Prolog

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"Eleonora, wie genau würdest du die Aufgabe lösen?"
Die schneidende Stimme meines verhassten Physiklehrers riss mich aus meinen Gedanken.
Gedanklich befand ich mich bereits in den ersehnten Sommerferien, aber körperlich leider noch immer in meinem stickigen Klassenzimmer.
Welcher Kinderhasser hatte bitte vor einigen Jahren Hitzefrei an meiner Schule abgeschafft? Bei 36° schmolzen meine Gehirnzellen ja bereits beim bloßen Gedanken an Schule. Aber klar, unser lieber Schulleiter chillte ja in seinem klimatisierten Büro und musste nicht neun Schulstunden in einem Klassenzimmer mit Fenstern Richtung Süden verbringen.
"Hat die Dame mich nicht verstanden?", meckerte Herr Gunzer erneut.
Ich biss mir auf die Lippen und blickte schnell in mein Buch.
Verdammt. Ich war in Physik etwa so gut wie ein Eichhörnchen im Windsurfen - wenn das mal keine Untertreibung war. Und dass ich gefühlt seit der letzten Eiszeit nicht mehr in meinem Hassfach aufgepasst hatte war nun wirklich auch kein Vorteil.
Mittlerweile starrte mich die ganze Klasse an, was die ganze Sache noch verschlimmerte.
Herr Gunzer seufzte: "Ach, lass es einfach bleiben. Du hast schließlich deine 4- im Zeugnis und hast somit bestanden - und ich glaube nicht, dass du nächstes Jahr Physik gewählt hast!"
Ich spürte, wie mein Gesicht ganz heiß wurde.
Manchmal konnte mich einfach nicht beherrschen. Und das war wieder so ein Moment.
Ich fauchte: "Natürlich nicht, das wollte ich mir ersparen, ich hab Sie seit vier Jahren, länger halte ich das nicht durch."
Herr Gunzer starrte mich an. Langsam nahm sein Gesicht die Farbe einer Tomate an, dann die von roter Bete. "Gleich explodiert er", flüsterte meine beste Freundin Selina neben mir.
Wahrscheinlich hätte es tatsächlich eine Explosion gegeben, wenn es in diesem Moment nicht endlich gegongt hätte - Schule fertig für dieses Jahr.
Ehe unser Physiklehrer noch etwas sagen konnte, sprangen wir auf, schnappten uns unsere Rucksäcke und stürmten aus dem stickigen Zimmer hinaus in die Freiheit, auch bekannt als Sommerferien.

"Welcher Idiot hat bitte Berge erfunden?", stöhnte Selina wenig später. Wir fuhren wie jeden Tag mit unseren Mountainbikes nach Hause.
Zu unserem Pech lag unser Dorf ein ganzes Stück höher als die Kleinstadt, in der wir zur Schule gingen.
Deshalb kämpften wir uns jeden verdammten Schultag den steilen Feldweg hoch. Und vor allem im Sommer war das nicht gerade entspannend.
Aber ansonsten mochte ich meine Heimat echt gerne - ich war ein Landei durch und durch. Am meisten liebte ich unseren großen Wald, der so einige Höhlen und Teiche hatte.
Mittlerweile hatten wir den Waldweg erreicht, der in unser Heimatdorf führte. Zu unserer Freude ging es leicht bergab, sodass das hier unsere kleine Rennstrecke war.
"Wer zuerst unten ist", kreischte meine Freundin und raste auch schon los.
Ich trat so fest ich konnte in die Pedale, um sie noch zu überholen.
"Erste!", rief ich übermütig, als ich endlich an ihr vorbeizog.
Doch dann geschah es.
Urplötzlich erschien eine Gestalt vor mir.
Ich bremste sofort scharf, um ihn nicht über den Haufen zu fahren.
Leider war ich schon immer sehr talentiert gewesen, beim Sport auf die Fresse zu fliegen. Und genau das passierte nun auch wieder.
Ehe ich mich versah lag ich im Graben, der zu meinem Glück mit hohen Gräsern zugewachsen war.
"Ey du Wichser!", schrie ich wütend und sprang auf, "Was soll das denn? Du kannst doch nicht einfach so mitten auf der Straße rumstehen und dein Leben chillen!"
"Verzeiht mir", hörte ich eine Stimme. Als ich mich nach dem Idiot umsah, fiel mein Blick zuerst auf zwei Füße. Zwei sehr sehr haarige Füße.





So Leute, das war der erste Teil meines Produkts aus Langeweile, leichter Gestörtheit und *Hust hust* dezenter Hobbit-Verliebtheit.
Ich bin zwar noch skeptisch, ob das hier überhaupt irgendjemand liest, aber ich wünsche euch trotzdem noch einen schönen Abend :)

Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt