Kapitel 33

175 4 0
                                    

Unser traumhafter Urlaub ging so in seine letzte Woche und ausgerechnet am letzten Mittwoch, hatte ich einen Alptraum.
Nur war er nicht so wie sonst.
Im Traum war ich klein und stand vor einem offenen Grab, während der Regen über den Sarg strömte.
Zum ersten Mal war Lazar in meinem Traum und lächelte das kleine Kind an.
"Es wird alles gut Kleines, wir schaffen das" sagte er liebevoll und ich sah von seiner riesigen Hand in seine wunderschönen Augen.
Die Berührung in meinem Traum fühlte sich so schön, so echt und so tröstlich an.
Verstört riss ich mich, schwer atmend, aus meinem Traum und hörte ein nerviges Klingeln.
Was zum Henker?
"Wer ruft dich denn um sechs Uhr früh an verdammt?" murrte Sergej verschlafen.
Oh! Mein Handy, Scheisse!
Ich nahm es eilig in die Hand und sah Papa's Nummer.
Ich hörte nur verschwommen eine Stimme.
"Warte Papa, ich habe hier drinnen schlechten Empfang. Ich gehe raus, warte!" Was wollte denn mein Vater? Noch um diese Uhrzeit? Sergej wurde schnell ungemütlich, wenn man ihn aus dem Schlaf riss.
"Hallo Papa? Hörst du mich?" rief ich ins Handy.
"Nina? Ich bin es Vera."
Wieso denn sie, dachte ich verwirrt und schon fröstelte es mich.
"Vera, was... was ist los?" fragte ich nur leise.
"Nina, ich, es tut mir leid Nina. Dein Papa hatte einen schlimmen Herzinfarkt" stammelte sie weinend.
Sein Blutdruck, er hatte schlimme Probleme mit dem Blutdruck, dachte ich nur.
"Nina, es tut mir leid aber dein Papa ist vor einer halben Stunde gestorben" weinte Vera hemmungslos schluchzend ins Handy.
Ich begriff gar nichts, starrte nur blind vor mich hin, bis mir Sergej das Handy aus der Hand nahm.
Dann starrte ich ihn an.
Ich sah wie sich seine Lippen bewegten, ich sah wie er das Gesicht verzog, ich sah wie er mich anblickte.
Doch ich kapierte nichts, mein Hirn war wie weggefegt. In meinem Kopf war irgendwie eine gähnende Leere.
Ich sah wie er sein Handy nahm, sah wieder wie sich seine Lippen bewegten und wie er auf mich zukam.
Und begriff noch immer nichts.
"Mein Herz, wir müssen uns anziehen und unser Zeug holen. Lazar kommt bald" sagte er liebevoll und mitleidig.
Lazar?
"Wieso kommt Lazar?"
Meine Stimme klang mir fremd.
Sergej sah mir forschend ins Gesicht und nahm meine Hand.
"Wir müssen zu deinem Vater mein Herz" sagte er ruhig.
Zu meinem Vater?
"Okay" sagte diese mir fremde Stimme und ich tat was Sergej mir sagte.
Er zog mich an, schmiss alles in seine grosse Tasche und nahm Meine. Die hatte ich ja gar nicht ausgepackt, dachte ich erstaunt.
Er kam wieder zu mir und lächelte leicht.
Er war ja komplett angezogen, fuhr es mir durch den Kopf.
Ich hielt nur meinen Teddy umklammert und sah zu Sergej hoch.
"Komm mein Herz, Lazar hat angelegt."
"Okay" wieder diese mir fremde Stimme.
Brav folgte ich seinen langen Beinen und stiess dann mit einer riesigen Brust zusammen.
"Meine Kleine, es tut mir so leid."
Und wieder blickte ich nun sehr verwirrt zu Lazar hoch.
Er hielt mich fest.
Er war sehr braun geworden stellte ich fest. Sah schön aus mit den blauen Augen. Was sollte ihm denn leid tun? Er tat immer das Richtige in meinen Augen, er war perfekt.
Lazar sah mich misstrauisch an und dann zu Sergej.
"Ich glaube sie steht unter Schock Lazar, ist das Flugzeug gestartet?"
"In 10 Minuten ist es in der Luft" antwortete mein lieber Lazar ruhig.
Ich liess mich von ihm auf die Yacht tragen, sah stumm den Wellen und dem Meer zu, spürte Sergej's Arme plötzlich um mich und sackte dann einfach weg.


Ich bekam den Flug nicht mit, ich bekam nicht mit wie ich ins Krankenhaus gefahren wurde, ich verstand nicht was Vera und die Ärztin zu mir sagten.
Alles was ich sah, war mein schöner Papa.
Mein Papa der wie eine Wachspuppe aussah. Mein Papa der gekühlt wurde.
Mein Papa, der gestorben war.
Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.
Seine Augen waren geschlossen, seine Haut kalt, seine Brust erhob sich nicht.
Kein Atem, mein Papa war tot.





In meiner Lethargie gefangen, stand ich vor dem offenen Grab und sah zu dem Sarg.
Wer den wohl ausgesucht hat, schoss es mir durch den Kopf.
Ich hörte Vera weinen, ich hörte den Orthodoxen Pfarrer, ich spürte Sergej's Arm um mich, ich spürte Lazar's Hand die Meine komplett umschloss.
Doch ich reagierte nicht.
Keine Tränen, keine Emotionen, keine einzige Regung kam von mir.
Ich war wie erstarrt und mein Hirn hatte sich in seine eigene Welt verzogen.



My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt