Legolas, der Wischmopp

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"Habt ihr noch mal Lust schwimmen zu gehen?", fragte ich am nächsten Morgen beim Frühstück.
Tauriel antwortete: "Ja, gerne, wenn Tom auch mitkommt."
Mein Bruder grinste: "Ich bin dabei!"
Auch Fili und Kili waren einverstanden, Thorin, Bilbo und Thranduil hatten jedoch keine Lust und Legolas war noch immer nicht aufgetaucht, obwohl es bereits nach neun Uhr war. Der Elb war eigentlich kein Langschläfer, das war echt seltsam.
Als hätte Thrandy meine Gedanken gelesen, sagte er plötzlich:
"Mein Sohn ist bereits seit einer Stunde im Badezimmer. Vielleicht sollte mal jemand nachschauen."
Dabei warf er mir einen Blick zu, sodass ich schnell erwiderte:
"Ähm, ja, ich schaue mal nach ihm."

"Legolas? Hallo? Ist alles okay mit dir?", fragte ich vorsichtig, nachdem ich zaghaft an die Badezimmertür geklopft hatte.
"Elli? Bist du es?", kam die zögerliche Antwort von drinnen, "Es ist etwas schreckliches geschehen!"
Sofort schossen wir zahlreiche Horrorszenarien durch den Kopf. Legolas, der sich beim Nägel schneiden aus Versehen die Pulsadern aufgeschnitten hatte, dummerweise mit dem Föhn gebadet hatte oder in der Dusche ausgerutscht und nun seit einer Ewigkeit mit gebrochener Hüfte aud den Fliesen lag.
"Bist du verletzt? Soll ich einen Krankenwagen rufen?", rief ich panisch, "Im Schrank ist glaub ich irgendwo ein Erste-Hilfe-Set..."
Doch der Elb unterbrach mich.
"Nein, nein, so schlimm ist es nicht. Aber ich fürchte, ich brauche deine Hilfe. Aber nicht lachen!"
Ich atmete erleichtert auf. Manchmal übertrieb mein Gehirn einfach.

In diesem Moment wurde der Schlüssel im Schloss herumgedreht und die Tür einen Spalt geöffnet, ehe Legolas mich blitzschnell packte und ins Bad zog, um gleich die Tür wieder zuzuknallen und abzuschließen. Was war denn los mit dem?
Da sah ich es selbst.
"Oh Gott Leggy, was ist denn mit dir passiert?"
Der Elb sah mich unglücklich an.
Seine sonst so glatten Haare waren nicht mehr wiederzuerkennen.
Durch die Rastazöpfe von gestern Abend hatten sich zahlreiche Wellen gebildet, teilweise standen die Strähnen sogar nach außen ab, sodass der arme Prinz Ähnlichkeit mit einen Wischmopp hatte.
"Kriegst du das wieder hin?", jammerte er und blickte mich so verzweifelt an, dass ich ihn schnell in den Arm nahm. "Oh Leggy, das kriegen wir wieder hin, okay? Nicht weinen!"
"Danke", murmelte der Elb in meine Haare und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Jetzt bloß nicht durchdrehen, schließlich brauchte er meine Hilfe.

"Hast du schon versucht sie zu kämmen?", fragte ich, doch er er nickte und seufzte: "Ja, aber es hat nicht geklappt."
Ich überlegte. Was würde wohl noch helfen?
Da kam mir der rettende Gedanke und ich rief: "Wir können sie glätten, Sel hat hier ein Glätteisen! Dann sehen deine Haare aus wie früher."
Der Elb strahlte: "Fantastisch, dann fang gleich an, bitte!"
Das Glätteisen fand ich zum Glück bereits nach kurzer Suche, sodass ich schon bald damit beginnen konnte, Strähne für Strähne zu bearbeiten.
Mit der Zeit wurden Legolas Augen immer größer, am Ende strahlte er:
"Danke, danke, das sieht ja aus wie vorher! Jetzt bist du dran, in Ordnung?"
"Ähm, wenn du meinst", antwortete ich zögerlich, doch da hatte er sich bereits das Eisen geschnappt und meine erste Locke geglättet.
"Das macht total Spaß!", freute er sich und nach kurzer Zeit waren meine Haare so glatt wie noch nie zuvor.
"Wow", staunte ich, "du hast es echt drauf!"
"Darf ich dir noch etwas flechten?", fragte er, nicht ohne dabei ein wenig rot zu werden.
"Klar", meinte ich möglichst cool, obwohl ich innerlich fast explodierte. Legolas. Will. Meine. Haare. Flechten.
Wie geil war das denn bitte.
Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit flocht er meine Haare nach hinten, sodass ich bald aussah wie er, was die Frisur betrifft.

Wir ließen uns beide nebeneinander vor der Tür auf den Boden fallen und ich lehnte mich an seine Schulter.
"Du bist wunderschön", gab er zu, was für mich ein bisschen überraschend kam.
"Du aber auch", erwiderte ich ohne rot zu werden.
Er drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen.
Dann nahm er plötzlich mein Gesicht in seine Hände und strich mir über die Wange.
Jetzt oder nie, schoss es mir durch den Kopf und ich schloss unwillkürlich die Augen. Als ich endlich seine Lippen auf meinen spürte, begann ich, seinen Kuss leicht zittrig zu erwidern und vergrub meine Hände in seinen Haaren.

Ich hätte wirklich ewig so weiterleben können, hier in Sels Badezimmer auf dem Fußboden, in Legolas Umarmung, aber nach einiger Zeit klopfte es auf einmal an der Tür.
"Alles gut?" Thrandy. "Die anderen wollen ins Schwimmbad und ich dachte ihr wollt auch mit!"
Ich warf Legolas einen Blick zu, er grinste schon wieder.
"Wir sind dabei", rief und er zog mich hoch.

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt