenbrach.
Selina prustete ebenfalls wie blöd. Und immer wenn wir uns halbwegs beruhigt hatten und uns ansahen, fingen wir wieder an.
"Habe ich etwas falsches gesagt?", erkundigte sich Kili, doch Thrandy winkte ab. "Nein, nein, die sind einfach nur gestört. Verdammt, ich muss dringend mal wieder draußen Fiken, das habe ich viel zu lange nicht mehr getan. Kommt jemand mit?"
Als dann auch noch Thorin aufstand und gemeinsam mit dem Elbenkönig auf die Terrasse trat, um die kühle Nachtluft zu genießen, und Bilbo den beiden mit den Worten "Ich gehe auch mal mit Fiken!" folgte, war es mit unserem letzten Funken Beherrschung endgültig vorbei und wir kullerten vor Lachen über den Boden.

Kili, Fili und Legolas ließen sich von unseren Anfällen nicht beeindrucken, sie vermuteten, dass wir vorhin heimlich ein paar Gläser Wein gesoffen hatten.
Nach einer Weile hatten wir uns tatsächlich wieder beruhigt und wir schafften es sogar, uns wie normale Menschen aufs Sofa zu setzen und mit den beiden Zwergen und Legolas zu reden.

Einmal wurde es noch kritisch, und zwar als Tom und Tauriel zurückkamen.
"Guten Abend", grüßte uns die Elbin und lächelte in die Runde, sie hatte uns anscheinend verziehen...
Bevor ich ihren Gruß erwidern konnte, rief Legolas auch schon:
"Hallo, na, schön gefikt im Wald?"
Ein letztes Mal an diesem Tag brachen wir in schallendes Gelächter aus, nicht ohne einen verstörten Blick von meinem Bruder abzubekommen...
Aber lachen war anstrengender als man dachte und nach einer Weile lagen wir vollkommen erschöpft auf dem Teppich und ich merkte, wie mir langsam die Augen zufielen.
Legolas bemerkte es wohl ebenfalls, denn plötzlich hob er mich hoch und trug mich die Leiter nach oben, um mich auf meiner Matratze abzulegen.
"Hey", murmelte ich schlaftrunken, doch der Elb flüsterte:
"Schlaf lieber, du gestörtes Fängörl."
Mit diesen Worten drückte er mir einen Kuss auf die Lippen und erhob sich, um wieder nach unten zu gehen.
Mir fielen die Augen wieder zu und ich merkte mal wieder, wie anstrengend es war, ein Fangirl zu sein...

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt