Kapitel 7: Miss High On A Plane

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"Cami.", oh, da klang jemand gar nicht erfreut.

"Hallo William.", begrüßte ich meinen Bruder geschäftsmäßig.

Ich sah in der Küche hin und her, während Will einen äußerst ernstes Gesicht aufsetzte.

"Würdest du mir erklären, warum du mitten am Tag in deinem Zimmer kiffst?".

"Wär es dir lieber ich mach es nachts im Garten?"; fragte ich sarkastisch. Doch sobald die Worte meinen Mund verlassen hatten, bereute ich es irgendwie. Will war schließlich nicht Schuld an meiner miesen Laune. Nein, daran war Louis diese Ratte schuld.

"Sorry, war nicht so gemeint.", murmelte ich halb verständlich und hoffte Will würde mich einfach für den Rest des Tages in Ruhe lassen.

"Verdammt, warum so schlecht drauf? Ich will dir nichts vorschreiben, aber ich dachte du willst wegen der Sache in New York nichts mehr nehmen."; verunsichert sah er mich an, aber ich erkannte in seinem Blick genau das selbe wie bei Mom. Ein Hauch von Enttäuschung.

"Ich hatte eben einfach einen harten Tag. Ist doch nichts dabei."; sich mit seinem großen Bruder zu streiten, war irgendwie viel unangenehmer als mit der eigenen Mutter. Ich wollte ihn weder beleidigen, noch ihm wehtun oder ihn enttäuschen. Aber Louis und seine Aktion hatte mich schwach gemacht. Ich war so wütend auf ihn und mich selber, dass ich einfach etwas brauchte um runter zu kommen.

„Nichts dabei? So fängt es an und dann stehst du verheult am nächsten Flughafen."; autsch. Der vorwurfsvolle Unterton war deutlich raus zu hören. Ich wusste ehrlich nicht wie ich damit umgehen sollte. Ich wollte doch vermeiden, dass sowas passiert.

"Cami, so geht das nicht, du kannst nicht einfach machen was du willst.".

"Doch, das geht schon.". Wieso bin ich nicht einfach ruhig?

"Wieso bist du so trotzig?".

"Wieso glaubst du, du müsstest mich erziehen?", ich verzog mein Gesicht, als hätten mir die Worte gerade körperlich weg getan. Will sah sauer zu Boden und seufzte dann laut auf.

"Ich will dich doch gar nicht erziehen, ich will nur nicht das du in Schwierigkeiten bist.", unsicher versuchte ich Will in die Augen zu sehen. Dieses Gefühl, dass sich jemand um mich sorgt, verursachte komische Dinge in mir.

"Also, was ist passiert? Warum ein harter Tag.", er schien sich wieder zu entspannen, anscheinend hatte er sich tatsächlich so gut unter Kontrolle, dass er nicht weiter streiten würde. Ich musterte ihn einen Moment lang und fragte mich, warum er nur so nett zu mir war? Mom hatte mich ab diesem Zeitpunkt nur noch angeschrien und ich sie. Wir hätten uns gegenseitig beleidigt, ich hätte die Enttäuschung in ihren Augen gesehen und wäre dann abgehauen um mich noch mehr weg zuballern.

Ich haderte mit mir ihm einfach die Wahrheit zu sagen, aber dann würde genau das passieren was ich verhindern wollte. Ich müsste die Sache mit Louis erklären, dass ich Auto gefahren bin und die Szene heute in der Umkleide. Er würde sauer werden, mich verurteilen und dann würde ich mich noch schlechter fühlen. Also log ich.

„Hab mit meinem Ex aus NY geschrieben, irgendwie vermisse ich die Leute doch ein wenig."; ich vermied dieses mal bewusst den Augenkontakt und bereute es jetzt schon ihn angelogen zu haben.

Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn und lächelte.

„Du Dummkopf, das ist alles? Ist doch verständlich, wieso hast du nichts gesagt?", seine aufmunternde Stimme verursachte ein noch schlechteres Gewissen. Na ganz toll.

„Oh und ich bin jetzt ein Cheerleader."; fügte ich noch hinzu in dem irren Drang ihm auch etwas Wahres zu erzählen.

Plötzlich wechselte sein erleichterter Ausdruck zu einem gruselig nachdenklichen.

Bad DecisionsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt