Ich bin doch nicht normal, ich bin irre, ich habe einen grossen Dachschaden!
Ich sass in seinem Auto, starrte vor mich hin und konnte mich nur über meine eigene Dummheit wundern.
Nachdem er Milan irgendwelchen Typen übergeben hat, fuhr er los.
"Warte, du brauchst doch die Adresse Sergej" murmelte ich etwas verloren.
"Ich weiss wo hin."
Wieder konnte ich ihn nur ziemlich dümmlich ansehen und starrte dann wieder vor mich hin.
Das ist gar nicht gut, nichts davon ist gut.
Ich hatte Herzrasen, mir war heiss und diese nervige Stimme in meinem Kopf bezeichnete mich dauernd als Idiotin.
Naja, war ich doch auch!
Ich sass im Auto von einem Kerl den ich nicht kannte, der um Einiges älter war und hatte ich schon erwähnt, dass ich einfach das Gefühl der Gefahr nicht los wurde?
Und trotzdem sass ich hier, liess mich nach Hause fahren und konnte ihn nicht fragen, woher er meine Adresse hatte. Dazu kam, dass mich sein ganzes Wesen und sein Körper sehr nervös machten.
"Kennst du das Gemälde, das Mädchen mit dem Buch?"
Oh, er redete mit mir.
War seine Stimme immer so rau? So tief? Gemälde?
"Ehm, das von Fragonard?"
"Ja genau. Du siehst aus wie sie, nur sind deine Haare viel heller."
Was sollte man dazu sagen?
War das ein Kompliment?
Dieses Mal schaute ich ihn an, absichtlich zwang ich mich dazu und ignorierte das unangenehme Herzklopfen.
Er sah schön aus, sein Profil mit der geraden Nase, den sehr markanten Augenbrauen und dem sehr ausgeprägtem Kiefer. Schöne Lippen hatte er leider auch.
Sein Hals war breit, genau wie seine Schultern und seine Arme waren lang und muskulös. Die Tattoos waren alle auf Kyrillisch und konnten die Narben nicht verdecken. Seine Fingerknöchel sahen so aus, als wären sie schon ein paar Mal gebrochen gewesen.
"Könntest du sagen wieso du mich so anstarrst Nina?"
Oh.
"Bist du ein Boxer?" rutschte es mir aus.
Wieso fragte ich das?
"Nicht direkt, aber ja ich boxe."
"Hm."
"Was? Was geht in deinem Kopf vor?"
"Du bist kein Boxer siehst aber wie Einer aus, dein Shirt kostet so viel wie meine Miete, dieses Auto, das Verhalten der Leute im Club... nichts passt bei dir zusammen."
Wieso zum Teufel hatte ich das gesagt? Der Typ könnte mich auf der Stelle abknallen.
Hatte er eine Waffe?
"Ja die habe ich. Ich würde dir aber nie etwas antun Nina. Ich bringe dich nach Hause und werde dich nicht belästigen. Und ja du hast recht, bei mir passt so Einiges nicht zusammen" sagte er kalt und gleichmütig. Mich überkam eine Gänsehaut. Ob vor Angst oder Faszination konnte ich nicht sagen. Leider weckten seine Worte meine Neugier.
"Das ist aber unwichtig, ich bringe dich sicher nach Hause und verschwinde wieder aus deinem Leben."
Seine Stimme war tief, sein Gesichtsausdruck grimmig und er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiss wurden.
"Wieso?"
"Wieso was?"
"Wieso ist meine Sicherheit dir wichtig? Wieso fährst du mich nach Hause? Woher hast du meine Adresse und wieso willst du aus meinem Leben wieder verschwinden?"
Okay, ich hatte wieder nicht kapiert wann ich die Klappe halten sollte.
"Ich möchte dich nicht anlügen also sage ich dir nicht, woher ich deine Adresse habe. Tamara war es nicht, die war zu sehr mit Miloš beschäftigt.
Aus deinem Leben werde ich wieder verschwinden, weil ich dir nicht zu Nahe kommen sollte und was deine Sicherheit angeht, eine freie Seele ist selten, aber du erkennst sie wenn du sie siehst- weil du dich gut fühlst, sehr gut, wenn du ihr nahe oder bei ihr bist."
Meine Seele frei? Irgendwie zweifelte ich an seiner Menschenkenntnis.
"Moment, wer sagt dass ich möchte, dass du mir Nahe kommst? Du sitzt hier, vergleichst mich mit Fragonards Gemälde und zitierst Bukowski. Was stimmt nicht mit dir?"
Wieso ich ihn gerade anzickte verstand ich nicht. Irgendwie ging er mir gerade gewaltig auf die Nerven mit seinem Gequatsche und dem Zitat.
Was schon komisch war, denn eigentlich vergrub ich mich gerne in meiner Gleichgültigkeit, mich nervte so gut wie nichts, denn es war mir eigentlich alles egal.
"Du kennst Bukowski?"
Machte er das mit seiner Stimme absichtlich? Setzte er sie absichtlich so ein?
"Nicht persönlich, würde auch schwierig werden da er schon lange tot ist, aber seine Bücher die kenne ich, ja."
Ich hatte nicht bemerkt, dass wir schon vor meinem Wohnhaus waren, ich war plötzlich so sauer auf ihn und wusste nicht warum. Er hatte nichts böses getan aber jetzt gerade, hätte ich ihm eine reinhauen können!
Nur würde ich mir wahrscheinlich die Hand brechen an diesem Dickschädel und danach würde er mich auslachen oder mir den Hals brechen.
"Nicht persönlich ja? Du bist echt witzig und wenn du sauer wirst, dann bist du echt süss. Deine Nase zuckt dann." Das sagte er in einer Tonlage als würde er Äpfel vergleichen.
Arrogant verzog er seine Lippen und fixierte mich mit diesen grauen Eisbergen.
Meine Nase zuckte wenn ich sauer war? Wieso schaute er mir denn auf die Nase?
"Du Sergej bist ein eingebildeter Lackaffe! Vielleicht solltest du weniger Bukowski lesen, der ist dir zu Kopf gestiegen du Chauvi! Und jetzt will ich nach Hause und süss bin ich nicht. Welpen sind süss und Erbeeren und..." Was zum Teufel war nur mit mir los? Meine Zunge hatte sich verselbständigt und ich hatte die Beherrschung verloren.
Ich hätte ihm am liebsten dieses arrogante Lächeln aus dem Gesicht geschlagen und die Reifen von seinem blöden Auto aufgestochen.
"Wir sind da."
Was?
"Na dann, war mir kein Vergnügen dich kennen zu lernen!"
Ich stieg aus, war einfach nur genervt und wollte weg von ihm. Wie konte ein Mann nur so ein aufgeblasenes Ego haben?
"Nina?"
"WASSS?"
Ich hatte gar nicht bemerkt dass er ausgestiegen war. Wie leise war der denn? Und wie konnte er bei der Grösse so flink sein? So grosse Männer waren eigentlich eher unkoordiniert.
"Deine Schlüssel Nina, oder willst du draussen schlafen?"
Mist.
Ich ging auf ihn zu, schnappte mir meine Schlüssel, verfluchte ihn und Tamara und murmelte etwas Unverständliches.
Er hingegen sah mich nur an und grinste arrogant. Wie gerne wäre ich jetzt 30cm grösser gewesen nur um ihm die Fresse polieren zu können!Endlich in meinem Zimmer machte ich Licht, öffnete das Fenster und zündete mir mein Gift an.
Und da stand er, sah nach Oben direkt zu mir, legte den Kopf schräg und nahm sein Handy in die Hand. Dann drehte er sich um, stieg in sein Auto und fuhr los.
Ich rauchte, sah verloren vor mich hin und mir war zum Heulen zu Mute. Ich verstand nicht was mit mir los war, ich wollte schreien und toben. Ich wollte zu ihm und mich entschuldigen aber er war weg und würde nicht wieder kommen.
So hatte er es gesagt... ich wartete noch lange am Fenster aber er kam nicht zurück und so schloss ich es traurig, schämte mich für meine Wut und meinen Ausbruch, zog mich aus und ging ins Bett. Meine Nachttischlampe verbreitete angenehmes Licht und ich starrte blind vor mich hin.
Morgen würde ich alle Bukowski Bücher wegschmeissen, nahm ich mir genervt vor und zwang mich, nicht an ihn und seine arrogante Art zu denken.
Meine Träume allerdings konnte ich leider nicht kontrollieren.
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My Destiny Mein Schicksal (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)
Romansa!!!Achtung!!! In dieser Geschichte gibt es detaillierte Gewalt und sehr detaillierte Sexszenen. Wen das stört, soll es nicht lesen. Erwachseneninhalt! Manchmal sollte man seinen Gefühlen nicht folgen. Manchmal sollte man, auch wenn man erst 17 ist...