Kapitel 15

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So vergingen die nächsten zwei Wochen.
Ich war in meiner Blase aus Glück und Verliebtheit gefangen. In meinem Lehrbetrieb wurde ich etwas komisch angesehen. Es hatte sich herumgesprochen, dass ich selten in meinem Personalzimmer war. Natürlich hatte Ahmed das erzählt, da war ich mir sicher.
Lazar wurde auch von Einigen komisch angesehen aber das war ihm egal,er verbrachte alle Mittagspausen mit mir, wartete immer pünktlich auf mich, öffnete mir die Tür und liess mich nichts schwereres als meine Tasche schleppen. Sogar meinen Rucksack mit den Büchern nahm er mir ab. Ausserdem, und irgendwie nervte mich das,himmelten ihn ALLE Frauen an! Ich konnte es ihnen aber nicht verdenken, denn er war einfach...naja...wundervoll. Seine Manieren waren tadellos, er sprach immer im mässigem Ton und war zu allen freundlich.
Ich ging alle paar Tage nach Hause, wusch meine Kleider, entfernte den Staub und holte meine Post. Ich wusch absichtlich meine Kleidung, ich wollte nicht, dass Ana es machte. Ausserdem machte ich einen wichtigen Termin, nur wusste ich nicht wie ich Lazar davon abhalten sollte, mich dorthin zu begleiten. Der Einzige der mir regelmässig auf die Nerven ging, war Ahmed.
Tami war mal wieder bei der Arbeit aufgetaucht und nun sassen wir draussen in unserer Pause und Ahmed setzte sich zu uns. Musste das sein? Dabei hatte ich mich so auf eine normale Unterhaltung und dann auf den Feierabend gefreut. Lazar wäre wieder pünktlich da und würde bestimmt Cup Cakes mitbringen, er wusste wie gerne ich die mit der Erdbeerfüllung mochte.
"Tamara du lebst ja noch! Lange nicht gesehen, wie geht's?"
Er grinste sie dreckig an, schaute dann zu mir und sein Blick veränderte sich. Etwas wie Hass bildete sich in seinen Augen.
Ich mochte den Kerl nicht. Nicht nur weil er ein eingebildeter Idiot war, da war noch etwas. Ich konnte es nicht beschreiben aber mit ihm stimmte etwas nicht.
Ich rauchte genüsslich weiter und liess Tami reden.
"Ja Ahmed, ich lebe! So eine böse Grippe hatte ich noch nie, ich lag richtig flach. Aber es geht wieder. Und dir Ahmed? Wie geht es dir?" säuselte Tami und innerlich verdrehte ich die Augen. Grippe Tami? Ehrlich? Hätte sie sich nicht etwas Besseres einfallen lassen können? Ich trank aber meinen Cappuccino und rauchte still vor mich hin.
"Mir geht es gut Tamara. Ich habe da ein paar interessante Beobachtungen gemacht. Unsere hübsche, kleine Nina ist fast nie zu Hause. Und wenn doch, dann ist dieser Muskelprotz mit dem Jaguar da. Ich bin ihnen sogar mal gefolgt, aber der Kerl hat mich abgeschüttelt. Wie alt ist denn der Arsch, Nina? Er sieht älter aus als du. Stehst du auf die Daddy Nummer? Versohlt er dir den Arsch bevor du ihm einen blasen musst? Ein BMW war dir wohl nicht gut genug, es muss ein Jaguar sein damit du dein Höschen fallen lässt!" blaffte er.Er sah mich sehr hasserfüllt an.
Tamara zog scharf die Luft ein. Sie runzelte besorgt die Stirn und schaute mich.
Ich allerdings lächelte nur leicht. Endlich hatte er sein wahres Gesicht gezeigt!
"Ahmed spinnst du? Du verfolgst sie? Was geht es dich an wo sie hingeht oder mit wem sie zusammen ist?" Tami war wütend und machte ihrem Ärger Luft. Sie funkelte ihn angeekelt an, doch ich blieb ruhig.
"Ich werde dir gerne antworten Ahmed, wenn du schon so schön fragst!" sagte ich ruhig und ernst "Also, der Muskelprotz heisst Lazar. Er ist 33 und er ist der Chauffeur von meinem Freund. Übrigens danke, dass du mir gesagt hast welches Auto das ist. Ich hatte keine Ahnung! Er hat zu viele von diesen Dingern, das kann sich kein Mensch merken. Wo ich hingehe und wann ich nach Hause komme, geht dich nichts an Ahmed. Das ist mein Leben und bitte such dir ein anderes Objekt zum stalken, das ist ja gruselig!" Stirnrunzelnd drückte ich meine Zigarette aus. Wie er über Lazar sprach, machte mich wütend. Er hatte kein Recht dazu, Lazar war einfach wundervoll. Es war mir egal was dieser Typ über mich dachte, aber er würde nicht so über den anständigsten und ehrenhaftesten Mann reden, den es auf dieser Welt gibt.
"Ach, und was mein Höschen angeht Ahmed, für meinen Freund würde ich mein Höschen einfach so fallen lassen, da braucht es weder Geld noch dieses blöde Auto. Aber wahrscheinlich wirst du das nie verstehen. Es geht um den Mann Ahmed, nicht um einen Jungen mit Auto, sondern um einen wunderbaren Mann. Er könnte der ärmste Schlucker auf dieser Welt sein und trotzdem würde ich ihn lieben. Nur den Mann will ich, nicht die Hülle."
Das sagte ich ganz ruhig und lächelte dabei, genoss den dummen Gesichtsausdruck der sich auf seinem Gesicht bildete.
Lazar wäre sehr stolz auf mich, dachte ich innerlich lächelnd. Seine innere Ruhe war einfach ansteckend und schon jetzt hatte ich viel von seinem Verhalten gelernt.
"Ach, das blonde Dummchen hat sich also einen beschissenen Serben angelacht? Oder sind es Russen? Nina, Nina! Sobald er dich durchgevögelt hat, wird er dich wie Dreck wegschmeissen und dann wirst du mich anbetteln dich zu nehmen! Nur kannst du das dann vergessen, ich stehe nur auf Jungfrauen" sagte der Idiot.
Ich konnte mich nur über seine Dummheit wundern.
"Was hast du denn gegen Serben Ahmed? Du wolltest doch in mein serbisches Höschen" das wurde immer besser, der Kerl war echt unverschämt.
Lazar würde ihm für seine Worte ein paar Prügel verabreichen, dachte ich belustigt. Das wäre sicher spannend zum Zusehen.
"Deine benutzte Fotze würde ich nicht mal als Geschenk wollen, du Nutte!"
"Dann ist doch alles wunderbar Ahmed. Ich wollte nie etwas von dir, das weisst du. Damit hätten wir das doch geregelt" erwiderte ich lächelnd.
Gewissen Leuten konnte man einfach nicht helfen, sollte er doch denken was er wollte.
"Fick dich du blöde Nutte!" schrie er mir entgegen und das hörten viele Angestellte um uns rum. Seine Kaffeetasse flog zu Boden als er sich ruppig erhob.
"Du bist ein blödes Arschloch Ahmed! Verpiss dich von unserem Tisch und kriech unter deinen Stein zurück!" brüllte ihn Tami an. Sie war knallrot im Gesicht, sie kochte vor Wut. Was komisch war, denn sie liebte es wenn Zwei sich stritten. Ahmed stürmte zornig davon und zeigte uns noch den Finger.
Na, das war ja mal interessant gewesen dachte ich ironisch. Ich schüttelte nur meinen Kopf und sah Tami an.
"Tami alles ok? Wieso hälst du dir den Bauch? Lass doch den Kerl reden, er ist ein Idiot!" beruhigte ich sie sanft. Sie hatte ihre Gesichtsfarbe geändert und sah richtig gelb aus. Sie erhob sich plötzlich ruppig und hechtete zum Anfalleimer. Dort übergab sie sich lautstark. Ich lief schnell zu ihr, hielt ihr die Haare und streichelte ihr über dem Rücken.
"Alles ok Tami? Brauchst du was? Hat der Kerl dich so genervt?" Tami strotzte immer nur so von Gesundheit, deshalb machte ich mir jetzt Sorgen. Sie würgte und spie alles aus, liess sich dann erschöpft auf den Boden fallen und fuhr sich durch die Haare.
"Mir ist so schlecht Nina." jammerte sie.
Als ich ihr antworten wollte, kam auch schon unsere Abteilungsleiterin.
"Tamara alles in Ordnung? Mir wurde von Ahmed's Ausbruch erzählt und jetzt das! Du bist wohl doch noch nicht so fit Tamara."
Unsere Abteilungsleiterin war eine nette Frau. Sie hatte drei Kinder, war 15 Jahre verheiratet und achtete sehr gut auf uns Azubis. Tami hielt sich den Kopf und wirkte erschöpft.
"Erika, Ahmed ist ein Idiot. Er hat sich etwas echauffiert und Tami aufgeregt, das wird schon wieder" erklärte ich.
Erika sah zweifelnd zu Tami und schüttelte den Kopf.
"Man hat mir erzählt was er so gesagt hat und das hat noch ein Nachspiel. Aber Tamara sieht nicht gut aus. Tamara ich will dass du zum Arzt gehst und das heute noch! Lass dich komplett durchchecken bitte und komm erst wieder, wenn du gesund bist. Nina, kannst du bei ihr bleiben und sie begleiten?" Ich wollte nicken doch Tami redete dazwischen.
"Ich rufe meinen Freund an Erika, er wird mich zum Arzt bringen. Kann Nina nur so lange bei mir bleiben bis er kommt?"
Erika nickte und wünschte ihr eine gute Besserung.
Ich blieb bei Tami bis ein besorgter Miloš ankam und zu ihr rannte.
Er liebt sie, schoss es mir durch den Kopf.
Er liebte sie wahnsinnig.
"Tamara, Süsse was ist los? Kannst du aufstehen?" Er war sehr besorgt, es war richtig süss. Tami schluchzte auf und weinte. Was hatte sie bloss?
"Bring sie zum Arzt Miloš, sie musste sich übergeben und ist noch immer blass" meldete ich mich zu Wort.
Er küsste ihre Stirn, hob sie hoch und brachte sie weg. Ich hoffte, dass es nur eine Magen Darm Grippe war.
Drinnen wusch ich meine Hände, desinfizierte sie und ging an meine Arbeit.



My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt