2 Kapitel

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Mein erstes freies Weekend seit genau vier Wochen und ich schaute jetzt ganze 45 Minuten zu, wie Tamara den Kleiderschrank durchsuchte... nein nicht ihren Kleiderschrank, MEINEN!
"Tami wieso machst du so einen Aufstand, wir gehen doch nur in einen Club! Und vergiss es, ich werde mir nicht in High Heels den Hals brechen, mein Arsch und meine Möpse werden auch bedeckt sein und den ganzen Kleister will ich nicht im Gesicht!"
"Scheisse Nina, willst du etwa Turnschuhe anziehen???"
Ich seufzte und dachte nur SCHEISSE, SCHEISSE, SCHEISSE! Ich war einfach nicht für so etwas gemacht.
"Tami, geh dich hübsch machen und wirf dir etwas zur Beruhigung ein, ich werde das schon hinkriegen."
Sie war zwar nicht begeistert aber ich würde jetzt nicht mit ihr diskutieren. Ich scheuchte sie raus und sah mir meine Klamotten an.
Also los, enge schwarze Hosen mit feinen grauen Streifen, dunkelgraues Top welches alles schön bedeckte und meine geliebten grauen Boots.
So jetzt die Fassade richten.
Meine Haut war rein also brauchte ich kein Puder aber die Augen schminkte ich mir schön stark, schöne Smokey Eyes, Lipgloss.  Haare kämmen, Deo nicht vergessen.
Fertig.
Als ich mich im Spiegel betrachtete und meine Blässe wieder mal bemerkte, jetzt so mit den dunkel geschminkten Augen...hatte etwas von einem Vampir.
Das würde zumindest mein Verhalten erklären dachte ich belustigt.
Danach wartete ich bis meine Schönheitskönigin fertig war.
Ich muss sagen, sie sah toll aus!
Enges, blaues, kurzes Kleid, schwarze High Heels mit Nieten, Haare schön hoch gesteckt und eine grosse Tasche mit Nieten.
Moment!
" Tami, wieso so eine grosse Tasche?" fragte ich misstrauisch.
"Zur Sicherheit habe ich noch ein Oberteil eingepackt... für dich" grinste sie mich wie ein Teufelchen an.
Na toll, die traute mir echt nicht's zu.
Aber irgendwie hatte sie recht, manchmal war ich sehr tollpatschig.
"Ausserdem kannst du auch dein Handy und Geld rein tun, Schminke ist auch schon drin."
Schminke?
Soll ich mich im Club schminken?
Meine Fresse ich war echt nicht für diesen Affentanz gemacht aber ich legte gerne meinen Geldbeutel und mein Handy in ihre Tasche, denn ich hatte nur praktische Taschen und Rucksäcke.
Kurz darauf kam ihre ältere Schwester und deren Freundin  und wir konnen fahren. Hoffentlich würde ich das überleben betete ich inständig.
Ich hatte schon den ganzen Tag ein mulmiges Gefühl, ich konnte es nicht beschreiben aber es war, als würde mir eine höhere Macht sagen: BLEIB DAHEIM!
Ich glaube echt mit mir stimmte was nicht! Jede 17 Jährige ging doch gerne aus... was war nur mit mir? Woher kam nur dieses Gefühl, wieso wollte ich nicht mit?




Dank Tamaras Schwester kamen wir ohne Ausweiskontrolle in den Club und die Musik dröhnte, es war verraucht und roch auch etwas nach Schweiss.
"Nina, los da ist frei, was für ein Glück!" schrie Tami dann in mein Ohr.
Tja, ob ich morgen wohl noch hören kann?
Ich bezweifelte es...
Dann ging es los.
Tami war einfach nicht zu bremsen, bestellte Smirnoffs und Red Bull für mich. Sie wusste dass ich keinen Tropfen Alkohol anrührte.
Danke Mutter, auch das hast du mir versaut.
Scheisse, ich musste aufhören zu denken! Irgendwie führte ich dauernd Selbstgespräche und bemerkte das teilweise nicht mal.
Also gab ich mich der Musik hin, nahm Tami mit auf die Tanzfläche und blendete die Leute im Club aus. Ich hasste Clubs aber ich liebte es zu tanzen. Den Kopf abschalten, den Körper der Musik anpassen, die Hitze spüren. Tanzen war einfach etwas wunderschönes.



Tami's Schwester kam nach einer Weile auf uns zugestampft, stinksauer und brüllte uns zu "ich muss weg, ich hole euch gegen 01.30 Uhr. Dem Arsch werde ich den Schwanz abhacken!"
Und schon war sie mit ihrer Freundin verschwunden.
Huch, Liebesdrama?
Verstand ich nicht und manchmal dachte ich, ich konnte gar nicht so fühlen. Ich musste zugeben, dass ich etwas emotional verkrüppelt war.
Tami und ich gingen zurück an unseren Platz, wurden zwischendurch von Typen angesprochen und meine Tami genoss das Flirten.
Ich liebte sie und wäre gerne auch zwischendurch so, dachte ich lächelnd.
So gelöst und nicht dauernd auf der Lauer ob etwas Böses geschieht. Es war bestimmt einfacher so zu sein.
"Tami, ich muss kurz für kleine Psychopathinnen" rief ich ihr zu und musste dann grinsen.
Mann, der Blick von dem Typ war echt zum Todlachen!

Wisst ihr wie es in so einem Clubklo aussieht?
Nicht?
Na dann besser!
Es ist echt ein Kunststück zu pinkeln ohne sich zu setzen. Bäääh!
Vielleicht hatte ich ja eine Bakterienphobie? Oder war sonst gestört? Wieso fummelte ich nicht an meinen Haaren vor dem Spiegel wie die anderen Frauen und verpestete meine Umgebung mit Haarspray?
Wieso fand ich Jungs nur so ermüdend?
War ich arrogant oder einfach A-Sexuell? Oder doch nur gestört? Wie gross war mein emotionaler Schaden wohl? Sollte ich womöglich mal einen Psychiater aufsuchen?  So ein Experte wäre vielleicht hilfreich...
Und dann passierte es, als ich mich neben der Bar durchschlug, mir wurden Getränke auf mein Top geschüttet.
Toll, Whiskey!
Ich wusste es doch!
So Scheiss passierte mir andauernd.
Angepisst drehte ich mich zu dem Typ um, der echt gross war, schaute ihn giftig an und fragte ob er blind sei.
Er war sichtlich überfordert, brüllte etwas wie sorry und sah sich um. Was suchte er denn?
Tami lachte sich einen ab und fiel fast vom Stuhl.
Super und jetzt sollte ich mit dem scheiss klebrigen Whiskey Top rumlaufen und auf ihre Schwester warten?
Naja, eigentlich war ich ja selber Schuld, ich hätte zu Hause bleiben sollen aber eigentlich sollte ich eher beim Laufen aufpassen.  So Mist passierte mir dauernd!
Tami kam lachend auf mich zu, schob mich Richtung Toilette und drückte mir etwas in die Hand.
Ich runzelte verwirrt die Stirn.
"Tami ist das dein Ernst? Scheisse das ist ein PLÜSCHTOP! Ein Rotes" rief ich aus.
"Los Nina zieh dich um, etwas anderes hab ich nicht."
War ja klar!
So kam es, dass ich mein Top und auch meinen BH ausziehen musste, weil alles so stinkt und klebt.
Jetzt würde ich also ohne BH mit einer angeheiterten Tami im Club auf ihre Schwester warten müssen...scheisse.
Ich verschränkte meine Arme und lief ihr nach. Dieser Abend war eine Katastrophe und ich wollte nur noch ins Bett.

Prompt war der Kerl wieder da und brüllte  es täte ihm leid und er wolle es wieder gut machen. Wir sollten uns zu ihnen setzen, er gäbe eine Runde aus.
Tami himmelte ihn an und sabberte fast.
Man das wird ja noch was, dachte ich ergeben.
Als ich den Beiden seufzend zum VIP Bereich nachging, durchfuhr mich wieder dieses komische Gefühl. Ich wusste nicht wieso, aber ich wollte zum Ausgang rennen.
Und dann sah ich ihn...
Ich war wie erstarrt und schaute in diese toten Augen, so kalt, so unnahbar.
Die Narben neben seinem rechten Auge waren deutlich sichtbar, auf seinen Armen hatte er unzählige Tättowierungen und auch viele Narben. Seine Haare waren kurz, er hatte einen dreitage Bart und strenge dunkle Augenbrauen.
Aber diese Augen, dieses Grau... und so kalt.
Mein ganzer Körper spannte sich an, meine Finger kribbelten und ich wollte so gerne seine Narben neben dem rechten Auge berühren.
Was war nur mit mir los?
Was zum Teufel stimmte denn nicht mit mir, wieso wollte ich seine Narben berühren?
Der Kerl schrie doch nur nach Gefahr! 
Ich schüttelte meinen Kopf und blinzelte. REISS DICH ZUSAMMEN! schnauzte ich mich selber an und zwang mich ruhig zu bleiben.
"So ihr Hübschen, ich bin Miloš, der Besoffene da ist Milan und das hier ist Sergej."
Ich gab Sergej zuletzt die Hand und es fühlte sich an wie ein Stromschlag.
Er hob nur seine rechte Augenbraue und sah mich komisch an.
Zigarette, ich brauchte jetzt eine Zigarette.
Da Tami mit Miloš beschäftigt war und ich verzweifelt mein Feuerzeug suchte, bemerkte ich nicht gleich, wie er plötzlich neben mir sass und mir Feuer anbot.
Ich sah zu ihm auf und musste schlucken, bedankte mich aber und zog das köstliche Gift in meine Lungen.
Die Nähe zu ihm machte mich verlegen und sehr nervös und er starrte mich einfach nur an.
Heute war der 04.03, fuhr es mir grundlos durch den Kopf. Seinen stehenden Blick spürte ich die ganze Zeit auf mir.
Als Tami plötzlich am Knutschen war, hielt ich es nicht mehr aus.
Ich sah ihn direkt an.
"Wieso starrst du mich so?" schrie ich schon fast.
Der Kerl aber lächelte nur leicht und zuckte mit der Schulter.
"Schöne Gemälde sieht man auch lange an" und ich bekam eine Gänsehaut.
Seine Stimme war tief, rau und voll aber ich konnte keine Regung in seinen Augen sehen. Mir wurde heiss und kalt zugleich aber ich konnte nicht aufhören ihn anzusehen.
Ich weiss nicht wieviel Zeit so verging, aber ich sprang auf und sagte nur "ich muss an die frische Luft."
Draussen vergrub ich die Hände in meine Haare, atmete tief durch und fragte mich, was zum Teufel nur mit mir los war.

My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt