Kapitel 46

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Nach meiner Kotzerei schrubbte ich mir zuerst die Zähne.
Lazar kam kurze Zeit später um nach mir zu sehen.
"Sieh mir in die Augen und sag mir, wie es dir geht?" fragte er ernst.
Wie es mir ging?
"Ich hatte einen schönen Abend, dann wurde geschossen und ich habe in diesem wunderschönen Kleid Sergej genäht, während die verdammten Diamanten geglitzert  haben. Danach glitzerten sie, während ich das Blut aufwischte. Ich habe keine Ahnung wie es mir geht Lazo."
Blinzelnd starrte ich ihn nach diesen Worten an. Mein Mund hatte sich verselbständigt, ich wusste nicht wieso ich das sagte.
Lazar zog mich fest an sich, hob mich hoch und ich erwiderte so gerne diese Umarmung. Es tat so gut und ich fühlte mich so sicher.
"Fast wärst du..." flüsterte er rau.
"Bin ich aber nicht mein Schöner. Ich bin hier" sagte ich leise "du bist der Wahnsinn Lazo. Du warst so beherrscht, du hast ihn mit einem Schuss niedergestreckt und keine Sekunde hast du die Kontrolle verloren. Du verlierst nie die Kontrolle, du bist ein richtiger Offizier. Das gehört einfach zu dir und ich weiss, wer das Gehirn hinter so Vielem ist. Ich danke dir, danke dass du so bist."
Er umarmte mich noch fester und atmete zittrig aus.
"Es tut mir so leid Nina, alles tut mir leid."
Überrascht sah ich in diese schönen, blauen Augen und fand es himmlisch, wie er meine Wange streichelte.
"Du musst dich für nichts entschuldigen Lazo, du ganz sicher nicht" flüsterte "du bist einfach nur wundervoll, das musst du wissen Lazar."
Das war er, niemand war wie er.
Er sah mich an, aber diesen Blick konnte ich nicht deuten. So wurde ich noch nie angesehen.
Dann räusperte er sich und lächelte.
"Du bist wundervoll Kleines" sagte er lieb und küsste meine Nasenspitze.
Er liess mich los und ich fröstelte.
"Lazar kannst du mir das Kleid aufmachen? Der Reissverschluss klemmt" flüsterte ich beschämt.
Er nickte lächelnd und drehte mich um.
"Das Kleid hat einen Riss, deshalb klemmt er" sagte er leise und riss dann an dem Kleid, ich spürte die kühle Luft auf meinem Rücken "ausserdem ist dein Rücken schon blau Kleines" flüsterte er traurig.
Sergej hatte mich abgeschirmt und ich war auf den Boden geknallt, so musste es zu den blauen Flecken gekommen sein.
"Das macht nichts Lazar. Das sind nicht die Ersten und werden auch nicht die letzten blauen Flecken sein."
Ich spürte seine Hände auf meinen Schultern und hielt meine Tränen zurück.
"Du wirst nie wieder, wegen einen Mann, blaue Flecken auf deinem Körper haben. Ausser du willst es. Das verspreche ich" flüsterte er, küsste leicht meine Schulter und ging.
Mein Kleid mit Sergej's Blut zog ich aus und wusch es zuerst unter der Dusche. Danach steckte ich es in einen Plastikbeutel und duschte dann ausgiebig, wusch mir alles vom Körper.
Das Kleid würde Lazar verbrennen.
Danach reinigte ich noch mal die Dusche.
Meine Haare band ich unordentlich hoch, zog mir meinen schwarzen Jogginganzug an und ging nach Unten.
Die Polizei war da.

"Danke für ihre Kooperation, bei weiteren Fragen melden wir uns bei Ihnen" verabschiedeten sich die zwei Polizisten und gingen.
"Hast du Schmerzen Sergej?"
Er war zu ruhig und diesen Blick kannte ich.
"Nein. Ich habe noch was zu erledigen, drüben bei Lazar. Geh ruhig schlafen mein Engel" sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich liess ein paar Minuten vergehen und ging ihm dann nach. Ich wollte alles hören und sehen, ich wusste wo sie waren.
Lazar hatte mir den Schlüssel für seinen "Vernehmungsraum" im Keller gegeben. Es gab einen Hintereingang, für alle Fälle.
Ja, Lazar dachte an alles.
Er wollte, dass ich immer verschwinden konnte, falls es bremslig wird.
Dafür hatte er schon lange vorgesorgt.
Durch die Hintertür gelangte ich vor ein kleines Spiegelfenster.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen um besser sehen zu können, hören konnte ich alles gut.
Sergej stand vor dem Schützen, Lazar war hinter ihm. Der kleine Raum war mit Plastikplanen ausgelegt und der Schütze sass auf einem Hocker. Sein Oberschenkel blutete.
Leider verstand ich nichts, denn der Schütze sprach Russisch.
Ich konnte nur ein paar Wörter.
Aber ich sah Sergej ins Gesicht und er sah sehr böse aus. Sehr!
Er sah aus wie man sich einen Mörder vorstellte.
Sein Gesichtsausdruck war frostig, die Augen mörderisch und glühten böse.
Seine Lippen zu einem fiesen Grinsen verzogen.
Ich sah wie Lazar die Augenbrauen zusammen zog und einen verbissenen Gesichtsausdruck bekam.
Dann sagte Sergej etwas und hob seine Waffe. Er schoss, ganz so als wäre es nichts, dem jungen Mann zwischen die Augen.
Es blutete nicht stark, spritzte nur auf die Planen und er sackte in sich zusammen.
Das Blut tropfte ihm aus der Stirn über die Nase, die Lippen, das Kinn bis auf seine Brust und sammelte sich dort.
Mein Herzschlag hatte sich kurz beschleunigt und wurde jetzt wieder ruhiger, meine Hände zitterten nicht und meine Atmung war normal.
Langsam ging ich zur Vordertür und wartete auf Sergej. Diese Reaktion von mir war eindeutig nicht normal...
Lazar würde sich ganz bestimmt um alles Weitere kümmern, da war ich sicher.
Mein Sergej kam mit einem mörderischen Ausdruck aus der Tür. Als er mich erblickte änderte sich sein Blick.
Ich beruhigte ihn, das wusste ich.
"Du hast alles gesehen" stellte er fest, es war keine Frage.
"Ja. Komm, du musst dich hinlegen mein Held. Die Wunde ist frisch und könnte aufreissen, wenn du dich nicht etwas schonst. Die Antibiotika musst du auch anfangen zu nehmen, es darf sich nicht entzünden." Ich sah ihn so zärtlich an wie ich konnte und nahm seine Hand.
Er sah mich überwältigt von seinen Gefühlen an.
"Komm, ich bringe dich ins Bett und sehe nach deinem Verband" sagte ich leise.
Er folgte mir bis ins Schlafzimmer, setzte sich aufs Bett und ich zog ihm den schwarzen Pulli aus.
Der Verband war sauber, kein Blut war zu sehen.
"Morgen wechsle ich den Verband aber es drückt kein Blut durch. Das ist gut. Hast du Schmerzen?"
Er sah mir unergründlich in die Augen und verneinte.
"Du musst mir sagen, wenn du Schmerzen hast okay? Hier, die erste Tablette vom Antibiotika. Zwei Mal täglich, Morgens und Abends für sieben Tage. Jeweils ein Gramm."
Zärtlich streichelte ich seine angespannte Wange.
"Er hat auf Russisch gesagt, dass jemand mein Gesicht nicht mag. Seine Familie hätte genug Geld bekommen, er könne sterben" murmelte Sergej "als ich ihn fragte, wieso er dann auf dich geschossen hat, sagte er: besser Zwei als Einer. Etwas stimmt nicht mein Engel. Das passt nicht zusammen" sagte er Gedankenverloren und streichelte meine Hände. Dann nahm er das Antibiotikum und setzte sich wieder.
"Du wirst schon herausfinden was los ist. Leg dich hin bitte, du brauchst Ruhe mein Held" bat ich ihn leise.
Sergej seufzte und zog mich auf seinen Schoss.
"Fast hätte ich dich verloren mein Engel" sagte er mit erstickter Stimme an meinem Hals.
"Hast du aber nicht. Dank dir mein Held. Du hast mir das Leben gerettet. Ich danke dir." Jetzt kamen die Tränen, Tränen der Erleichterung.
"Du bist meine Frau, mein alles! Dank mir nicht dafür, ich bin nur froh dich in meinen Armen zu halten!"
Ich umarmte seinen Nacken und weinte vor Erleichterung.
"Ja mein Held, ich bin deine Frau. Egal was andere denken, egal was sie vermuten, egal ob sie nur die dumme Verlobte in mir sehen. Ich gehöre dir" sagte ich leise.
Ewig Sein.
Das war mein Schicksal.
"Du hast zwei Mal gesehen wie ich getötet habe, vor deinen Augen und trotzdem liebst du mich?"
Seine Augen schwammen in Tränen, er schluckte sehr hart.
Ich küsste seine Augenlider und lächelte ihn mit verweinten Augen an.
"Nichts was du tust, kann meine Gefühle und meine Entscheidung ändern" flüsterte ich ihm zu.
Es war wahr, es war die Wahrheit. Nichts konnte das ändern, ich gehörte ihm.
"Das habe ich nicht verdient doch sei gewiss, dass ich alles und jeden für dich töten würde und mich auch töten lassen würde, nur damit du in Sicherheit bist. Du bist Mein, mein Alles!"
"Ja, ich bin Dein" flüsterte ich und küsste ihn zärtlich.
"Ich will dich spüren, darf ich dich lieben? Ich brauche dich."




My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt