"Lazar, weisst du wo meine Pille ist? Ich finde sie nicht."
Nicht dass ich auf Sex grosse Lust hatte, nur musste ich sie wieder nehmen.
"Ich habe dir Neue geholt und ein Jahresrezept" sagte mein Vormund und übergab mir drei Packungen und ein Rezept.
"Du warst bei meinem Frauenarzt?" murmelte ich irritiert.
"Nicht direkt" wich er meiner Frage aus.
"Nicht direkt?" Wo kam das Zeug dann her? Gab es Dealer für so etwas?
"Also es war so. Ich ging in die Praxis, der Arzt hatte keine Zeit und ging mir auf die Nerven. Da habe ich mit der Sprechstundenhilfe geflirtet, sie zum Essen ausgeführt und mit ihr geschlafen. Und jetzt hast du das Zeug" erklärte er gelangweilt und biss in sein Sandwich.
Ich starrte ihn nur bekloppt an. Er hatte was?
"Was ist? Wieso siehst du mich so an? Sie war süss und ich brauchte das Zeug für dich" sagte er kauend und zuckte mit den Schultern.
"Du hast dich für das hier prostituiert?"
quickte ich ungläubig, doch er schnaufte nur und verdrehte die Augen.
"Natürlich nicht! Ich hätte auch so mit ihr geschlafen, sie war echt süss und ich sehe sie heute Abend wieder. Nur konnte ich so das Notwendige mit dem Vergnügen verbinden. Ich will nicht schon Grossvater werden!" motzte er mich an und ich seufzte nur.
"Wenn das so weiter geht, wirst du das auch nicht" murmelte ich leise zu mir selbst.
"Was ist denn los? Hat Sergej Erektile Probleme? Ist er nicht zu jung für so etwas?" fragte er nachdenklich.
Lazar war einfach Lazar, da konnte man nichts tun und ich liebte seinen Humor.
"Nein, das doch nicht. Ich bin das Problem... ach vergiss es!" Ich wollte mich abwenden aber er liess mich nicht.
"Oh nein Kleines! Rede! Noch einmal halte ich diese Psycho Starre nicht aus. Also los, raus mit der Sprache!" forderte er mich auf und sah mir offen in die Augen.
"Seit, naja, seit wir vor zwei Wochen am Grab meines Vaters waren, da gehts nicht. Vorher war ich in der Psychostarre. Mein Körper ist wie betäubt. Keine Ahnung Lazar, ich bin wohl echt ein Psycho! Wenn ich genau rechne, dann sind es jetzt 10 Wochen..."
Ich hatte nur ihn und Sergej zum Reden und Sergej fasste mich nicht an. Er merkte, dass etwas nicht stimmt aber er liess mir Zeit, bedrängte mich nicht. Lazar vertraute ich bedingungslos und konnte mit ihm offen darüber reden.
"Kleines, dein Körper trauert. Dein Verstand hatte sich acht Wochen ausgeklinkt. Das braucht Zeit, du brauchst Zeit" er redete leise und liebevoll mit mir "muss ich Sergej eine reinhauen? Stresst er dich damit?" fragte er, wohl als Witz, aber ich schüttelte nur den Kopf.
"Nein Lazar, das tut er nicht. Er merkt, dass etwas nicht stimmt aber er drängelt nicht. Eigentlich versucht er es gar nicht. Er liebt mich Lazar, er will mir um keinen Preis weh tun, sagt er immer" seufzte ich und lächelte leicht.
"Das wird schon Kleines, das ist vollkommen normal. Belaste dich nicht damit und warte einfach ab. Du brauchst Zeit, ganz einfach. Lass dir Zeit Nina" riet er mir und ich nickte nur. Er hatte recht, wie immer.
"Dann muss ich mir also einen neuen Frauenarzt suchen?" fragte ich dann genervt.
"Wäre nicht schlecht. Und wenn du schon dabei bist, such dir eine Frauenärztin. So wie Sergej drauf ist, killt er den Arzt nach der Untersuchung" erwiderte er und schüttelte den Kopf.
Ich runzelte meine Stirn und im Stillen gab ich ihm recht.
Sergej war sehr besitzergreifend und eifersüchtig.
Und seit meiner Psycho Starre, liess er mich kaum aus den Augen. Zum Glück wusste er nicht, was ich für Unterhaltungen mit meinem Gehirn hatte!
"Das ist keine so schlechte Idee Lazar. Er ist sehr auf mich fixiert" murmelte ich und machte mir auch ein Sandwich.
Ich hatte andauernd Hunger in den letzten Wochen.
"Du doch auch auf ihn Kleines, so ist das bei euch" meinte er lächelnd.
Naja...nicht ganz, dachte ich.
"Glaubst du...naja... er denkt ich werde verrückt?" Das machte mir Angst. Oder dass Lazar so denken würde, das machte mich fertig.
"Wegen der Psycho Starre? Nein. Dein Verstand hat so reagiert Kleines. Und dafür habe ich eine Erklärung" erwiderte er leise.
Ich guckte ihn forschend an, gespannt.
"Im Krieg wird ein Mensch anders, verändert sich um zu überleben. Wenn der Krieg vorbei ist, wenn dieses Böse stillsteht und man begreift was geschehen ist, dann reagiert man wieder. Ich habe viele Männer gesehen, die sich Zigaretten auf den Armen ausgedrückt haben, habe sie dem Alkohol verfallen sehen, habe gesehen wie sie sich getöten haben" sprach er bedächtig weiter "sie konnten ihren Verstand nicht schützen; die Meisten wurden nicht darauf trainiert sich auf die Aufgabe zu konzentrieren und auch danach zu leben. Und da kommt dein Verstand ins Spiel Kleines. Bei der ganzen Gewalt und der Angst die dir schon von Klein auf begegnet ist, hat dein Verstand gelernt sich zu schützen. Verstehst du? Wahrscheinlich liegt das an deinem IQ, ich weiss es nicht aber... während dir die Knochen gebrochen wurden, du blutig geschlagen wurdest, du in ständiger Angst leben musstest, hast du das von dir weggeschoben. Du hast dich in der Bücherwelt versteckt, hast gelernt damit umzugehen um nicht daran zu zerbrechen" er räusperte sich wieder "dein Verstand, gepaart mit deinem Charakter, hat für sich eine Fluchtmöglichkeit gesucht und sie so gefunden. Wenn es deinem Herz zu viel wird, du den Schmerz oder die Angst nicht mehr aushältst, dann schaltest du einen Stecker um und läufst auf Sparflamme. Das ist nichts Schlechtes, es ist nur eine Art mit etwas umzugehen" beendete er seinen Vortrag sachlich.
Ja, Lazar war schlau, sehr schlau!
Wenn man ihn sah dachte man das gar nicht aber er war in der Militärschule gewesen, mit 21 hatte er schon die Offiziersakademie abgeschlossen.
"Dir wurde beigebracht anders zu denken Lazar. In der Militärschule und auf der Akademie, wurdest du trainiert anders zu denken" murmelte ich grüblerisch vor mich hin.
Er nickte leicht.
"Das stimmt, doch bei dir ist es etwas schwieriger. Du kannst die Gefühle nicht abstellen, manchmal kannst du die Informationen nicht verarbeiten, weil deine Gefühle dich überfluten. Deshalb ziehst du dich zurück. Also für mich sieht das so aus" stellte er sachlich fest.
"Gefühle kann ich bei Patienten abschalten, mich konzentrieren und es nicht an mich heranlassen" fing ich an zu erklären
"Ja Kleines aber diese Menschen stehen dir nicht so Nahe. Nicht mal deinen Vater hast du so sehr geliebt, wie du Sergej liebst. Diese Gefühle sind für dich neu und unbekannt, deshalb hast du auch diese Schuldgefühle entwickelt und dann deinen Stecker umgeschaltet. Es war einfach zu viel" unterbrach er mich leise, seine Worte klangen liebevoll. Nicht wertend.
Aber er hatte nicht mit Allem recht, er wusste nicht alles.
"Du durchschaust mich gut mein lieber Vormund" murmelte ich.
"Nicht gut genug Kleines. Etwa 60% aber der Rest" er wackelte mit seinem Kopf "an den Rest komme ich nicht ran. Du hast acht Wochen mit deinem Gehirn allein verbracht. Was da Oben alles abging, was du alles geplant oder überlegt hast, weiss ich nicht. Deshalb rate ich dir, mach keinen Blödsinn! Bevor du etwas in die Tat umsetzt oder bevor du handelst, rede mit mir. Darum bitte ich dich! Egal was ist, ich bleibe bei dir und helfe dir. Auch Sergej wird nie etwas erfahren, wenn du es so wünscht" sprach er bedächtig "und jetzt iss. Du musst zunehmen, so gefällst du mir nicht. Du bist viel zu dünn"
Ich musste lächeln, typisch Lazar.
"Du magst ja auch rundliche Frauen!" witzelte ich.
"Darauf kannst du wetten, ist doch furchtbar wenn man die Knochen sieht. Du bist wunderschön, da sollte man nicht die Knochen sehen. Eine hübsche weiche Frau, das ist einfach nur wundervoll!" Er zwinkerte mir zu und ass noch ein Sandwich.
Ich schwieg eine Weile, kaute und dachte nach.
"Sergej's Verstand, sein Gehirn Lazar, ist beeindruckend. Er ist intelligent und plant sehr gut" murmelte ich bedächtig.
"Ja Kleines, das ist so. Er war immer sehr intelligent, das steht ausser Frage. Allerdings wurde er durch Gewalt trainiert hart zu sein. Konditioniert könnte man sagen. Nur bei dir ist er anders, er fühlt zum ersten Mal nach dem Tod seiner Mutter etwas. Er denkt eigentlich sehr schlecht über sich, hat wahrscheinlich auch ein paar Psychopathische Tendenzen und er kann sehr brutal sein.
Dir könnte er nie etwas antun, er ist von dir besessen Kleines. Er liebt dich und irgendwo, in einem Winkel seines Gehirns, hat er schon die ganze Zukunft mit dir geplant." Lazar sah mich ernst an.
"Wieso lässt du ihn im Glauben, dass die Zukunft möglich ist Lazar?"
Er wusste was ich meinte.
"Man muss an etwas glauben Kleines, sonst dreht man durch" das war fast ein Flüstern.
Da hatte er recht. Ich meiner acht Wochen langen Starre, hatten mein Gehirn und ich uns lange unterhalten. Ohne Glauben und Hoffnung zebrach man schnell.
"Lazar, wie leicht war es, die Lebensversicherung zu fälschen?"
Er grinste leicht und nickte anerkennend.
"Ich sagte doch Kleines, du bist schlauer als es dir gut tut" meinte er vergnügt "wusstest du es? Wann wurde es dir klar?" fragte er neugierig.
"Am Grab meines Vaters. Sergej hat immer Reservepläne. Er hat sich das mit dem Geld ausgedacht, damit ich etwas habe, wenn ihm etwas passieren sollte" sagte ich nüchtern.
"Und du bist nicht sauer?"
"Bringt doch nichts, er hat das für mich getan. Ich lasse ihn im Glauben, dass ich es nicht weiss und gebe die Hoffnung noch nicht auf. Vielleicht gibt es eine Zukunft für uns" sagte ich leise, mir bewusst, dass ich mich belog. Eine richtige Zukunft gab es nicht für mich, nicht so wie ich sie eigentlich wollte.
"Hoffnung ist eine schöne Sache und man muss an etwas glauben" wiederholte er, gab mir einen Kuss auf den Scheitel und schwieg dann.
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My Destiny Mein Schicksal (Teil 1, Teil 2 heisst HOFFNUNG, HOPE, NADA)
Romance!!!Achtung!!! In dieser Geschichte gibt es detaillierte Gewalt und sehr detaillierte Sexszenen. Wen das stört, soll es nicht lesen. Erwachseneninhalt! Manchmal sollte man seinen Gefühlen nicht folgen. Manchmal sollte man, auch wenn man erst 17 ist...