Kapitel 39

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"Moskau? Ich soll nach Moskau? Nein! Das ist zu gefährlich für ihn! Ksenija..."
Ich bekam Panik!
Was dachte sich Sergej nur?
"Atme Kleines und hör zu! Ksenija wird Morgen vermählt, ihr Vater hat sehr schnell gehandelt. Immerhin verdient er bei Sergej's Geschäft etwa 30 Millionen. Ksenija wird einen der Glatzköpfe heiraten.."
"Timofej" murmelte ich dazwischen.
"Genau der. Morgen wird das sein, dann am Sonntag gibt es einen Maskenball zu Ehren des Brautpaares. Keine Ahnung wie Timofej's Vater auf so etwas kommt! Jedenfalls wird das Brautpaar nur ein paar Stunden dabei sein und dann in die Flitterwochen verschwinden.
Und du Kleines, wirst bei diesem Maskenball dabei sein" verkündete er strahlend.
Ich würde Sergej sehen.
Ich bekam Herzklopfen bei dem Gedanken und musste die Tränen wegblinzeln.
Maskenball?
Das war sicher Sergej's Idee gewesen, davon war ich überzeugt!





Moskau war kalt, eiskalt.
Es lag schon Schnee auf den Strassen.
Wir mussten ein blödes Versteckspiel spielen, zwei Autos wechseln und jetzt fuhren wir...
Keine Ahnung wo hin! Es war dunkel und ich war zum ersten Mal in Moskau.
Ich wollte nur  Sergej sehen und dann könnte ich auch gleich wieder zurück ins Flugzeug.
Ich zitterte seit Tagen und mein Verstand funktionierte nicht richtig.
Ich musste ihn sehen, es war wie ein Zwang.



Irgendwann fuhren wir in eine Tiefgarage und Lazar parkte gleich neben dem Lift. Jedenfalls konnte ich die Umrisse sehen, denn es gab keine Beleuchtung.
Gruselig war das.
Meine Tür wurde aufgerissen und zwei grosse Hände griffen nach mir.
Diesen Duft und diese Hände würde ich überall erkennen.
"Dobro pozhalovat' v Moskvu, mein Herz!" murmelte er liebevoll an meinem Hals.
Er hob mich mit all seiner Kraft hoch und ich schlang automatisch die Beine um ihm, umarmte seinen Nacken und klammerte mich an.
Mein Durcheinander im Kopf war wie weggewischt, diese Stimme verstummte und  meine Atmung beruhigte sich.
"Ich verlasse euch, bis Morgen" sagte Lazar doch ich hielt mein Gesicht nur an Sergej's Hals und klammerte mich an ihn.
Ich konnte Lazar nicht antworten.
Auch Sergej erwiderte nichts, er trug mich so in den Lift und wir fuhren in die oberste Etage.
Der Lift hielt direkt in einem Appartement.
Sergej liess mich nicht los, setzte sich so mit mir auf eine grosse Couch und ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, hörte sein starkes Herz und konnte endlich richtig atmen.
Mein Geliebter zog mir die Wollmütze vom Kopf, streichelte mein Haar und roch an meinem Hals. Er sagte kein Wort, schnupperte nur an mir und hielt mich fest.
"Ich habe dich so vermisst Sergej" flüsterte ich und fing wieder an zu weinen.
Ich war doch echt eine blöde Ziege!
"Sieh mich an, lass mich mein liebstes Gesicht sehen mein Herz" flüsterte er zurück und ich sah ihn mit verheulten Augen an.
Er sah so schön aus, roch so gut und lächelte so zärtlich.
Er musste seine Tränen wegblinzeln, ihm ging es wohl wie mir.
"Ich musste dich sehen, sonst wäre ich ausgerastet. Das wäre für das Theater morgen nicht gerade gut" sagte er leise und wischte meine Tränen weg, streichelte mein Gesicht und meine Lippen.
Dann küsste er mich so zärtlich, dass ich wieder anfing zu weinen.
Es war verrückt aber ich konnte nichts dagegen tun.
"Tut mir leid wegen der Tränen, ich hab dich nur so vermisst!" flüsterte ich an seinen Lippen.
"Solange du aus Freude weinst, stören mich deine Tränen nicht. Ich will dich nur ansehen, nur bei dir sein" flüsterte er mit rauer Stimme "ich will nur neben dir einschlafen, nur deinen Atem hören, dich an mich drücken. Du beruhigst mich mein Herz."
"Und du mich, ich war wie tot ohne dich. "
"Das habe ich gesehen mein Herz" sagte er leise und stand mit mir auf.
"Lass uns schlafen gehen mein Herz, leg dich nur zu mir und schlaf an meiner Seite."
Er trug mich in das Schlafzimmer, zog sich und mich bis auf die Unterwäsche aus und ich legte mich auf seine Brust.
Hypnotisiert von seinem Duft und seinem Herzschlag, schlief ich in seinen Armen ein.




Durch nerviges Piepen seines Handy's wurden wir geweckt.
Sergej fluchte und redete dann auf Russisch.
Ich sah durch die riesigen Fenster über Moskau.
Es war ein atemberaubender Anblick.
Ich lag im Bett und konnte über Moskau sehen! Winzige Schneeflocken fielen, es sah aus wie im Märchen.
"Guten Morgen mein Herz."
Ich spürte Sergej's warmen Körper hinter mir und kuschelte mich an ihn.
"Guten Morgen" murmelte ich und schloss einfach meine Augen.
"Ich muss in einer Stunde los aber ich bin am Abend wieder da. Nachher kommt Lazar und bringt dir etwas. Morgen werden wir uns beim Ball erst sehen" murmelte er an meinen Nacken und vergrub seine Nase in meine Haare.
"Das ist in Ordnung. Bleibe ich hier oder muss ich irgendwo anders hin?"
"Nein, das hier ist für dich. Offiziell bin ich in einem Hotel hier in der Nähe. Nicht dass es die Russen interessieren würde, aber..."
"Man weiss nie" beendete ich seinen Satz.
Er gab mir einen Kuss auf die Schulter und stimmte mir zu.
Ich versank in meine Gedanken und sah dem Schnee zu, genoss die Wärme von Sergej und Trauer überfiel mich.
Als Sergej das Schweigen nicht mehr aushielt, drehte er mich zu sich.
"An was denkst du? Du bist weit weg mit deinen Gedanken" murmelte er und sah mir forschend in die Augen, streichelte mit seinem Daumen über meine Wange und lächelte.
"Ich wünschte mir, nur ein Mal, mit dir auf die Strasse gehen zu können. Nur ein Mal, deine Hand zu halten und unbeschwert neben dir die Strasse lang zu gehen."
"Es tut mir leid Nina, das ist kein Leben für eine junge Frau."
Er sah mich traurig lächelnd an.
"Das ist es nicht Sergej. Mir ist egal wo ich bin, es wäre nur schön, wenn du durch mich nicht in Gefahr wärst" flüsterte ich kaum hörbar und streichelte seine drei Narben.
"Wir sind schon seltsam mein Herz. Ich habe panische Angst dich in Gefahr zu bringen und du denkst, deine Anwesenheit wäre eine Gefahr für mich."
Ja, es war eine Ironie des Schicksals.
"Ich bin froh bei dir zu sein, das reicht mir. Ich muss nicht zu diesem Ball, ich kann auch zurück. Jetzt, wo ich dich gesehen habe, geht es mir gut" sagte ich aufrichtig.
"Erfüll mir den Wunsch mein Herz, ich möchte Morgen mit dir tanzen, dich in meinen Armen halten und dich an meiner Seite haben. Auch wenn es diese Masken braucht, für deinen Schutz, so möchte ich dich bei mir haben."
"Ich könnte dir nie einen Wunsch abschlagen mein Geliebter."
Sein Lächeln brachte mich zum Schmelzen und ich sah auf die Kette, auf die Hälfte des goldenen Herzens mit einem N.
Nein ich konnte ihm nichts abschlagen, es war wie ein Zwang.




My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt