Kapitel 35

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Mein Sergej musste zu Miloš und liess Lazar und mich für drei bis fünf Tage allein.
Davor war er unausstehlich, gereizt und wollte nicht ohne mich gehen.
Es war aber klar, dass ich nicht mit ihm gehen konnte.
Nicht jetzt und vermutlich nie.
Also machte ich im Haus was ich wollte, spendete fast alle seine Hemden, bestellte ihm Unmengen von diesen überteuerten Boss Shirts, grübelte vor mich hin und ertrug seine schlechte Laune.
Eigentlich ignorierte ich seine schlechte Laune, denn ich wusste, dass er sich Sorgen machte und mich nicht verlassen wollte.
Mir machte eher zu schaffen, dass er sich zu sehr auf mich fixierte und so vielleicht dann Fehler beging.
Bevor ich aber an diesem Abend etwas sagen konnte, stellte sich Lazar vor ihn und sah ihn genervt an.
"Sergej deine schlechte Laune schlägt auf meine Potenz! Nina geht es gut, sie wird bei mir bleiben und sie wird da sein, wenn du zurück kommst. Dieser Mist mit den neuen Männern bei Miloš ist schon anstrengend genug, du wirst deine Kontrolle brauchen und du musst konzentriert sein Sergej. Ich weiche nicht von ihrer Seite, ich werde unsere Kleine beschützen aber Sergej du musst dich zusammenreissen. Du musst das mit Ksenija's Vater regeln und ihnen zeigen, wer das Sagen hat. Sonst bricht das Chaos aus und alle stehen auf der Abschussliste."
Lazar's Ton war ruhig aber hart und Sergej's Blick änderte sich sofort.
"Das weiss ich alles. Ihr Vater ist nicht das Problem, das weisst du mein Freund. Was seine Tochter angeht, werde ich ihm Einiges klar machen. Miloš macht sich gut aber er wird mit diesem Mist nicht alleine fertig!" grollte er und sah zu mir.
Ich sagte gar nichts, sondern blätterte eine Seite meines Buches um.
"Ich kenne meine Aufgaben und meine Verantwortung mein Freund. Doch ich hasse es ohne Nina zu sein" knurrte er und setzte sich neben mich. Er legte seinen Arm um mich und küsste meine Schläfe.
Ich bemerkte, dass er noch mehr Masse angesetzt hatte. Er trainierte sehr viel aber trotzdem war er andauernd gereizt.
"Mein Held, ich bleibe genau hier. Wie immer, und warte auf dich. Du musst tun was du tun musst. Dabei darf dich nichts ablenken, auch ich nicht" flüsterte ich ihm zu und streichelte seine Wange.
"Ich weiss mein Herz, ich weiss" flüsterte er zurück und presste seine Lippen innig auf Meine.
"Verpass den Idioten einen Arschtritt und komm zurück mein Freund" sagte Lazar und goss sich einen Whiskey ein.
"Lazar hat recht Sergej, komm einfach schnell zurück" sagte ich leise und betete, dass nichts schief ging.
Er wusste, dass ich nie raus ging ausser in den Garten. Ich bestellte alles und Lazar brachte es rein oder er kaufte es. Ich hatte mich selbst praktisch eingesperrt um ja nicht aufzufallen.

Als mein Sergej an nächsten Morgen ging, blieb ich noch liegen und bereitete mich auf das Gespräch mit Lazar vor.
Ihm hatten die Hilfiger Shirts wahnsinnig gut gefallen und er sah in ihnen viel zu gut aus, dachte ich amüsiert.
Sie klebten ihm am Körper und er sah noch jünger aus so.
Als ich meine Gedanken formuliert hatte, stand ich auf und ging zu ihm rüber.





"Hast du kurz Zeit mein Vormund?" Ich witzelte absichtlich und sah ihm zu, wie er die Hanteln hinlegte.
"Natürlich. Was hast du ausgeheckt, dass Sergej nicht sofort hören soll?"
Ich grinste nur und übergab ihm den Stapel Papiere.
Er las sich Blatt für Blatt durch, konzentriert und Stirnrunzelnd.
"Wie zum Teufel hast du es geschafft, das hier ohne mein Wissen zu besorgen?"
Er sah mich imponiert an, ich hatte ihn überrascht.
"Telefon und Internet" sagte ich nur.
Er musste ja nicht alles wissen.
Meine Starre hatte auch viel Positives gehabt!
"Du willst, dass ich dich adoptiere? Du hast Anträge besorgt, ausgefüllt und schon unterschrieben ohne mein Wissen?"
Er war sehr beeindruckt und das freute mich.
"Das ist nicht schwer Lazar, alles ist möglich mit einem Handy und einer Internetverbindung" säuselte ich grinsend.
"Willst du das wirklich?"
"Es ist noch möglich da ich noch nicht Volljährig bin. Es geht auch schnell, weil ich damit einverstanden bin und du schon mein Vormund bist. Der Staat will immer Geld sparen und es braucht noch deine Unterschriften, die Kopien die ich dir angestrichen habe und ein Gespräch mit der Sozialarbeiterin. Sie kommt übrigens Morgen um 8 Uhr. Danach leitet sie das ganze ans Gericht und das wars. In einem Monat hättest du mich adoptiert."
Ich hatte lange recherchiert, mit einer Anwältin geredet, sie hatte alles aufgesetzt und mir versichert, dass es keine Probleme gäben würde.
Der Staat hatte besseres zu tun, als sich um eine 17 Jährige zu kümmern die schon einen sehr wohlhabenden Vormund hatte. Und so würde ich ganz sicher nicht im Heim landen. Besser gesagt, wir würden so verhindern, dass Sergej viele Menschen abschlachtet.
"Dann willst du auch meinen Nachnamen? Alles von dir soll wie ausgelöscht werden?"
"Ja" erwiderte ich nur.
Wie das klang, seinen Nachnamen.
"Kleines, ich weiss nicht was du planst oder was in deinem Kopf vorgeht. Sag mir nur ob ich mir Sorgen machen muss?"
Er sah mich prüfend an. Sehr misstrauisch mein Lazar, dachte ich belustigt.
"Nein, brauchst du nicht. Ich will nur noch vorsichtiger sein." Das war nur die halbe Wahrheit aber es musste reichen.
"Oder willst du nicht offiziell mein Vater sein?" fragte ich dann besorgt, vielleicht hatte ich ihn ja falsch eingeschätzt.
"Wieso sollte ich nicht wollen? Ich unterschreibe das Kleines aber" er stellte sich vor mich "egal was du da zusammenbraust, wenn es losgeht, dann musst du mir das ein paar Wochen vorher sagen."
Er sah mich streng an und wartete auf meine Antwort.
"Niemand sonst wird etwas erfahren, nur du Lazar wirst es wissen" antwortete ich ruhig.
Er blickte mich nur wissend an und nickte.
"Wirst du das Sergej beibringen oder soll ich? Bitte Kleines lass mich! Das wird ihn ärgern!" grinste er teuflisch.
"Du darfst das gerne tun und wenn er ausflippt, mische ich ihm Schlaftabletten unter das Essen" triefte ich vor Sarkasmus.
"Das hättest du vor seiner Abreise tun sollen, hätte mir Nerven erspart!" meinte er voller Überzeugung und umarmte mich.
Ganz unrecht hatte er nicht.




My Destiny Mein Schicksal  (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt