Kapitel 13

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Wie im Flug verging die Zeit bei der Arbeit.
Ich war glücklich.
Der Morgen war witzig gewesen, Sergejs Gesichtsausdruck zum Schreien als der Wecker geklingelt hatte. Er hatte sich lautstark über die unchristliche Uhrzeit beschwert, wie er so schön sagte. Er konnte nicht fassen, dass jemand freiwillig so früh aufstand und dann tatsächlich zur Arbeit ging. Er putzte sich mit meiner Zahnbürste die Zähne und fluchte als er über seine Schuhe stolperte.
Tja, das war mein Chauvi!
Er sagte, als wir uns verabschiedeten, dass mich Lazar abholen würde weil er einen Termin um 16.30 Uhr hatte.
Jetzt, 16.05 Uhr, rannte ich in mein Personalzimmer und suchte mein Zeug zusammen. Da klingelte mein Handy, mein Papa.
Den hatte ich ja komplett vergessen! Ich bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
"Hallo mein geliebter Vater" So brachte ich ihn immer zum Lachen. Es klappte auch dieses Mal.
"Hallo meine geliebte Tochter! Wie geht es dir? Störe ich?"
"Du störst niemals. Mir geht es gut. Ich hatte meine letzte Prüfung für dieses Jahr, hatte ein tolles Wochenende und.." scheisse, ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen! Er würde sich nur Sorgen machen und das wäre sehr schlecht für seinen Blutdruck.
"Tolles Wochenende? Was hast du denn gemacht? Ist es ein Junge?"
Junge? Pfff, Sergej war ganz sicher kein Junge!
"Nein Papa, kein Junge. Ich hatte mit Tamara und ihrem Freund ein schönes Wochenende. Kino und so." Ich hasste es ihn anzulügen aber ich hatte das Gefühl, als wäre es besser so.
"Das freut mich meine Kleine. Ich muss dir etwas sagen, etwas schönes!"
"Schiess los Papa" sagte ich nur und suchte mein Deo. Wo hatte ich das nur hingestellt?
"Ich würde gerne mit meiner Freundin verreisen. Es wird ernst zwischen uns, sie tut mir gut. Sie möchte mich ihrer Familie vorstellen und wir würden dann drei Wochen in Urlaub fahren." Mein Papa klang aufgeregt und sehr glücklich.
"Toll! Wann geht's los?"
"Am Samstag meine Kleine und wenn wir zurück sind, würde ich sie dir gerne vorstellen."
Wow, das war ernst! Er hatte mir noch nie eine Frau vorgestellt, das würde also eine grosse Premiere werden.
"Natürlich Papa, ich bin froh dass du glücklich bist. Vergiss deine Medikamente nicht und habt viel Spass!"
Er lachte, sagte das er mich lieb hätte und wir verabschiedeten uns.
Endlich war er glücklich! Das wurde aber auch Zeit, er verdiente es.
Und da klopfte es an der Tür. Scheisse, so würde ich nie fertig werden.
"Was ist denn? Huch Lazar, Hallo!" Lazar grinste mich an, salutierte vor mir und wurde sofort ernst. Das Salutieren passte zu diesem schönen Mann, dachte ich.
"Sergej sagt du brauchst einen Chauffeur und würdest natürlich nur mich mögen?" fragte er unglaublich süss und charmant.
Ich mochte ihn echt, er hatte so freundliche Augen und eine sehr schöne Aussprache.
Und, das würde ich nie jemandem sagen, er war der schönste Mann auf der Welt.
Nicht nur sein Äusseres. Es war, als könnte ich seine schöne Seele sehen. Ihn umgab etwas Stolzes, Loyales und Ehrenhaftes.
"Das stimmt. Du armer Kerl musst mich wohl ertragen aber ich muss dich enttäuschen, ich habe telefoniert und bin noch nicht mit Packen fertig. Tut mir leid Lazar" es tat mir ehrlich leid, er hatte sicher Besseres zu tun als eine 17 Jährige zu betreuen.
"Ich helfe dir, dann geht's schneller... warte! Packst du nur das ein?" Er wirkte irritiert.
Was denn? 3 Pyjamas, Unterwäsche, Kosmetikartikel, 5 Shirts, 5 Joggingshosen, 3 Pullis, 3 schönere Jeans und dazu Oberteile und meinen Teddy.
"Ist das zu wenig? Lazar man kann doch Kleider waschen. Ich brauche nicht so viel Zeug und das passt in eine Tasche" erklärte ich. Er lächelte lieb bei meiner Erklärung und grinste dann Spitzbübisch.
"Hast du dir mal Tamara's Kleiderschrank bei Miloš angesehen?"
Hä? Wieso sollte ich das tun?
"Nein Lazar, mich interessieren Klamotten eigentlich nicht. So, fertig, wir können dann los" meinte ich fröhlich.
Er schüttelte den Kopf, murmelte etwas von dass er das noch erlebte und nahm meine Tasche.
"Die kann ich doch tragen Lazar, du bist nicht mein Dienstbote!"
"Eigentlich bin ich jetzt dein Chauffeur und dein Schatten."
"Was? Wie? Mein Scha.. was?" Ich war ehrlich verwirrt.
"Egal wo du hingehst, dort gehe ich auch hin. Das wird ein Spass!" meinte er lächelnd.
Das war doch nicht sein Ernst? Spass, mit mir? Was dachte er, wo ich denn hingehe?
Wie könnte so ein Mann, Spass mit mir haben?
"Lazar, ich gehe doch nur zur Arbeit und dann wieder zu Sergej. Was ist denn spassig daran?" fragte ich zweifelnd.
"Es ist viel spassiger als dauernd im Club zu sein. Ich kann jetzt wie ein normaler Mensch schlafen, essen und die Morgenzeitung lesen. Das ist wie Urlaub für mich Nina." Das meinte er tatsächlich ernst und irgendwie freute mich das.
"Lazar, wie alt bist du eigentlich?" Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, wahrscheinlich würde ich mich nie daran gewöhnen, dass er mir die Tür aufhielt. Welcher Mann tat das denn noch?
"33, wieso?" sagte er und fädelte uns in den Verkehr ein. Er war also 16 Jahre älter als ich. Schon komisch, er sah aus wie vielleicht 25.
" Nur so. Wie lange arbeitest du für Sergej?" fragte ich weiter und betrachtete sein Profil.
"Wir kennen uns schon 10 Jahre, 5 Jahre arbeite ich für ihn. Ich bin sein..."
"Gorilla?" neckte ich ihn.
"Ha, Gorilla! Der ist gut! Ich bin sein Sicherheitsleiter, könnte man sagen." Er grinste bei dem Wort.
"Wie habt ihr euch kennen gelernt?" ich hörte ihm gerne zu, es beruhigte mich.
"Im Krieg, er hat mir das Leben gerettet. Alles andere, was ihn betrifft, musst du ihn selbst fragen Nina. Er ist nicht nur mein Boss, er ist mein Freund und ich verdanke ihm mein Leben. Meine Loyalität gehört noch eine Weile ihm" sagte er sehr ernst.
Interessant! Eine Weile?
"Kann ich dich etwas anderes fragen alter Mann?" neckte ich ihn weiter. Er grinste und bejahte.
"Denkst du ich spinne? Denkst du ich überstürze das Ganze?"
"Hm. Macht er dich glücklich? So richtig?"
"Ja." So wie ich mich fühlte, das musste doch Glück sein und ich wollte Sergej nicht enttäuschen.
"Dann geniess es und freu dich. Ich habe ihn noch nie so gesehen, ein Blinder sieht was er für dich empfindet. Aber Nina, wenn der Tag kommt an dem du jemanden zum Reden brauchst, dann bin ich da. Der alte Mann wird dir zuhören" sagte er ernst.
Wie er das wohl meinte? Besser ich fragte nicht.
"Danke Lazar. Du sag mal, wie heisst denn die Haushälterin?" Ich hatte echt keine Ahnung.
"Sie heisst Ana, sie ist meine Tante."
"Echt? Toll! Sie kann unglaublich gut kochen."
"Das stimmt" bestätigte er lächelnd.
Schweigend fuhren wir weiter, jeder in seine Gedanken vertieft.
Ich musste zugeben, dass Lazar himmlisch roch und ich mich bei ihm sehr wohl fühlte.




My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt