Kapitel 8

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Nachdem ich ziemlich schnell einen einfachen Badeanzug gefunden hatte, der den Po grosszügig bedeckte, verschwand ich noch ohne Sergej in den Bodyshop.
Dieser Mann war anstrengend, er wollte alles Mögliche kaufen und das frustrierte mich. Ich war das nicht gewöhnt und wollte ihn nicht bezahlen lassen. Er allerdings konnte das nicht einsehen und davon bekam ich Kopfschmerzen. Es entstand dann eine sehr unschöne Diskussion und die Frauen im Laden sahen uns ängstlich an. Sie fürchteten ihn wohl. Würde es ihn denn umbringen mal zu lächeln?
Naja, wahrscheinlich würde sein Gesicht in 1000 Stücke zerspringen! Wieso schaute er nur immer so grimmig in die Gegend? Aber um ehrlich zu sein, schauten sie mich auch ziemlich doof an. Wir mussten schon ein komisches Bild abgeben. Ich Zwerg, der ihm kaum bis zur Brust reichte, funkelte ihn böse an und sagte ihm er soll die Klappe halten. Er hatte meine Geduld überstrapaziert, das musste ich zugeben.
Er schaute nur zornig zu mir runter und knurrte. Knurren konnte er, alle Achtung.
Wahrscheinlich fragten sich die Frauen, woher ich den Mut nahm ihm das zu sagen oder sie hielten mich für seine kleine Schwester oder so. Aber es war erstaunlich, ich hatte keine Angst vor ihm, ich fühlte mich eigentlich bei ihm sicher nur ging er mir gewaltig auf den Keks. Mir war bewusst, dass er wohl eine menge Geld hatte aber das war mir egal. Ich wollte sein Geld nicht, ich wollte ihn nicht ausnutzen und ich war Luxus nicht gewöhnt. Sein Haus war schön, sein Pool der Knaller und die Bibliothek ein Traum.
Aber war das wichtig? Nein, war es nicht. Ich fühlte mich aus einem irrationalem Grund zu ihm hingezogen, nicht zu seinem Geld. Vielleicht verstand er das ja nicht oder er bemerkte es nicht? Ich verstand es ja selbst nicht, konnte es nicht erklären. Oder ich war einfach peinlich, das war wahrscheinlicher.
"Junge Dame, brauchen sie Hilfe?" Ich zuckte zusammen und sah die junge Frau an. Wie lange ich wohl schon so grübelte?
"Tut mir leid, ich war in Gedanken. Ich bräuchte das Erdbeershampoo, die Spülung und die Bodybutter. Alles Erdbeer bitte" bat ich sie. Sie lächelte und nickte.
"Verzeihen sie aber kennen sie den Mann der dort steht? Ist das ihr Bruder? Er starrt hier rüber" sagte sie schüchtern.
Ich drehte mich um und sah wie Sergej arrogant seine rechte Augenbraue hob.
"Ja, ich kenne ihn" presste ich hervor.
"Ich weiss ich sollte das nicht, aber, dürfte ich ihnen meine Nummer mitgeben? Würden sie sie ihm geben?"
Sichtlich nervös spielte sie mit ihrem blauen Anhänger und lächelte mich an. Ich runzelte meine Stirn und wollte ihr gerade sagen, sie könne mich mal Kreuzweise aber dann... hatte ich ein Recht dazu? Er gefiel ihr und sie war etwa in seinem Alter. Ich wusste ja nicht mal ob ich ihm gefiel oder wieso er so nett zu mir war. Für ihn war ich sicherlich noch ein Kind und er wollte nur freundlich sein. Ich hatte ja selbst keine Ahnung was ich eigentlich wollte. Also schluckte ich meine Worte runter und sagte schweren Herzens "Ich werde sie ihm geben."
Sie strahlte mich an als hätte ich ihr ein tolles Weihnachtsgeschenk gemacht.
Mann, ich war doch echt doof. Ich spielte die Verkupplerin dabei würde ich am liebsten... ach egal, ich bezahlte mein Zeug und bekam noch ein Erbeer Peeling geschenkt.
Wenigstens etwas, dachte ich und ging dann zu Sergej raus.
"Das ist für dich Sergej." Ich war den Tränen nahe als ich ihm die Nummer überreichte und musste mich zusammenreissen. Ich hasste so etwas.
"Was ist das?" Er zog seine Augenbrauen zusammen und schaute sich die Zahlen an.
"Die Nummer von der jungen Frau da. Sie bat mich sie dir zu geben" erwiderte ich trauriger als ich wollte und da schaute er mich so böse an, dass ich tatsächlich schlucken musste um nicht zu rennen!
Ich spürte wie mir das Blut aus meinen Wangen wich. Scheisse, dieser Mann kann einem echt Angst einjagen. Trotzdem schaute ich zu ihm rauf und zuckte nur mit meinen Schultern. Ich wollte ihm meine Panik nicht zeigen. Er sah mich lange an, schaute auf das Stück Papier und zerriss es dann einfach.
"Nein danke. Sie ist nicht mein Typ" sagte er nur eisig. Ich hätte vor Freude weinen können aber wieder nickte ich nur und zuckte mit meinen Schultern.
Die Fahrt verlief schweigend. Ich traute mich nicht zu fragen was denn bitte sein Typ war. Ich meine, die Frau war umwerfend gewesen. Fast einen Kopf grösser als ich, wundervolle dunkelbraune Korkenzieherlocken hatten ihr Gesicht umrahmt. Sie war schön geschminkt gewesen und hatte ein tolles Lächeln. Und sie war sicher in seinem Alter. Was gefiel ihn denn bloss nicht an ihr?
Mit so einer Frau könnte ich nie mithalten, das wusste ich. Klar, ich war hübsch aber alles an mir war zu hell und ich war viel zu jung. So eine Frau konnte einem Mann wie Sergej viel mehr bieten und sie war sicher nicht so ungeschickt wie ich. Wenn ich ehrlich zu mir war, dann war ich einfach überfordert mit Sergej. Von seinen Launen konnte man ein Schleudertrauma bekommen und er zeigte viel zu offen, dass er Geld hatte. Schon alleine seine Uhr würde reichen, um die Obdachlosen für ein halbes Jahr zu ernähren. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte und langsam aber sicher, ermüdete es mich.
"Möchtest du noch immer schwimmen?"
"Was?" Ich drehte meinen Kopf zu ihm und wusste nicht, wovon er sprach.
"Wir sind da Nina."
Oh... Wie konnte ich immer nur so abschweifen? Im Ernst, ich hatte ihn komplett ausgeblendet.
"Klar, lass uns schwimmen."
"Uns?" wiederholte er belustigt.
Der verarschte mich doch!
"Natürlich uns oder soll ich alleine in DEINEM Pool in DEINEM Haus schwimmen? Das wäre nicht gerade angemessen. Das ist ja nicht ein öffentliches Bad" zickte ich ihn an. Hatte er gekokst oder was?
Und er lachte tatsächlich. Zwar erreichte es seine Augen nicht aber es klang schön.
Nur nervte es mich, dass er mich auslachte.
"Lepotice, von mir aus kannst du machen was du willst. Es ist dein Tag" sagte er lachend.
Na das war ja mal eine Abfuhr!
Also stampfte ich los, verschwand im Badezimmer und zog mich um. Mir war egal was er tat, ich würde jetzt schwimmen und danach würde ich verschwinden.
Mir war das alles zu viel und er verwirrte mich sehr, er war wahnsinnig anstrengend.



My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt