Ein Mittelerdler Kommt Selten Allein

Realtalk mit Tauriel

"Ich hätte Lust, mal wieder eine größere Stadt zu sehen", meinte Thorin plötzlich, als wir alle mit Bilbo, der sich wieder erholt hatte, auf der Terrasse saßen.
"Ich auch", schloss sich Fili an, "Nürnstadt oder wie das hieß war echt eine interessante Erfahrung. Ich würde gerne mal nach Berlin oder so."
Ich überlegte. "Berlin ist leider viel zu weit weg, aber an sich wäre es schon cool, mal wieder eine Großstadt zu besichtigen. Wäre Erfurt in Ordnung?"
"Warum nicht, mein Kumpel studiert da, soll echt schön sein", sagte mein Bruder und vergrub seine Hände wieder in Tauriels Haaren.
"Gut", stellte ich zufrieden fest, "dann fahren wir mit dem Bus zum Bahnhof und dann nach Erfurt, das wird sicher cool."

"Wir müssen unbedingt viel Essen mitnehmen", schrie Kili die Treppe hinunter, doch Selina antwortete:
"Ne, ein bisschen Schokolade, Kekse und was zu trinken sollte reichen. In Erfurt gibt es sicher einen Mc Donalds oder so."
"Ich will nicht nochmal zu Mc Donalds", meinte Legolas traurig zu mir, "das erscheint mir so ungesund..."
Über seinen tieftraurigen Blick amüsiert begann ich zu lachen und legte ihm einen Arm um die Schulter.
"Ach Leggy, ich geh auch in eine Salatbar mit dir, wenn du willst."
"Das würdest du für mich tun?", fragte er und blickte mich hoffnungsvoll an, worauf ich nur noch mehr lachen musste.
"Natürlich", prustete ich, "ich gehe sogar mit dir Joggen, also sag nichts!"
"Stimmt, da hast du recht", lachte der Elb und gab mir einen Kuss.
"Genug geflörtet, wir wollen los", riss uns Thranduil mit einem verschmitzten Lächeln aus unseren Gedanken.

"Die Fahrt dauert ja noch länger als bis zum Volksfest damals", stellte Bilbo erfreut fest, als er die Lautsprecherdurchsage im Zug hörte, "fast drei Stunden, Zeit noch ein bisschen zu schlafen..."
Mit diesen Worten schloss er die Augen und lehnte sich zurück.
"Der Hobbit hat recht", murmelte Fili und lehnte sich an seinen kleinen Bruder. "Danke, dass du so ein schönes Kissen bist", nuschelte er noch, ehe ihm die Augen zufielen.
Kili brummte kurz etwas Unverständliches, wehrte sich jedoch sonst nicht gegen seinen Missbrauch als Kissen.

Nach einer knappen halben Stunde waren auch Tom und Selina eingenickt, Thranduil hatte sich den alten MP3-Player meines Bruders ausgeliehen und hörte Musik, Legolas knabberte gerade an einem Stück Gurke, das er sich eingepackt hatte und Thorin sah aus dem Fenster und rührte sich nicht, da Bilbo irgendwann zur Seite gekippt war und nun an seine Schulter gelehnt schlummerte.
Da ich niemanden zum Reden hatte (Legolas stopfte sich nun eine Karotte in den Mund und ich hatte Angst, dass er mir ebenfalls Gemüse anbieten wollte, wenn ich ihn ansprechen würde), stand ich auf und hockte mich zu Tom und Tauriel in den Vierersitz, die Elbin war die einzige, die mir gerade ansprechbar erschien.

"Moin", begrüßte ich sie, worauf sie mir ein kurzes Lächeln schenkte.
"Guten Tag", meinte sie, "wird dir langweilig da drüben?"
Ich lachte: "Ja, die pennen entweder oder essen Gemüse und hören Musik, das ist auf Dauer echt eintönig."
"Hm", murmelte sie und schubste meinen Bruder zurück an seinen Platz, weil er eben den Kopf an ihre Schulter gelehnt hatte.
"Das macht er immer wenn er schläft", kicherte ich, als ich ihren etwas genervten Blick bemerkte, "ich muss, wenn wir in den Urlaub fahren, jedes mal neben ihm sitzen und bin das mittlerweile gewohnt."
Die Elbin verzog das Gesicht und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
"Ansonsten ist er ja echt nett", meinte sie lächelnd.
Nett. Aha. Das war Legolas auch gewesen, aber egal.
"Jetzt mal Realtalk", begann ich, "also, wenn es nicht zu persönlich ist, aber das frage ich mich seit dem zweiten Film. Wieso... wieso hast du Du-Weißt-Schon-Welchen-Zwerg Du-Weißt-Schon-Welchem-Elb vorgezogen? Doch nicht etwa wegen diesem beschissenen Hosen-Witz? Das war der schlechteste Anmachspruch, den ich je gehört hab, noch schlimmer als "Ich hab in mein Bett gekackt, kann ich bei dir schlafen?" Wieso? Und wieso mein Bruder?"

Tauriel war während meiner Rede errötet und meinte leise:
"Versteh mich nicht falsch, ich mag Du-Weißt-Schon-Welchen-Elb, aber über die Jahre wurde er zu einem großen Bruder für mich. Und anfangs machte ich mir nie Hoffnungen, da mir klar war, dass Du-Weißt-Schon-Welcher-Elbenkönig eine solche Verbindung nie erlauben würde.
Und Du-Weißt-Schon-Welcher-Zwerg, er war einfach niedlich und hat mich von Anfang an fasziniert. Nach unserem heimlichen Gespräch bei den Zellen war es dann endgültig vorbei mit mir...
Und was deinen Bruder angeht, er ist einfach so unglaublich klug und gleichzeitig so charmant und humorvoll, aber das verstehst du als kleine Schwester wahrscheinlich nicht, habe ich recht?"