Nie wieder Jugendherberge...

998 96 30
                                    

"Tauriel, Sel und ich kümmern uns ums Abendessen!", erklärte ich bereitwillig, nachdem wir unsere Rucksäcke und Einkaufstüten beziehungsweise Weinflaschen in den Zimmern abgestellt hatten.
"Bringt was gutes mit", murmelte Kili, der bereits auf seinem Stockbett lag und die Augen geschlossen hatte.
"Ja, bitte was gesundes", fügte Legolas hinzu, während er sein Bett bezog.

"Da drüben ist ein Supermarkt", rief Tauriel, "da gibt es bestimmt etwas gutes zu Speisen."
Wenig später standen wir vor den immer noch randvoll gefüllten Regalen, obwohl es schon fast acht Uhr abends war.
Selina und ich krallten uns sofort ein paar Packungen Chips, was uns einen kritischem Blick von unserer neuen Freundin einbrachte.
"Ist das denn gesund?", zweifelte sie, doch Sel lachte:
"Das sind Kartoffelchips. Und Kartoffeln sind gesund."
Dieses Argument überzeugte Tauriel nicht wirklich, weshalb sie noch schnell ein paar Gurken und Tomaten einpackte.
Danach schnappten wir uns noch eine riesige Wassermelone, die gefühlt fünf Kilo wog, die durfte Tauriel dann tragen, und ein paar Flaschen Ingwerlimo, mein neues Lieblingsgetränk seit unserem Besuch in der Salatbar.
"Wie wäre es noch mit Schokolade?", meldete sich Tauriel zu Wort.
Meine Freundin und ich blickten sie überrascht, aber erfreut an. Die gesundheitsbewusste Elbin wollte Schokolade kaufen? Was kam als nächstes? Thrandy, der sich freiwillig den anonymen Alkoholikern anschloss? Oder Kili und Fili, die über Nacht zu Veganern mutierten?
"Was schaut ihr mich so an?", fragte sie lachend, "ich mag Schokolade, vor allem diese ganz dunkle, die hat es mir angetan."
Yay, mein Fanclub für Bitterschokolade hatte ein neues Mitglied!
"Das ist echt die beste!", rief ich und packte sie am Handgelenk, um sie schnurstracks zum Regal mit den Süßigkeiten zu schleppen.
"Die haben welche 85 Prozent Kakaoanteil!", freute ich mich und legte gleich drei Tafeln in den Einkaufswagen.
"Lecker", stimmte Tauriel zu und grinste, "sollen wir den anderen noch normale mitbringen? Die scheinen unsere Vorliebe nicht zu teilen."
"Aber nur weil wir so sozial sind", lachte ich und nahm noch ein paar Tafeln Vollmilch mit.
"Das wäre geschafft", stellte Selina fest, "wir sollten uns beeilen, sonst frisst Kili noch sein Bettzeug auf..."

"Guten Appetit", lächelte Bilbo, ehe er sich eine handvoll Chips in den Mund steckte und genussvoll kaute.
Wir hatten uns alle - einschließlich Thrandy  - im großen Zimmer der Jungs getroffen, um unsere Einkäufe zu verspeisen.
Kili und Sel saßen auf seinem Stockbett und stopften sich aneinander gelehnt mit Chips und Schokolade voll, und irgendetwas sagte mir, dass die beiden gerade wunschlos glücklich waren.
"Ich liebe Gurken", murmelte Legolas und drückte mir eine in die Hand, "das musst du auch mal probieren!"
"Danke, ich weiß wie Gurken schmecken", wehrte ich lachend ab, um mir dann doch ein Stück in den Mund zu schieben.
Unter Legolas Einfluss mutierte ich noch zum Meerschweinchen...

Danach unterhielten wir uns noch eine Weile, ich hockte in Leggys Armen auf seinem Bett und starb mal wieder tausend Fangirltode.
Nach einer Weile gönnte sich Thranduil eine Flasche Wein aus seiner Ausbeute, und als die Kirchturmuhr gerade elf schlug, stand er auf, um zu Bett zu gehen.
"Ich bin ziemlich ermattet", gab er zu und warf die leere Flasche in den Mülleimer.
"Wir sollten auch schlafen gehen", stimmte Kili zu, "Bilbo liegt schon halb auf Thorins Schoß!"
"Tu ich gar nicht!", wehrte sich der Hobbit und lief knallrot an, was sicher daran lag, dass er tatsächlich beinahe auf dem Schoß des Königs lag.
Peinlich berührt erhob er sich und machte es sich in seinem eignen Bett bequem.
"Gute Nacht", murmelte er noch, ehe er die Decke über den Kopf zog.
"Wir sollten auch besser gehen", meinte Tauriel, "langsam wird es doch etwas eng hier."
"Schlaft gut und träumt was Süßes", flötete ich, bevor wir drei in unser Zimmer gingen.
"Ich bin müde", gähnte Selina und schmiss sich auf ihr Bett, "Duschen kann ich morgen früh. Also auch gute Nacht ihr Opfer!"
"Ganz schön heiß hier drin", stöhnte Tauriel und ging zum Fenster, um es zu öffnen.

Im Badezimmer klatschte ich mir jede Menge eiskaltes Wasser ins Gesicht, Tauriel hatte recht, es war wirklich affenheiß.
In diesem Moment schrie Tauriel plötzlich auf, keine Sekunde später fiel meine beste Freundin mit ein.
Ich zuckte erschrocken zusammen und merkte, wie mein Puls sich beschleunigte.
So schnell ich konnte, riss ich die Tür auf und stürzte ins Zimmer.
"Was ist los?", rief ich zu Tode erschrocken, doch da sah ich es selbst.
Auf dem schmalen Balkon vor dem Fenster stand er. Ein junger Typ. Nur mit Boxershorts bekleidet. Er beugte sich in unser Zimmer und grinste uns an.
War ich im falschen Film? Was tat ein halbnackter Kerl auf dem Balkon?
"VERPISS DICH DU SPANNER!", schrie Tauriel außer sich vor Wut und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht.
Der Typ starrte sie geschockt an und stolperte zurück.
Die Elbin zögerte nicht lange, knallte das Fenster zu und zog die blassgelben Vorhänge davor.

"Was war das für ein Idiot?", flüsterte Selina und ließ sich kraftlos auf die Matratze sinken.
Auch meine Knie waren ziemlich weich und ich wollte mich ebenfalls einfach nur noch auf mein Bett schmeißen, doch in dem Moment klopfte es an unserer Tür.
Wir tauschten entsetzte Blicke und Tauriel schnappte sich schnell einen der Stühle, die um einen kleinen Tisch herumstanden.
"Hallo? Alles okay?"
Wir atmeten erleichtert auf. Das war eindeutig Kilis Stimme.

Ich rannte zur Tür und öffnete sie nur einen Spalt, sodass Kili, Tom und Fili, die ziemlich besorgt aussahen, gerade so in unser Zimmer schlüpfen konnten.
Schnell knallte ich die Tür zu und schloss zur Sicherheit dreimal ab.
"Was ist los?", fragte Kili, als er unsere geschickten Blicke bemerkte.
"Da war so ein halb nackter Kerl am Fenster", berichtete Selina mit zitternder Stimme, "das war so ein gruseliger Moment, das kannst du dir gar nicht vorstellen!"
"Was für ein Wichser!", stieß Kili hervor und legte einen Arm um Sel, "dem zahle ich das heim, glaub mir! Wenn du Angst hast, kann ich heute Nacht gerne bei dir im Bett..."
"Vergiss es!", brüllte Fili, "Die kommen doch sicher alleine zurecht, oder?"
Tauriel und ich tauschten einen amüsierten Blick und ich nickte:
"Ja, der kommt wahrscheinlich eh nicht wieder, er von Tauriel ordentlich auf die Fresse bekommen."
"So kenn ich dich", grinste mein Bruder und drückte ihr einen Kuss auf die Wange, "Trotzdem gute Nacht, es ist schon spät."
Wir verabschiedeten uns von den dreien und Kili rief noch:
"Wenn du trotzdem Angst hast, kannst du gerne zu mir..."
Den Rest des Satzes konnten wir leider nicht mehr verstehen, weil sein Bruder mit voller Wucht die Tür zuknallte.
"Gute Nacht", sagte ich noch und legte mich endlich in mein Bett.
Ich war so müde wie schon lange nicht mehr, Städte besuchen war einfach anstrengend.



Ein Mittelerdler Kommt Selten AlleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt