Nächtlicher Schock

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Nach dem Film, Bilbo hatte sich aus Angst und Ekel vor Davy Jones hinter Thorins Rücken verkrochen und weigerte sich weiterhin, aus seiner Deckung zu kommen.
Auch wenn ich insgeheim vermutete, dass er seinen anfänglichen Schock nur als Vorwand benutzte, sagte ich nichts dazu. Bagginshield-Momente waren mir einfach heilig.

"Will jemand Alkohol?", riss mich Kili aus meinen Gedanken, der Zwerg hielt eine Flasche puren Wodka hoch.

"Alkohol!", brüllte Thranduil außer sich und sprang auf.
Er riss Kili die Flasche aus der Hand, öffnete sie und nahm einen großen Schluck.

Dann begann er zu husten, sein Gesicht lief knallrot an und er schien zu würgen.

Mein Herz blieb für einen Moment stehen, doch als Leggy panisch "Schluck es runter, Vater!" brüllte, begann ich dann doch zu kichern.

Mit einem Gesicht, als würde er gleich sterben, schluckte er den Wodka hinunter.

Er zog eine Grimasse und stöhnte:
"Welcher Unmensch hat das erfunden? Da kann ich gleich pures Feuer mir die Kehle hinunterlaufen lassen!"

Wir lachten alle, am lautesten jedoch Thorin.

"Sag bloß, der große Säuferkönig verträgt keinen Wodka", prustete der Zwergenkönig und riss dem Elb die Flasche aus der Hand.
Mit einem Grinsen nahm er ebenfalls einen Schluck.

Gespannt beobachteten wir ihn und es dauerte nicht lange, bis das triumphierende Grinsen auf seinen Gesicht erlosch.
Er lief - genau wie Thranduil - rot an und hustete was das Zeug hielt.
Dann spuckte er Fili einen Schwall Wodka auf die Jogginghose.

"Ihhhh", brüllte sein Neffe, "Onkel, was soll das?"

Thorin versuchte immer noch zu Atem zu kommen und röchelte:
"Tut...mir...leid... Das...brennt...so...sehr!"

Fili verzog das Gesicht und ging nach unten, wohl um sich umzuziehen.
Ich kicherte noch immer. Thorin trank gerade eine Cola, um seinen gereizten Hals zu beruhigen und Thranduil lächelte zufrieden.

"Das nächste Mal bringt ihr was besseres mit", lachte ich und kippte mir ein bisschen Wodka in meine Fanta, anders war das Zeug ja nicht zu genießen.

Sel und Kili grinsten und an Legolas Seite gelehnt begann ich, meinen Drink zu süffeln.

'Der Abend war echt schön', schoss es mir durch den Kopf, als ich ein paar Stunden später im Bett lag.
Es war bereits halb eins und ich war echt müde.
Mein Bett war so bequem, es quietsche überhaupt nicht, wenn ich mich umdrehte und außerdem... Ich hatte ein eigenes Zimmer, ohne schnarchende Zwergenkönige und Elben, die sich den Kopf anstießen.
Ich merkte, wie mir langsamer die Augen zufielen.
Ich hatte eindeutig Schlaf nachzuholen...

Als ich das nächste Mal erwachte, war es noch immer stockdunkel.
Irgendwo versuchte jemand in unserer Straße, sein Auto zu starten - und er bekam es einfach nicht hin. Als ich nach fast fünf Minuten immer noch das nervtötende  Heulen des Motors hören konnte, verdrehte ich genervt die Augen und setzte mich auf. Bei der Lärmbelästigung konnte ja kein Mensch schlafen.

In diesem Moment fiel mir ein dunkleren Schatten am Ende meines Zimmers auf. Ich kniff die Augen zusammen. War das ein Einbrecher oder doch nur mein mit Klamotten überladener Schreibtischstuhl?

In diesem Moment bewegte sich der Schatten auf mich zu. Definitiv nicht mein Schreibtischstuhl. Der hatte zwar Rollen, aber von allein war er noch nie losgerollt.

Mein Herz blieb einen Moment stehen und ich zog die Decke bis unters Kinn. Komplett bescheuert, wenn das ein Einbrecher oder Serienkiller war, nutze mir meine Decke wirklich wenig.
Hätte ich bloß vorm Schlafengehen nochmal den Schrank überprüft...
Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich brachte keinen Ton heraus. Scheiße, scheiße, scheiße.

In dem Moment flüsterte der Schatten:
"Ar ju lost Bäibi Görl?"

Ich quiekte erschrocken auf. Wo war mein Pfefferspray? Fuck, ich besaß nicht Mal eins...

"Verpiss dich, ich will nicht entführt werden!", röchelte ich in die Richtung des Schattens.

"Warum sollte ich dich entführen?", fragte der Einbrecher nun etwas lauter und endlich erkannte ich Legolas Stimme.

Ein Stein fiel von meinem Herzen und ich sprang förmlich aus dem Bett.

"Alter!", flüsterte ich, "Musst du mich so erschrecken? Was machst du hier, wenn mein Vater dich hier sieht...!Wie bist du hier überhaupt reingekommen?"

Der Elb lachte leise und gab mir einen Kuss.
"Sorri fürs erschrecken. Aber Selina meinte, dieser Satz mit dem Bäibi görl wäre eine lustige Begrüßung. Ich bin durchs Fenstern geklettert, und keine Angst, ich war leise. Dein Vater wird mich echt nicht bemerken."

Ich seufzte und umarmte ihn dann doch.
"Schön, dass du da bist. Eigentlich bin ich hundemüde und wollte schlafen..."

"Tu das ruhig", meinte der Elb, "ich passe solang auf, dass du nicht entführt wirst, in Ordnung?"

Ich lachte leise und nickte. "Das wäre nett. Es gibt ja so viele schlechte Menschen auf dieser Welt."

"Ein Glück, dass ich ein Elb bin", grinste Legolas und ich kletterte zurück ins Bett.

Der Elb legte sich neben mich, sodass es relativ eng wurde auf meinem sage und schreibe 90 Zentimeter breiten Bett.

"Gute Nacht", murmelte ich und kuschelte mich an seine Brust.
Er legte einen Arm um mich und ich betete, dass mein Vater nicht reinkommen würde...
Er müsste ja sonstige was denken...


Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt