Die Panne

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"Lauft schneller ihr Idioten!", brüllte Legolas und rannte an uns vorbei Richtung Bahnhof.
Ich schnappte nach Luft und versuchte noch einen Zahn zuzulegen.
Gerade wurde ich von Tauriel überholt, die meinen Bruder hinter sich herzerrte.
"Wenn ihr nicht schneller lauft, verpassen wir den Zug!", rief uns diese Intelligenzbestie von Elbin zu, als ob wir das nicht selbst wussten.
Das war ja schließlich der Grund dafür, dass wir wie die gestörten durch gefühlt halb Erfurt sprinteten.
Unser Zug würde, wie ich mit einem entsetzten Blick auf mein Handy bemerkte, in genau dreieinhalb Minuten abfahren, und man musste kein Rechenkünstler sein, um zu erkennen, dass wir in der Zeit die zwei Kilometer zum Bahnhof niemals zurücklegen würden.
Außer vielleicht mit dem Super-Elben-Antrieb, aber den hatten ja leider nur drei von uns.
"Das schaffen wir nie!", brüllte ich, "Das können wir gleich lassen!"
Schwer schnaufend blieb ich stehen und versuchte, wieder etwas Sauerstoff in meine arme Lunge zu bekommen, außerdem hatte ich so schlimmes Seitenstechen wie noch nie.
Erschöpft ließ ich mich zu Boden sinken und schloss die Augen.
Der Asphalt war angenehm warm und viel gemütlicher als ich dachte, deshalb überlegte ich nicht lange und legte mich hin. Ruhig atmen. Ein und aus. Ich bin nicht mehr auf der Flucht. Sah ich aus wie ein alkoholisierter Penner? Möglicherweise. Das war mir aber in diesem Moment herzlich egal.

Ich hätte wirklich ewig so liegenbleiben können, es war echt ziemlich bequem, doch Tauriel zog mich schon wenig später hoch.
"Anstatt zu pennen sollten wir lieber eine Lösung für unser Problem finden!", meinte sie mit düsterem Blick.
Man wird sich ja mal wohl ne Sekunde ausruhen dürfen...
"Der nächste Zug fährt morgen früh um halb sieben, solange müssen wir wohl warten", stellte ich fest, was mir eine genervtes Schnauben von Tauriel einbrachte.
"Danke, das wussten wir schon selbst", fauchte sie, "das bringt uns leider gar nicht weiter!"
"Man, Tara, chill dein Leben!", murmelte ich ebenfalls genervt und Kili rief: "Genau Tara, tschill mal deine Basis!"

"Tschill selber Fruchtzwerg!", giftete die Elbin (hallo? Fruchtzwerg? War sie vor ein paar Wochen nicht unsterblich in ihn verliebt?!)
"Leute!", rief Thorin genervt, "Streiten bringt uns gar nichts. Fakt ist, wir kommen heute nicht zurück, weil wir dank Thranduils Besuchen in sämtlichen Juwelierläden dieser Stadt den letzten Zug verpasst haben. Ich würde vorschlagen, wir suchen uns eine Bleibe für diese Nacht, dann können wir bis morgen früh warten."
"Wir können hier bleiben!", meinte Fili, "Elli hat recht, der Boden ist sehr bequem."
Der Zwerg hatte es mir gleichgetan und lag ebenfalls auf dem Gehweg, doch sein Onkel erwiderte sofort:
"Ausgeschlossen. Erstens, hat der König unter dem Berge sicher genügend Mittel, sich eine anständige Unterkunft zu besorgen, und zweitens, weiß ich nicht, welches Gesinde sich hier nachts draußen rumtreibt."

"Gibt es hier ein Gasthaus?", erkundigte sich Bilbo und rieb sich den Bauch, "da gibt es sicher auch etwas zum Abendessen!"
"Wie wäre es mit einer Jugendherberge?", fragte Selina und holte ihr Handy aus der Tasche.
Nach ein paar Sekunden rief sie:
"Keine fünf Kilometer von hier ist eine, da kostet die Nacht pro Person 9 Euro, können wir uns das leisten?"
Tom seufzte, als er alle Blicke auf sich spürte.
"Ja", antwortete er dann, "ihr habt Glück, dass ich schon arbeite, sonst könnten wir uns das nie leisten. Also los."
"Du bist der beste!", kreischte Tauriel und fiel ihm um den Hals, "Ich dachte schon, wir müssten irgendwo im Park schlafen!"
Mein Bruder grinste und küsste sie.
"Für dich doch immer", sagte er leise und nahm sie in den Arm.

Nach einer kurzen Fahrt in einem überfüllten Zug standen wir endlich vor der Jugendherberge.
"Wie machen wir das mit den Zimmern?", erkundigte ich mich.
"Ich will ein Einzelzimmer!", rief Thranduil sofort, "Ich teile mir schon viel zu lange ein winziges Zimmer mit euch anderen!"
"Gut, ein Einzelzimmer für unsere Elbenkönigin", meinte Tom und verdrehte die Augen, "Kinder bis 15 sind ermäßigt, ich würde sagen, Selina, Elli und Bilbo können wir dazu zählen. Dann sparen wir eine Menge! Ich geh dann mal unsere Zimmer buchen."

Keine zehn Minuten später kam er mit drei Schlüsseln zurück.
"Zimmer 216 ist das Einzelzimmer, wir anderen männlichen Wesen haben das Sechserzimmer 218 und Tauriel, Elli und Selina sind in Zimmer 220. Aber wenn es im Männerzimmer zu eng wird, kann ich gerne in Tauriels Bett..."
"Nein, das passt sicher!", rief ich dazwischen, eine schwangere Elbin war das letzte, was wir gebrauchen konnten...

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt